Giftiges Wasser
mit der alten Geschichte von Alysia Hancock zu tun hat.« Die Antwort hatte Peter nicht mehr hören können.
»Hast du prima gemacht«, lobte Justus den Zweiten Detektiv und sah dem Taxi mit Jean und ihrem Team entgegen, das gemächlich auf sie zurollte.
Auch Bob klopfte dem Freund anerkennend auf die Schulter. Aber so richtig bei der Sache war er nicht. Potter’s Playground interessierte ihn mehr als alte Geschichten von Frauen mit unaussprechlichen Vornamen.
Potter’s Playground bestand aus einem riesigen alten Hangar, in dem die Konzerte stattfanden, und einigen kleinen Nebengebäuden, die zu Tonstudios umgestaltet worden waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier am Prototyp eines superkleinen Flugzeugs mit außergewöhnlich großer Reichweite gebaut worden. Aber dann hatte sich das Verteidigungsministerium aus dem Auftrag zurückgezogen und die Arbeiten wurden aus Geldmangel eingestellt. Lange Jahre war alles unbenutzt geblieben, bis einige Musiker und Tontechniker einen Geldgeber für den Einbau einer Probe- und Konzertbühne samt der entsprechenden Technik fanden. Inzwischen wurden hier nicht nur die Festivals veranstaltet, sondern auch Seminare, Übungswochen und Kurse. Außerdem wurden Platten und Videos produziert.
Jean hatte ein Gespräch mit dem Geschäftsführer von Potter’s Playground vereinbart. Gleich hinter der Einfahrt wurden sie erwartet.
»Sie müssen von NTV sein«, sprach sie ein junger Mann mit Rastafrisur und französischem Akzent an. »Ich bin Hank und soll mich um Sie kümmern.« Er schlug einen kurzen Rundgang vor. »Wenn Sie nichts dagegen haben«, fügte er hinzu.
»Im Gegenteil«, platzte Bob heraus.
Jean lächelte ihn an. »Auf geht’s«, sagte sie unternehmungslustig.
Justus sollte sich diesmal Chelsea anschließen, die ihm Stichworte zu möglichen späteren Drehorten diktierte. Nach Jeans Skript würde hier der Großteil des Films gedreht werden.
Im Hangar herrschte reges Treiben. Auf der Bühne hatten einige Sängerinnen gerade ihren Soundcheck. Techniker liefen hin und her, auch eine Gruppe von Bassisten mit ihren schweren Instrumentenkästen. In schwindelerregender Höhe wurden unter der Hallendecke einige Scheinwerfer ausgewechselt. Im hinteren Teil des Hangars fanden Proben für Videoaufnahmen statt. »Jetzt Kamera drei und Schwenk!«, schrie ein langmähniger Regisseur wütend. »Und Ruhe, wenn ich bitten darf!«
»Sie wissen sicher, dass es morgen hier eine Nonstop-Show geben wird«, erklärte Hank. »Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren. Da ist ein riesiger Aufwand nötig. Und seit das mit der Erpressung bekannt ist, sind alle noch nervöser als sonst.«
Jean nickte und Bob bekam große Augen. »Hast du das von dem Konzert gewusst?«, flüsterte er Justus zu. Der war in Gedanken aber schon wieder bei dem Erpresser und winkte ohne großes Interesse ab.
»Wenn ich richtig informiert bin, wurden sogar Karten für uns reserviert«, sagte Jean.
»Super!«, rief Bob und stieß Justus begeistert an. Der stöhnte so laut auf, dass ihn alle anstarrten. Er spürte wieder dieses grässliche Pochen in der Schulter. Vor allem aber merkte er, wie er puterrot wurde. »Irgendwas war hier elektrisch«, hörte er sich sagen. Zufrieden mit seiner Schlagfertigkeit sah er in die Runde.
»Kommt manchmal vor«, bestätigte Hank und ging weiter.
Das Team folgte ihm, während Bob und Peter Justus eingehend musterten. Aber der verzog nur so gleichgültig wie möglich sein Gesicht und forderte sie mit einer schnellen Handbewegung zum Weitergehen auf.
Nachdem sie sich das Mischpult, die Regieanlage für die Halle und eines der kleinen, mit dickem grauen Schaumstoff ausgepolsterten Tonstudios in den Nebengebäuden angesehen hatten, kamen sie in den Bürowagen zu Mister Jaubert, dem Geschäftsführer von Potter’s Playground . Er war ein kleiner, nicht mehr ganz junger Herr, der eher wie der Vizepräsident einer Privatbank aussah.
»Schön, dass Sie hier sind«, begrüßte er Jean. »Bevor ich es vergesse, Ihre Redaktion hat um Rückruf gebeten. Wenn Sie möchten …« Er deutete zum Telefon.
Jean lehnte dankend ab. Sie wollte zuerst ihr Interview unter Dach und Fach bringen.
Jaubert war das genaue Gegenteil von Mister van Well und den drei ??? auf Anhieb sympathisch. In Paris hatte er eine Plattenfirma besessen, aber dann war er nach Arizona ausgewandert und lebte nun schon seit zehn Jahren in Sedona. Er kannte sich bestens aus und gab bereitwillig Auskunft, sogar über die
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