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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Ernährung stellen
konnten, klopfte es an der Tür. Hummel war erleichtert: Wenn das mit der
Fressattacke herausgekommen wäre, würden sie ihn wohl auch noch wegen
Essstörungen therapieren …
    Klaus Riesle strecke den Kopf durch den Türspalt. »Tschuldigung«,
sagte er. »Aber ich sollte allmählich wirklich wissen, was hier los ist. Mir
rennt die Zeit weg.«
    Winterhalter grinste schon wieder. »Mir lese in letzschter Zeit so
wenig vu Ihne, Herr Riesle. Hän Sie nimmer so de direkte Draht zur Polizei?«
    Natürlich wusste auch er von dem Funkabhörgerät, das Riesle hatte
abgeben müssen. Dessen Augen funkelten ihn böse an.
    »Von Herrn Thomsen erfahre ich ja eh nichts. Helfen wenigstens Sie mir. Es geht um meinen Job.«
    Winterhalter hatte durchaus Verständnis dafür, wollte es sich aber
auf keinen Fall mit Thomsen verscherzen.
    »Sie könne schreibe, dass in einer Klinik in Königsfeld – bitte nit
de Name nenne – mehrere Mensche Mage-Darm-Probleme hatte und einer g’schtorbe
isch. Was die genaue Hintergründe sin, prüfet mir vu de Kripo.«
    Riesle war nicht zufrieden. »Wie hieß der Tote?«, wollte er wissen.
Den Spitznamen »Narben-Dietrich« hatte er von Hummel erfahren, aber das konnte
man ja schlecht schreiben.
    Weitere Auskünfte gab es indes nicht – außer, dass die Kripo
»routinemäßig« der Sache nachgehe.
    »Mehr als e kleine Meldung isch des nit, Herr Riesle«, stapelte
Winterhalter tief.
    Ein unbefriedigendes Rechercheergebnis, aber immerhin eine
Exklusivgeschichte, wenn sich Riesle nicht irrte. Er würde mit seiner
Digitalkamera noch ein Außenfoto machen – und natürlich würde er die Klinik
beim Namen nennen.
    Zwei Stunden später hatte sich der Verdacht der Ärzte
weiter erhärtet: Die Blutwerte der vergifteten Patienten zeigten alle deutlich
erhöhte Leberwerte. Hummels Werte hingegen gaben Hinweise darauf, dass er wohl
wieder vollständig genesen war.
    Eigentlich hätte Thomsen, der sich in der Klinik ja so unwohl
fühlte, jetzt guten Gewissens gehen können. Selbst wenn Pilze für den Tod des
Patienten verantwortlich sein sollten: Dann hatte man in der Küche eben gepfuscht.
Das hier war unter seinem ermittlerischen Niveau: Ein richtiger Mord sah doch
wohl anders aus!
    Doch sein normalerweise untrüglicher Instinkt meldete sich. Seufzend
gab er diesem nach und forderte eine Auflistung, der zu entnehmen war, ob
wirklich sämtliche Erkrankte ein Pilzgericht gegessen hatten. Der Kommissar
musste sich jedoch in Geduld üben. Es war schon nach halb elf abends und das Küchenpersonal
längst zu Hause.
    Thomsen dachte nach. Dietrich Reinstetter war als Einziger an der
Pilzsuppe gestorben. Bei den anderen Patienten bestand keine Lebensgefahr. Also
gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder hatte Reinstetter gleich mehrere
Portionen zu sich genommen, oder sein gesundheitlicher Zustand war so schwach
gewesen, dass schon die Normalportion zum Tod geführt hatte. Außerdem hatte Reinstetter
offenbar lediglich die Hälfte beispielsweise von diesem Hummel gewogen.
    Schließlich beschloss Thomsen, es für heute gut sein zu lassen: Er
benötigte Ruhe – und eine weitgehend keimfreie Umgebung, nachdem er erfolglos
die Küche auf der Suche nach Pilzresten durchstöbert hatte. Aber er würde
wiederkommen. Er – und sein Mundschutz.
    Als er von der Tannenklinik wegfuhr, sah er Klaus Riesle auf dem
Parkplatz stehen und telefonieren.
    »Wieso rufen Sie eigentlich immer so spät an?«, fragte der
Chef vom Dienst, der nach vierundzwanzig Berufsjahren vor allem seinen
Feierabend im Blick hatte und keinerlei Veranlassung sah, die aktuelle Ausgabe
noch einmal umzuwerfen.
    Riesle, der gerade noch ein Gespräch mit Hummel geführt hatte,
empfand den CvD als zutiefst undankbar. Erstens hatte er schon ewig keine
spätabendliche Exklusivgeschichte mehr durchgegeben, und zweitens ging es hier
nicht um die Wiederwahl des dritten Vorsitzenden im Freundeskreis des FC 08
Villingen, sondern um eine Geschichte, die ganz Baden-Württemberg
interessierte.
    »Also gut«, stöhnte der Chef vom Dienst schließlich. »Fünfzig Zeilen
und das verdammte Bild – aber nur im Lokalteil.«
    Riesle protestierte heftig und schlug den Diensthabenden schließlich
breit, wenigstens eine zusätzliche Meldung auf der »Landesumschau« zu
platzieren.

14. DER AUFMACHER
    Selten hatte Hummel so gut geschlafen. Sein Körper hatte
ihm die Ruhe gedankt und sich die Nacht über vorbildlich verhalten. Nach dem
obligatorischen Wecken durch

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