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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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und wirkte so, als könne
jeden Moment ein Fotograf kommen, der Werbeaufnahmen schießen wollte. Für die
neue Schwarzwaldklinik mit Professor Krieg statt Professor Brinkmann. Dem Arzt,
dem nicht nur die Frauen vertrauten.
    »Sie wirken müde«, sagte Professor Krieg.
    Thomsen war es nicht gewohnt, dass die Leute ihn beobachteten.
Aufmerksam zu sein, sich nichts entgehen zu lassen – das war doch eigentlich
sein Job. »Schlafstörung«, antwortete er knapp, denn zu große Vertraulichkeit
wollte er nicht aufkommen lassen. Die Schlaftabletten, die Professor Krieg ihm
schließlich mitgab, waren aber vom Wert her weit unter der
Bestechlichkeitsgrenze angesiedelt.

28. SOLEKLINIK
    Hummel rutschte allmählich in eine kleine Depression
hinein. Während er sich im Rahmen der einstündigen medizinischen
Trainingstherapie auf einem Crosstrainer abmühte, fielen ihm reichlich Gründe
dafür ein.
    Erstens: Trotz aller Gelber Rüben und Bewegungsübungen wie dieser
hier bekam er seine Figurprobleme nicht richtig in den Griff – und das, obwohl
er sich in den ersten Kurtagen doch ungeheuer kasteit hatte.
    Zweitens: Ein Teil seiner Frustration rührte sicher von dem gänzlich
missglückten Vorabend, diesem seltsamen Treffen mit Elke und dem entsetzlichen
Abschluss, als Carolin sie überrascht hatte. Wobei überrascht das falsche Wort
war: Sie hatten sich ja nichts zuschulden kommen lassen. Zumindest er nicht.
    Wie standen wohl die Chancen, dass Carolin genau in einem solchen
Moment ausgerechnet in dieses Restaurant kam? Eins zu tausend? Eins zu
zehntausend? Er hätte Caro zu gerne gefragt, ob das Zufall war oder ob jemand
nachgeholfen hatte. Ein Jemand namens Elke …
    Carolin war auch am Morgen weder über Handy noch über Festnetz
erreichbar gewesen. Er musste heute Abend wieder bei ihr vorbeifahren. Hubertus
hatte schon überlegt, in der Schule anzurufen und sie über Lautsprecher
ausrufen zu lassen, um in Kontakt mit ihr zu kommen. Um im Rektorat darum zu
bitten, hätte er sich aber wohl unter einem falschen Namen melden müssen.
    Folgerichtig hatte er den Gedanken wieder verworfen.
    Der dritte Grund für seine drohende Depression: Die Erpressungsgeschichte
war undurchsichtiger denn je. Er fühlte sich nicht direkt bedroht. Eher
beunruhigte ihn, dass dieser Erpresser so unkalkulierbar war. Wer wusste denn,
was man diesem Typen zutrauen konnte? Um das herauszubekommen, musste er
vermutlich diesen Vergiftungsfall lösen.
    Beim Besuch der Fernblickklinik hatte sich ja herausgestellt, dass
der dortige Chefarzt den Chef der Tannenklinik kennen musste. Wenn die
Fernblickklinik in diese Vergiftung verwickelt war, lag es nahe, in der
gemeinsamen Vergangenheit der beiden Chefärzte zu kramen.
    Hubertus stieg schnaufend vom Crosstrainer. Endlich Mittagessenszeit.
    Kebab? Oder doch lieber die Diätration im Speisesaal?
    Erst noch ein Versuch bei Carolin. Die fünfte Stunde musste gerade
vorbei sein, vielleicht war sie im Lehrerzimmer des Romäus-Gymnasiums.
    War sie nicht. Oder wenn sie’s war, ging sie jedenfalls nicht ans
Handy.
    Dafür bat Klaus auf der Mailbox um Rückruf. Er tat ihm den Gefallen.
    »Abfahrt Punkt halb zwei«, rief der. »Ich hol dich ab. Wart an der
Pforte.«
    Typisch Klaus: Wozu und warum, darüber sagte er nichts.
    Hummels psychisches Tief hatte indes auch keine triftigen Gründe
dagegen vorzubringen, erneut ein paar der nachmittäglichen Klinikanwendungen
sausen zu lassen. Brachten ja eh nichts. Sollten sie ihn doch rauswerfen. Er
versuchte die Reste seines schlechten Gewissens damit zu becircen, dass er
immerhin beim Mittagessen durch Anwesenheit glänzte.
    Nach den Berichten um das vergiftete Klinikessen litt die
Beteiligung der übrigen Patienten weiterhin massiv – da konnte nicht einmal der
Salat mit Putenstreifen als Lockmittel viel ausrichten. Selbst der Sachse war
nicht zu sehen. Zuckschwerdt schob das Essen gewohnt wortkarg in sich hinein,
sodass Hummel seinen eigenen Gedanken nachhängen konnte.
    Es war ein wenig bizarr: Er hatte Herzprobleme, wurde in eine
psychosomatische Klinik delegiert, ohne dass er diesbezügliche Beschwerden
hatte. Nun aber, nach einer Woche, schien er ähnliche Probleme zu haben wie die
anderen Patienten. Seine Psyche war tatsächlich instabil. Vermutlich sollte er
doch mit jemandem darüber reden. Klaus?
    Hubertus fiel ein, dass er beim allmorgendlichen Blick in den Kurier
keine Riesle-Geschichte über den Vergiftungsfall gelesen hatte. Das war
auffällig.
    Der Freund kam

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