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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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der bei der
Auswahl der Kandidaten den konservativsten Eindruck gemacht hatte, die
Urteilsformulare trug. Unter anderen Umständen hätte Janak den Mann
abgelehnt, doch aus Angst, Deadeye würde die von ihm ausgewählten
gemäßigten Geschworenen kippen, hatte er keinen Gebrauch von seiner
letzten Ablehnungsmöglichkeit gemacht. Er sah Asquith besorgt an.
    Als die Geschworenen Platz genommen hatten, fragte der
Richter: »Sind die Geschworenen zu einer Entscheidung gekommen?«
    »Ja, das sind wir, Euer Ehren«, antwortete ihr Sprecher.
    »Würden Sie Ihren Schiedsspruch bitte der Protokollführerin
überreichen?«
    Der Sprecher der Geschworenen übergab das Dokument der
Protokollführerin, die an die Richterbank trat und es Judge Pluplot
reichte. Dieser las es durch und gab es wortlos an die
Protokollführerin zurück, die sich daraufhin den Angeklagten zuwandte.
    »Die Angeklagten mögen sich bitte erheben«, ordnete der
Richter an.
    Janak bedeutete seinen Mandanten, aufzustehen. Beide waren
auffallend blass, als die Protokollführerin mit lauter und deutlicher
Stimme den Spruch der Geschworenen verlas. »Wir, die Geschworenen in
dem Verfahren das Volk des Staates Kalifornien gegen Narcio Padia,
befinden den Angeklagten Narcio Padia in allen Anklagepunkten für nicht
schuldig.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Wir, die Geschworenen
in dem Verfahren das Volk des Staates Kalifornien gegen Juan Ramos,
befinden den Angeklagten Juan Ramos in allen Anklagepunkten für nicht
schuldig.«
    In ungläubigem Staunen wandte sich Janak seinen beiden
Mandanten zu und umarmte sie, und dazu stammelte er in holprigem
Spanisch immer wieder: »Non culpable ,
non culpable .« Beide
Angeklagten brachen in Tränen aus, als ihnen Janak erklärte, es stehe
ihnen frei zu gehen, sie könnten von nun an nie mehr wegen dieser
Anschuldigungen rechtlich belangt werden.
    Deadeye vergrub das Gesicht in den Händen, dann schlich er
sich wortlos aus dem Saal, bevor ihn die Reporter aufspüren konnten.
    Gefolgt von der Meute der anderen Reporter, eilte Samuel nach
der Bekanntgabe des Spruchs der Geschworenen aus dem Saal und gab die
Meldung von einem Münztelefon aus an seine Redaktion durch.
    Judge Lawrence Pluplot rief den Saal mit ein paar lauten
Hammerschlägen zur Ordnung. Als endlich Ruhe eingekehrt war, dankte er
den Geschworenen und entließ sie. Außerdem wies er sie darauf hin, dass
er sich im kommenden Jahr erneut zur Wahl stellen werde und dass es
ihnen von nun an freistehe, nach Belieben über den Fall und die
Gerichtsverhandlung zu sprechen.
    Der Sprecher der Geschworenen kam auf Janak zu. »Was den
Kurden, diesen Aram, angeht, hatten Sie vollkommen recht. Dieser Mann
schreckt offenbar vor nichts zurück. Mehrere Geschworene waren in der
Cafeteria und haben mitbekommen, wie er dem Blinden Geld aus der
Registrierkasse gestohlen hat. Danach war für uns klar: Jemandem, der
zu so etwas fähig ist, ist auch zuzutrauen, dass er zwei Unschuldige in
die Gaskammer schickt. Dieser Mann ist ein infamer Lügner und ein Dieb.«
    »Ja, das war wirklich unglaublich«, bestätigte Janak und
dankte den Geschworenen noch einmal für den gerechten Spruch der Jury.
    Dann ging Janak zu Samuel und Asquith hinüber, um ihnen zu
berichten, dass seine Mandanten den Freispruch nicht seinen Qualitäten
als Anwalt zu verdanken hatten, sondern purem Glück – einige
Geschworene hatten zufällig mitbekommen, wie Aram dem Blinden Geld
gestohlen hatte, und dadurch hatte der Kurde als Zeuge jede
Glaubwürdigkeit verloren.
    »Dass er den Prozess verloren hat, hat Deadeye einzig und
allein sich selbst zuzuschreiben«, flocht Asquith ein. »Er hätte sich
in seiner Beweisführung auf keinen Fall auf einen solch unglaubwürdigen
Zeugen stützen dürfen.«
    »Ich glaube, sein Zeuge war mehr als nur ein bisschen
unglaubwürdig«, sagte Samuel. Für ihn war der Fall noch keineswegs
erledigt. Es gab noch zu viele offene Fragen. Deshalb ging er, nachdem
die anderen das Gerichtsgebäude verlassen hatten, in das Sheriff's
Bureau und sprach mit dem für die Ermittlungen zuständigen Deputy.
Statt Samuel den Tathergang in allen Einzelheiten zu schildern, ließ er
ihn, nur inoffiziell versteht sich, den Ermittlungsbericht lesen.
Daraus ging hervor, dass sich vier Geschworene in der Cafeteria
aufgehalten hatten, als Aram dort auftauchte. Sie saßen an einem der
Tische und unterhielten sich. Normalerweise hätten die Geschworenen
nicht weiter auf den Kurden geachtet, aber

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