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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Karriere.«
    »Also glaubt er, dass es jeder auf ihn abgesehen hat?«
    »Er hat guten Grund, den meisten weiblichen Agents in seiner Außenstelle nicht zu trauen.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Derek: »Und das hat ihn zum delirierenden Paranoiker gemacht?«
    »Das ist ein Faktor. Wir glauben, dass Schwieger-Daddy sehr genau beobachtet, was in unserer Außenstelle vorgeht. Nur Gerüchte und Tipps von anderen Agents. Sie wissen schon: ›He, ich habe gehört, Senator Walker macht sich Gedanken, wie die Dinge bei euch laufen.‹ So etwas eben.«
    »Nur weil man paranoid ist …«, setzte Derek an.
    »Ja. Vielleicht hat es doch einer auf einen abgesehen.«
    Sie hielten vor einem kleinen Bungalow in einer Wohngegend, die nach Arbeiterfamilien aussah. Sie lag am Rand eines Fabrikgeländes und bestand aus einer Reihe von kastenförmigen Häusern mit wahrscheinlich jeweils drei Zimmern, kleinen Gärten, nur einem Stockwerk und Carports statt Garagen. Kevin Matsumotos Haus war unbeleuchtet. Vor dem Haus befand sich eine kleine Veranda aus Beton, die mit Holz oder Asbest verkleidet schien. Die Vorhänge waren zugezogen, und vor dem Haus standen ein paar vernachlässigte Büsche. Ein Auto war nirgends zu entdecken.
    Sie beobachteten das Haus eine Weile lang.
    Derek sprach schließlich aus, was beide dachten. »Ich weiß nicht, ob wir dort sicher hineinkommen.«
    »Das habe ich befürchtet.«
    »Vorschläge?«, erkundigte er sich.
    Jill schüttelte den Kopf. Sie hatte die Zähne zusammengebissen, ihre Augen waren hart. »Manchmal …«
    Er sah sie an, eine Frage in den Augen.
    »Manchmal braucht man nur an die Tür zu klopfen«, sagte sie.
    Derek kratzte sich am Kinn. »Ich kenne tatsächlich noch eine andere Möglichkeit.«
    »Und die wäre?«
    »Es an einem Fenster zu versuchen.«

77
    18.31 Uhr
    Derek und Jill gingen um das Haus herum. Die Strahlen ihrer Taschenlampen zuckten über das Fundament und die Fensterbänke. Derek ergriff jede Gelegenheit, durch die Fenster ins Haus zu spähen, aber an den meisten waren Vorhänge zugezogen. Was man sonst noch sah, war wenig bemerkenswert.
    »Können Sie erkennen, ob die Fenster verdrahtet sind?«, fragte Jill.
    »Nein.«
    Jill fand, dass er still und mürrisch geworden war, seit sie das Auto verlassen hatten. Vielleicht lag es an Simonas Bemerkung, dass niemand dreimal hintereinander Glück habe.
    »Es gäbe natürlich noch die Tür«, sagte sie.
    Derek schüttelte den Kopf. »Versuchen wir es lieber hier.«
    Er trat an ein Fenster an der Rückseite des Hauses und betrachtete es genau. Plötzlich hob er die Hand und zerschlug es mit dem Pistolenknauf. In der stillen Umgebung klang das Klirren besonders laut. Sie warteten. Nichts geschah. Weit entfernt bellte ein Hund. Von noch weiter drang ihnen Verkehrslärm an die Ohren.
    Derek griff durch das gebrochene Glas, entriegelte das Fenster, packte den Rahmen und schob es hoch. Sorgfältig entfernte er alle Glasscherben. »Also gut«, sagte er. »Ich gehe hinein.«
    Jill legte ihm die Hand auf den Arm. »Nein«, erwiderte sie, »ich gehe zuerst.«
    »Ich übernehme das Risiko, Jill.«
    »Halten Sie den Mund. Ich bin kleiner und habe kein kaputtes Bein. Machen Sie gefälligst Räuberleiter für mich.«
    Derek runzelte die Stirn, dann bückte er sich gehorsam, faltete die Hände und bot ihr die Handflächen. Er hob sie so weit an, dass sie sich hindurchquetschen konnte.
    Einen Augenblick lang raschelte es im Haus, dann erschien Jill wieder. »Ich mache Ihnen die Hintertür auf.«
    »Seien Sie vorsichtig!«
    »Aber sicher.«
    Er wartete. Es schien sich ewig hinzuziehen, auch wenn wahrscheinlich nur eine oder zwei Minuten vergingen. Die Hintertür öffnete sich leise, und Jill winkte ihn herbei.
    Sobald er im Haus war, fragte sie: »Taschenlampen?«
    »Schalten Sie einfach ein paar Lampen ein«, forderte Derek sie auf. »Taschenlampen erregen größere Aufmerksamkeit.«
    Jill gehorchte, und sie fanden sich in einer kleinen Küche wieder. Die Geräte sahen aus, als stammten sie aus den Fünfziger- oder Sechzigerjahren, doch das Dekor mit gelben und grünen Keramikfliesen vermittelte ein Gefühl der Siebziger. In der Spüle stapelte sich schmutziges Geschirr. An einer Wand stand ein weiß beschichteter Tisch mit Aluminiumrohrbeinen. Eine Ausgabe der Detroit Free Press lag darauf verstreut, dazu fanden sich dort eine Frühstücksschale mit brauner Milch, ein Glas mit eingetrocknetem Orangensaft am Boden und ein schmutziger Löffel. Auf dem

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