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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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wohl auf das Duschen wieder mal verzichtet hatte.
    »De Obduktionsbericht im Fall Reinschtetter isch eitroffe«, sagte
Winterhalter und winkte ihm mit den Papieren zu.
    »Geben Sie her! Eigentlich erwarte ich, dass dieser mir zuerst
vorgelegt wird. Wieso haben Sie schon Ihre Finger daran gehabt?« Er streifte
rasch seine stets griffbereit daliegenden weißen Handschuhe über, schnappte
sich den Bericht und sah, dass dieser an ihn adressiert war.
    »Ich lasse mir solche Unverschämtheiten von Ihnen nicht bieten,
Winterhalter. Hier: Zu Händen von KHK Thomsen persönlich. Lesen können Sie doch …«
    KHK Thomsen war verbittert. Alle waren sie gegen ihn. Die Kollegen
von der Kriminalinspektion 2. Winterhalter. Riesle. Dieser unzuverlässige Zeuge
Gartmann …
    »Des isch mer gar nit ufg’falle’«, gab Winterhalter den Ahnungslosen,
um umgehend die Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken. »De Obduktionsbericht
sagt, dass de Dietrich Reinschtetter im Verhältnis zu de andere Patiente d’
sechsfache Giftdosis Amanitin im Körper g’habt hät. Unglaublich: d’ sechsfache
Giftdosis«, wiederholte er und setzte auf den Überraschungseffekt.
    Winterhalters Stragetie schien aufzugehen. Thomsen war wirklich
völlig perplex. Er las den Bericht kurz quer. Der Gerichtsmediziner attestierte
»nekrotisierte Schleimhautareale in Dünn- und Dickdarm«. Besonders
interessierte den Kommissar das Analyseverfahren, mit dem der Amanitinwert bestimmt
worden war. Der Gerichtsmediziner hatte Reinstetter Urin entnommen und den
Schnelltest »Elisa« durchgeführt – den gleichen Test wie bei den anderen
Patienten, die Vergiftungserscheinungen aufgewiesen hatten. Dieser zeigte eindeutig,
dass die Konzentration um das Sechsfache höher war als der Durchschnittswert
der übrigen Untersuchten. Das errechnete Thomsen blitzschnell, da er die Werte
der anderen Patienten vom toxikologischen Schnelltest noch im Kopf hatte.
    »Wieso kommen wir erst jetzt drauf, dass Reinstetter eine so hohe
Giftdosis hatte?«, fragte Thomsen zerknirscht.
    »Weil de Test bei de lebende Patiente natürlich dringlicher war. Die
musstet jo rasch entsprechend behandelt werde. Mit einem Knolleblätterpilz isch
nu mol nit zum Spaße. Beim Reinschtetter war’s jo eh scho zu spät. Außerdem
habet mir seinen Leichnam jo beschlagnahmt und in die Rechtsmedizin nach
Freiburg abtransportiere lasse. Dort konntet erscht im Auftrag vu de
Staatsanwaltschaft alle notwendige Teschts durchg’führt werde.«
    Thomsen klatschte den Bericht auf den Schreibtisch.
    »Trotzdem: Wir hätten gleich noch einen Schnelltest bei Reinstetter
veranlassen sollen. Sie gelten doch hier als Spezialist für Kriminaltechnik,
oder? Sie hätten darauf kommen müssen!«
    Thomsen hielt es nicht einmal für ausgeschlossen, dass Winterhalter
vielleicht schon früher über die erhöhte Dosis Bescheid gewusst hatte. War der
vielleicht Teil einer Verschwörung? Falls ja, war es wirklich Mobbing reinsten
Ausmaßes. Falls nein, war er vielleicht auch etwas übermüdet, überlegte sich
Thomsen und konzentrierte sich wieder, um Winterhalters Dialekt zu verstehen.
    »Aber Chef, mir leget doch keinen Katheter a de Leich. Außerdem: Wer
konnt des ahne, dass de Reinschtetter mehr Gift erwischt hät? Und überhaupt:
Des könnt doch theoretisch sei, dass er sechs Teller vu dere Supp g’esse hät?«
    »Halte ich für sehr unwahrscheinlich«, meinte Thomsen, bei dem das
Rötliche wenigstens allmählich aus dem Gesicht verschwand. Gesünder sah er
dadurch noch immer nicht aus. »Immerhin war dieser Reinstetter doch todkrank.
Da hätte er ja schon einen sehr gesunden Appetit haben müssen. Außerdem war in
der Auflistung der Klinik nur von einem Teller Suppe die Rede. Wir sollten
trotzdem noch einmal das Klinikpersonal befragen.«
    »Welche mögliche Erklärunge gibt’s sonscht no für des sechsfache
Gift im Körper vum Reinschtetter?«, fragte Winterhalter, der um einen
konstruktiven Dialog bemüht war.
    Thomsen blätterte wieder im Obduktionsbericht.
    »De Reinschtetter hät en Teller Supp mit extrem hoher Giftdosierung
erwischt – rein zufällig ebe. Pech halt«, versuchte Winterhalter sich selbst
eine Antwort zu geben. »Aber isch des glaubhaft?«
    »Halte ich bei einer Pilzcremesuppe für sehr unwahrscheinlich.«
Thomsen blickte auf, starrte aus dem Fenster des Kommissariats auf die
vorbeisprudelnde Brigach, die in der morgendlichen Herbstsonne glitzerte. »Im
Übrigen hätten dann ja auch die Giftwerte der anderen

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