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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Kriminalhauptkommissar,
schon vom Ethos her wäre es völlig undenkbar, dass jemand uns …«
    »… sabotiert?«, hakte Thomsen nach.
    »Völlig undenkbar, Herr Kriminalhauptkommissar.«
    Jetzt war Thomsen auch klar, weshalb Krieg ihn stets mit »Herr
Kriminalhauptkommissar« ansprach. Er wollte, dass der Kommissar sich ebenfalls
mit vollem Titel an ihn wandte. Aber da konnte Prof. Dr. Dr. Krieg lange
warten. Es gehörte zu seiner Auffassung von Kriminalpsychologie, solchen Leuten
das Gefühl zu geben, dass sie keineswegs unantastbar sind.

13. WÜRSTCHEN MIT REIZMAGEN
    Dr. Hilbert saß ein Zimmer weiter und fühlte sich irgendwie
unwohl, was er mit einer gewissen Diensteifrigkeit kaschierte. Mit seiner
leicht singenden Stimme gab er in einer reichlich gedrechselten Sprache
Auskunft. Seine Art, die Hilbert sich bestimmt von seinem Chef abgeschaut
hatte, nervte den bodenständigen Winterhalter, der es lieber direkt hatte.
    Hilberts Zimmer war eine größere Besenkammer, die zweckmäßig
eingerichtet war. Auch hier hingen die Dissertations- und die
Approbationsurkunde an der Wand, jedoch keine weiteren Preise. Dafür wäre auch
kein Platz gewesen. Der wird’s mit seiner unterwürfigen Art noch zu was
bringen, dachte Winterhalter. Leider. Und dann: Ich würde den Typen gern mal
vier Wochen bei mir als Stallknecht arbeiten lassen.
    Weicher Händedruck, keine Schwielen an den Fingern. Mediziner – in
seiner Kindheit waren das noch Halbgötter in Weiß gewesen. Heute waren es
schwächliche Würstchen mit Reizmagen, die sich ausbeuten ließen, um einem
»Herrnprofessor« zu gefallen. Der antiakademische Reflex in Winterhalter brach
sich allmählich Bahn. Er kämpfte gegen die Versuchung an, diesem Weichling, der
zudem vom Äußeren des Kommissars deutlich irritiert schien, einen Schrecken
einzujagen.
    »So wie des toxikologische Labor des sieht, sin Ihre Patiente
vergiftet worde?«
    Hilbert überlegte gut, rückte sich die Brille zurecht und sagte
dann, dass er dem »Herrnprofessor« sowie der Obduktion des toten Patienten
nicht vorgreifen wolle, er aber von Anfang an in Betracht gezogen habe, dass
der Zustand von Herrn Reinstetter ebenso wie der der übrigen Patienten theoretisch
von einer Vergiftung hätte herrühren können. Immerhin seien ja ähnliche
Krankheitssymptome fast zeitgleich aufgetreten.
    »Sechsundzwanzig Fälle. Vermutlich wird sich’s do jo um en Versehe
handle. Do wird en mögliche Täter nit jedem Einzelne was Böses wolle, wenn die
Fälle z’samme g’höre. Haltet Sie’s für möglich, dass jemand die Klinik schädige
möcht?«
    In Hilberts weichem Gesicht sah Winterhalter ein einziges
Fragezeichen.
    »I mein, Sie hän hier jo vorwiegend psychisch Kranke …« Er tippte
sich mehrfach an die Stirn. »Könnt des sei, dass einer vu dene so unz’friede
mit de Behandlung war, dass er durchgeknallt isch und sich a de Klinik räche
möcht?«
    Hilbert wirkte entsetzt und guckte Hilfe suchend auf seine Dissertationsurkunde.
University of Missouri, Kansas City, las Winterhalter, der seinem Blick gefolgt
war. Sauber! Er selbst war, abgesehen von einem Praktikum beim BKA in Wiesbaden,
kaum aus Südbaden herausgekommen.
    Der Privatassistent erklärte Winterhalter sachte, dass hier
keinerlei potenzielle Gewalttäter oder Amokläufer behandelt würden, sondern
ganz normale Menschen »wie Sie und ich«.
    Winterhalter musste innerlich schmunzeln. »Natürlich. Aber es könnt
doch sei, dass einer emol durchdreht …«
    Hilbert räumte ein, dass man sicher nicht jeden Patienten dauerhaft
glücklich und zufrieden machen könne. Andererseits gäben hier alle ihr Bestes –
und der »Herrprofessor« sei ja eine solche Kapazität …
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Hilbert sagte wieder zweimal
»Ja, Herrprofessor«, dann »Alles klar, die Blutwerte also weiterhin regelmäßig
kontrollieren« und wandte sich dann an Winterhalter.
    »Der Herrprofessor hat veranlasst, dass wir engmaschige
Blutkontrollen bei den vergifteten Patienten durchführen. Zwei weitere Fälle
werden ins Zentralklinikum gebracht.«
    »Guter Mann, der Herr Professor«, feixte Winterhalter.
    Hilbert ignorierte seine Bemerkung. Stattdessen machte er einen
Vorschlag: »Hat Herr Hummel Ihnen nicht den Weg gezeigt? Wartet der noch vor
der Tür? Bei ihm müsste ich nämlich auch noch mal Blut abnehmen.«
    Winterhalter ging vor die Tür und holte Hummel, der gerade seinen
Freund um Rat in Sachen Erpressung gefragt hatte. Riesle hatte

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