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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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könne.
Dass er dafür das Fahrtenbuch »frisiert« habe und über die grüne Grenze illegal
ein- und ausgereist sei, da der Zoll ja nur ein Kilogramm Pilze pro Person
erlaube. Und dass ihm das Ganze ausgesprochen leid tue.
    »Dann war das gar kein Rest eines Giftpilzes, den wir da in Ihrem
Kofferraum gefunden haben?«, meinte Thomsen.
    Dorfer schüttelte den Kopf. »Sicher nit. Ich kenn mich da gut aus.«
    »Wir werden das natürlich noch mal überprüfen. Auch der Pilzrest
geht ins Labor«, sagte Thomsen, der aber schon in diesem Moment wusste, dass
die Untersuchung nichts mehr bringen würde.
    Winterhalter wurde allmählich wütend. Auf diesen Idioten, mit dem
man hier die Zeit verplemperte, auf sich selbst, dem die Kompetenz seiner Frau
fehlte, denn die hätte selbst aus diesem kleinen Reststummel im Kofferraum
erkannt, welcher Pilz das war, und auf diese Schnöselklinik, die Scheichs anlockte,
nachdem sie vorletztes Jahr noch auf einigermaßen normale Patienten wie seine
Schwiegermutter Wert gelegt hatte.
    Auch Thomsens Laune verschlechterte sich. Von wegen Klärung des
Falles: Sie hatten den falschen Fisch an der Angel. Er würde sich jetzt noch
kurz die beiden übrigen Fahrtenbücher und diesen Chefarzt vornehmen, mit dem
Riesle ja wohl bereits geplaudert hatte. Winterhalter sollte sich um diesen
Südschwarzwälder Pilzwurm kümmern.
    Die Rückfahrt fünfundvierzig Minuten später verlief noch
schweigsamer als der Hinweg. Thomsen hatte weder bei den Fahrtenbüchern noch
beim Chefarzt große Erfolge erzielt – außer dass er diesen aus einer
Besprechung hatte holen lassen. Und Winterhalter? Dessen gutes Herz hatte
wieder einmal gesiegt. Er hatte Dorfer das Versprechen abgenommen, nie wieder
während der Dienstzeit in die Pilze zu fahren, und dafür dem
Verwaltungsdirektor versichert, dass Herr Dorfer freundlicherweise als »Zeuge
in einem Pilzdiebstahl« ausgesagt habe. Er danke der Klinik und Dorfer für die
gute Zusammenarbeit und habe keine weiteren Fragen.

25. DAS RENDEZVOUS
    Hubertus sah den Brief schon von Weitem, obwohl er zur
Hälfte unter der Tür zu seinem Zimmer durchgeschoben war. Er beschleunigte die
Schritte, während sein Herz heftig klopfte: Der Erpresser hatte sich wieder
gemeldet!!
    Als er sich bückte, um das Schreiben aufzuheben, fiel ihm noch ein
anderer möglicher Absender ein. Vielleicht war der Brief, so weiß auch sein
Umschlag sein mochte, ein blauer und stammte von der Klinik! Sie würden ihn
rauswerfen, weil er nicht nur eine einzelne Anwendung, sondern gleich den
ganzen Vormittag geschwänzt hatte. Plus das Mittagessen. Diesmal hatte er ein
Fast-Food-Restaurant den Kochkünsten des Maître vorgezogen. Mit zwei
Hamburgern, einigen Chicken Wings, den Pommes plus Ketchup, der Cola und diesem
dickflüssigen Zeug, das als »Shake« angeboten wurde, hatte er vermutlich seinen
wöchentlichen Kalorienbedarf gedeckt und wieder mal die Kontrolle über sich
verloren. Vermutlich würde ihm spätestens Dr. Auberle bei der nächsten EKG-Belastungsfahrt
die Rote Karte zeigen.
    Da half auch die Karotte, die er sich als Vitamin-C-Alibi zum
Nachtisch gegönnt hatte und deren Stummel er neben dem Wecker in seinem Zimmer
ablegte, nichts mehr.
    Er riss das Kuvert auf – und war überrascht: kein Erpresser und auch
kein Stempel von der Tannenklinik, sondern eine handschriftliche Mitteilung.
    Bitte komm doch heute Abend um sieben Uhr in den Goldenen Löwen nach
Triberg. Ich freu mich – Elke.
    Der Nachmittag verging wie im Flug, weil Hubertus so sehr in
Gedanken vertieft war. Er ärgerte sich darüber, dass er sich fast wie vor einem
Rendezvous fühlte. Dabei war das doch seine Exfrau, verdammt noch mal. Ihm war
etwas flau im Magen, was zweifelsohne nicht zuletzt an der geballten
Fast-Food-Kost liegen mochte. Kaum zu fassen, dass er damals als Führerscheinneuling
und mit Riesle im Schlepptau mindestens zehnmal nach Tübingen und Freiburg
gefahren war – nur, weil dort die US-Burger-Ketten bereits Dependancen
errichtet hatten, als man in Villingen einen Hamburger noch mit Freddy Quinn
und dem Ohnsorg-Theater in Verbindung gebracht hatte.
    Hundertneunzehn Kilogramm zeigte die Waage an, was Dr.
Auberle zu einem miesen Trick nutzte. Oder war es ihm ernst?
    »War mir klar, dass Sie nicht die Disziplin haben«, brummte der
nämlich mit seiner Raucherstimme. »Aber irgendwann macht’s halt bumm – und dann
ist Feierabend.«
    »Ich esse, Sie rauchen«, hatte Hummel zurückgegeben.
    »Und bald sind wir

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