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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Svetlana war er wieder ans Fenster gegangen, hatte
die Schwarzwaldluft tief eingeatmet, das Tannenwäldchen angeschaut, dem die
Klinik wohl den Namen verdankte, und sich wirklich einigermaßen wohlgefühlt.
Die mittlerweile völlig vergammelte Karotte auf dem Nachttisch wurde entsorgt.
Sein Blick fiel auf den Erpresserbrief, der mitsamt dem Foto noch auf dem
Nachttisch lag, und Hummel verstaute ihn in seiner Reisetasche.
    Auch sein Hunger meldete sich zurück. Zum Frühstück würde es
allerdings wieder das übliche Eintönige geben. Immerhin fühlte man sich nach
dessen Verzehr besser als nach Chips und Co.
    Hummel zog es das Herz zusammen, als er an den Tisch trat: Ohne
Narben-Dietrich würden die Essen noch eintöniger sein, befürchtete er.
    Doch da hatte er sich getäuscht.
    »Do würd der Bilz in der Pfanne verrückt«, begrüßte ihn der Sachse
und reichte ihm die aktuelle Ausgabe des Schwarzwälder Kurier, die
allmorgendlich im Foyer auslag.
    Riesle hatte ganze Arbeit geleistet. Na ja – bis auf die Erpressungsgeschichte,
die hatte er wenigstens weggelassen. Ansonsten war er aber in seinem Aufmacher
so in die Vollen gegangen, dass Hubertus in jeder Zeile merkte: Sein Freund
stand wirklich unter einem immensen Druck, eine Sensationsgeschichte liefern zu
müssen.
    »Pilzsuppe des Todes – Patient stirbt in Schwarzwald-Klinik«,
lautete die Überschrift.
    Normalerweise hätte er von Klaus jetzt ein kleines Informationshonorar
einfordern können, dachte sich Hummel. Man konnte es aber auch unter
Freundschaftsdienst verbuchen, damit Riesles Karriere mal wieder etwas an Fahrt
aufnahm. Die Hauptsache war doch, dass sein Freund ihn aus dem Spiel gelassen
hatte. Und zwar völlig.
    Hummel überflog noch einmal den Text. Er wollte sich gar nicht an
den einzelnen Zeilen festklammern, hoffte nur inständig, dass er nicht doch
noch irgendwo erwähnt war. 25 Verletzte … Chaos in der Tannenklinik … Verlegungen
ins Zentralklinikum … Polizei ermittelt auf Hochtouren … Bis Redaktionsschluss
keine weiteren Toten.
    Bis Redaktionsschluss keine weiteren Toten? Riesle war wirklich ein
Boulevardjournalist übelster Sorte. Dazu passte auch die Bildunterschrift, die
das Wort »Todesklinik« enthielt.
    Zu allem Überfluss gab es auch noch einen Kommentar »von unserem
Redaktionsmitglied Klaus Riesle« – inklusive kleinem Porträtfoto des
Journalisten. »Kranken Menschen krankes Essen zu servieren – das ist krank!«,
lautete einer der Sätze darin. Riesle hatte sich also auf einen Fehler der
Klinik als Todesursache eingeschossen. Doch hielt er sich eine Hintertür offen:
»Oder war es gar Mord? Nicht auszuschließen! Der Kurier bleibt für Sie dran!«
    »Hab isch Sie nisch gestern mit diesem Dypen spreschen sehn?«,
fragte der Sachse misstrauisch. »Nu, do könn Se sisch ja uf Einisches gefasst
mochn.«
    Der Sachse war nicht der Einzige, der Hummel und Riesle zusammen
gesehen hatte. Die Dame an der Pforte warf ihm ebenso giftige Blicke zu wie die
Diätassistentin. Die Miene von Hilbert, der ihm ebenfalls über den Weg lief,
vermochte Hummel nicht zu deuten. Diensteifrig traf es wohl am besten.
    Er machte, dass er wieder auf sein Zimmer kam, und überlegte, ob er
Riesle anrufen und ihn beschimpfen sollte. Doch das würde eh nichts bringen.
Sich einigeln und die Tür zuschließen? Das war auf Dauer auch keine Lösung.
Einfach abreisen? Hm, vielleicht. Schließlich ging es hier um seine Gesundheit – und der schien ein längerer Aufenthalt unter diesen Umständen nicht sehr
zuträglich.
    Hummel dachte intensiv nach und beschloss dann, systematisch zum
Gegenangriff überzugehen.
    Punkt 1: Er würde dem auf die Spur kommen, der ihn erpresste.
    Punkt 2: Falls der Tod kein Unfall, sondern vorsätzlich herbeigeführt
war, würde er das herausfinden – das war er Narben-Dietrich schuldig. Auch
deshalb würde er erst mal in der Klinik bleiben.
    Punkt 3: Er würde den ganzen grimmigen Klinikgesichtern sagen, dass
er mit dieser Zeitungsgeschichte nichts zu tun hatte.
    Punkt 4: Er würde Carolin und seine Tochter Martina anrufen, damit
sie sich keine Sorgen machten. Sicher war ihnen dank Riesles journalistischer
Meisterleistung das Frühstück im Halse stecken geblieben.
    Punkt 5: Er würde das Mittagessen sicherheitshalber ausfallen lassen
und sich irgendwo anders eindecken. Allerdings nicht mehr in diesem Supermarkt
am Kurpark.
    Hummels nächster Tagesordnungspunkt lautete EKG-überwachtes
Ergometertraining – und zwar bei

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