Gift
aus dem Zeugenstand schleichen.« Und an den Richter gewandt,
fügte Janak hinzu: »Ich brauche diesen Zeugen nicht mehr, Euer Ehren.«
Auch diesmal war Deadeye prompt auf den Beinen. »Ich erhebe
Einspruch gegen die Art, wie der Verteidiger meinen Zeugen behandelt,
Euer Ehren.«
»Ich ziehe den Kommentar zurück, Euer Ehren«, sagte Janak und
sah mit hochgezogenen Augenbrauen die Geschworenen an.
»Möchten Sie den Zeugen noch einmal vernehmen, Counselor?«,
fragte der Richter den Ankläger.
»Nein, Euer Ehren.«
»Sie sind entlassen, Dr. Bancroft. Vielen Dank für Ihre
Aussage. Meine Damen und Herren Geschworenen, es steht Ihnen frei, zu
gehen. Wir sehen uns morgen um zehn Uhr. Und denken Sie an meine
Ermahnung.«
Am nächsten Morgen schritt Deadeye
aufgebracht in seinem Büro auf und ab. Er hielt die Morgenzeitung von
San Francisco in seiner Hand und schlug damit immer wieder gegen die
Armlehne des Ledersessels, in dem sein junger Assistent saß. »Dieser
Dreckskerl Hamilton will uns fertigmachen!«, brüllte er außer sich vor
Wut. »Haben Sie gelesen, was er über Bancrofts Aussage geschrieben hat?«
»Ich … ich«, stotterte der junge Mann.
»Halten Sie gefälligst die Klappe und hören Sie sich das mal
an: ›Der Zeuge war offenkundig präpariert und hat die Wahrheit verzerrt
dargestellt.‹ Glauben Sie etwa, die Geschworenen werden nicht lesen,
was dieser windige Reporter schreibt?« Diesmal drosch er mit der
Zeitung auf den Schreibtisch. »Der Kerl erfährt nichts mehr von uns. Ab
sofort totale Informationssperre. Haben Sie verstanden? Und jetzt raus
hier! Ich muss meinen heutigen Zeugen präparieren. Schicken Sie ihn
herein und hängen Sie das Nicht-stören- Schildan die Tür.«
»Rufen Sie Ihren nächsten Zeugen auf, Mr.
Graves«, verkündete der Richter, als die Verhandlung begann.
»Das Volk ruft Mr. Nashwan Asad Aram in den Zeugenstand.«
Der Gerichtsdiener führte einen jugendlich aussehenden Mann in
einem teuren italienischen Anzug und einem malvenfarbenen Seidenhemd in
den Saal. Nachdem ihn die Protokollführerin vereidigt hatte, nahm der
Mann im Zeugenstand Platz. Er sprach Englisch mit einem kaum hörbaren
Akzent.
Deadeye stand von seinem Platz neben der Geschworenenbank auf
und schlenderte mit gewohnter Lässigkeit auf Janaks Pult zu.
Nach den üblichen Präliminarien schob Deadeye die linke Hand
in die Hosentasche und begann mit der Befragung des Zeugen. »Wo wohnen
Sie gegenwärtig?«
»Ich lebe in Paris, wo ich am 19. November 1932 geboren wurde.«
»Wie lange leben Sie schon in Paris?«
»Fast mein ganzes Leben lang – mit Ausnahme der Zeit,
als ich in Amerika studiert und danach für Mr. Hagopian gearbeitet
habe.«
Seine braunen Augen, das dichte schwarze Haar und der leichte
Bartschatten auf seiner durch Puder etwas aufgehellten braunen Haut
verfehlten ihre Wirkung auf die Geschworenen nicht. Er war ein
attraktiver Mann.
»Lassen Sie uns über das Jahr 1961 sprechen. Sie haben damals
auf Mr. Armand Hagopians Mülldeponie in Point Molate gearbeitet?«
»Ja, Sir. Als stellvertretender Geschäftsführer.«
»Wie lange haben Sie dort gearbeitet?«
»Ein Jahr.«
»Sehen Sie Mr. Ramos und Mr. Padia, die dort drüben auf der
Anklagebank sitzen?«
»Ja, Sir. Ich habe fast sechs Monate mit ihnen
zusammengearbeitet – bis zu ihrer Entlassung.«
»Warum wurden sie entlassen?«
»Mr. Padia reichte eine Zivilklage gegen Mr. Hagopian ein, und
Mr. Ramos' Neffen, Miguel und José Ramos, verklagten ihn ebenfalls. Sie
wurden ebenso wie Juan Ramos entlassen.«
»Hatten Sie in den sechs Monaten, in denen Sie mit diesen
Männern zusammengearbeitet haben, Gelegenheit, sie näher
kennenzulernen?«
»Ja, Sir. Ich lernte den Job von der Pike auf, weshalb ich
jeden Tag mit ihnen zusammenarbeitete. Ich verrichtete die gleichen
Tätigkeiten wie sie.«
»Gab es Situationen, in denen sie irgendwelche Drohungen gegen
Mr. Hagopian ausgesprochen haben?«
Janak sprang auf. »Einspruch. Zu vage, irrelevant und nicht
sachdienlich.«
»Stattgegeben. Mr. Graves, formulieren Sie Ihre Frage neu.«
»Sie haben in den sechs Monaten, in denen Sie mit den
Angeklagten zusammengearbeitet haben, zahlreiche Gespräche mit ihnen
geführt, ist das richtig?«
»Ja, Sir.«
»In welcher Sprache taten Sie das?«
»Beide sprachen genügend Englisch, sodass wir uns miteinander
verständigen konnten.«
»Sprechen Sie Spanisch?«
»Nur sehr rudimentär. Aber genügend, um etwas zu essen zu
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