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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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guten Tag zu sagen. Sie haben mir regelmäßig ein paar
Wörter beigebracht. Aber unterhalten haben wir uns hauptsächlich auf
Englisch.«
    »Können Sie uns sagen, wie sich die Angeklagten über Mr.
Hagopian geäußert haben?«
    »Mr. Padia war sehr aufgebracht, weil sein Kind mit
Behinderungen auf die Welt gekommen und er selbst unfruchtbar geworden
war. Er war wütend, weil er keine Söhne mehr bekommen konnte. Er sagte,
es sei alles Mr. Hagopians Schuld und dafür müsse er bezahlen.«
    »Hat er damit zum Ausdruck bringen wollen, dass ihn Mr.
Hagopian finanziell entschädigen müsse?«
    »Nein, Sir. Er meinte es im übertragenen Sinn. Er sagte, da,
wo er herkomme, ließen sich bestimmte Dinge nicht mit Geld regeln. In
diesem Fall handle es sich um eine Frage der Ehre, und Mr. Hagopian
habe ihn und seine Familie entehrt. Deshalb müsse er den höchsten
denkbaren Preis bezahlen.«
    »Hat er gesagt, was er mit diesem höchsten Preis meinte?«
    »Er sagte, er müsste mit seinem Leben bezahlen.«
    »Haben Sie Mr. Hagopian darüber in Kenntnis gesetzt, was Mr.
Padia gesagt hat?«
    »Ja, Sir.«
    »Hat sich Mr. Ramos in irgendeiner Weise abfällig über Mr.
Hagopian geäußert?«
    »Er war außer sich, weil die Kinder seiner Neffen mit
Geburtsschäden auf die Welt gekommen und die Neffen selbst seinen
Aussagen zufolge unfruchtbar geworden waren. Er sagte, die ganze
Familie würde in dieser Sache zusammenstehen und Mr. Hagopian müsse für
das, was er ihnen angetan habe, bezahlen.«
    »Meinte er damit, dass er auf gerichtlichem Weg eine
finanzielle Entschädigung von ihm einklagen wollte?«
    »Nein, Sir. Einmal nahm er ein Seil und knüpfte damit eine
Schlinge, und er sagte, damit würde Mr. Hagopian eines Tages aufgehängt
werden, um für alles, was er ihnen angetan hatte, zu bezahlen.«
    »Haben Sie Mr. Hagopian von diesen Äußerungen erzählt?«
    »Ja, Sir.«
    »Wie hat er sich dazu geäußert?«
    »Er nahm das alles nicht weiter ernst und glaubte, sie müssten
nur etwas Dampf ablassen. Aber er wollte sie trotzdem im Auge behalten.«
    Deadeye kramte in den Beweisstücken, bis er fand, was er
suchte. »Sehen Sie den Knoten am Ende dieser Schlinge?«
    »Ja, Sir. Genau so einen Knoten hat Mr. Ramos gemacht, als er
davon sprach, Mr. Hagopian aufzuhängen.«
    »Warum sind Sie da so sicher?«
    »Weil das eine Art Ritual für ihn geworden war. Er knüpfte
jeden Tag eine solche Schlinge und sagte, das wäre es, was Hagopian
blühte.«
    »Danke, Mr. Aram, keine weiteren Fragen«, sagte Deadeye und
nahm lächelnd Platz.
    Janak stand langsam auf und ging zum Zeugenstand, wo er den
Zeugen zunächst nur lange eindringlich ansah. Er ließ sich so viel
Zeit, dass angesichts der Stille im Saal sogar der Richter
erwartungsvoll über den Rand seiner Brille blickte.
    Samuel fiel auf, dass Nashwan Asad Aram blitzblank geputzte
schwarze Gucci-Slipper mit grün-roten Einsätzen trug. Er konnte sich an
das Geschäft in Paris erinnern, in dem solche Schuhe verkauft wurden,
und wie viel sie gekostet hatten. In ihm stieg eine heftige Abneigung
gegen den Mann auf, und er hoffte, den Geschworenen würde es ähnlich
gehen.
    »Sind Sie Armenier, Mr. Asad?«
    »Nein, Sir. Ich bin Kurde.«
    »Warum wurden Sie in Paris geboren?«
    »Meine Eltern waren Flüchtlinge. Sie flohen vor den Türken.
Die Kurden wurden im Ersten Weltkrieg genauso verfolgt wie die Armenier
und mussten aus ihrer Heimat fliehen. Meine Eltern ließen sich
schließlich in Paris nieder.«
    »Warum sind Sie in die Vereinigten Staaten gekommen?«
    »Um zu studieren.«
    »Aha. Und was?«
    »Ich habe ein abgeschlossenes Chemiestudium.«
    »Wo haben Sie studiert?«
    »An der University of Pittsburgh.«
    »Warum sind Sie nach Kalifornien gekommen?«
    »Ich wollte nach dem Studium praktische Erfahrungen sammeln.
Ich erfuhr, dass die Firma Hagopian Enterprises auf die Beseitigung von
Chemieabfällen spezialisiert war, und habe mich deshalb dort um eine
Stelle beworben.«
    »Wer war in Kalifornien Ihre Kontaktperson?«
    »Mr. Hagopian selbst. Er hat mir sehr geholfen. Wie gesagt,
unsere Familien hatten auf ähnliche Weise unter den Türken zu leiden.«
    »Was haben Sie für eine Schuhgröße, Mr. Aram?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gefragt, welche Schuhgröße Sie haben.«
    Der Zeuge machte ein verdutztes Gesicht. »Dreiundvierzig,
glaube ich.«
    »Was entspricht dem im amerikanischen Maßsystem?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte der Zeuge pikiert.
    »Euer Ehren, darf ich den Zeugen bitten,

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