dem Stil nach dem anonymen Brief in Claudia Reitmeyers Briefkasten glich.
Wieder Textfragmente aus Zeitschriften, wieder ein Kontakt des Unbekannten, der sich Paracelsus nannte.
1 000 000 € URO
violett und nicht markiert
Sehe ich Cops
weißt DU was passiert
Ort und Zeit folgen zum Feierabend
»Die E-Mail ist mit Lesebestätigung an Claudias Adresse gekommen. Absender: p 4 r 4
[email protected] – alles ist genauso wie heute Morgen. Nur der Automailer ist mittlerweile abgeschaltet«, fasste Angersbach zusammen.
»Woher wissen wir das?«
»Durch das Versenden der Lesebestätigung.«
»Aha. Können wir mit Sicherheit sagen, dass die Mail innerhalb der letzten dreißig Minuten versendet wurde?«
Sabine dachte an Vera Finke. War es Zufall oder Kausalität, dass die E-Mail unmittelbar nach ihrer Freilassung eingetroffen war?
»Nein, leider nicht. Absendezeiten sind, je nach Anbieter, mittlerweile programmierbar. Allerdings ist das wohl kostenpflichtig.«
»Zu blöd, daran hätten wir vorher denken müssen«, ärgerte sich die Kommissarin. »Wenn es technisch möglich ist, können wir einen Zusammenhang zwischen Veras Freilassung und der E-Mail nicht nachweisen.«
»Sie vergessen, dass für einen kostenpflichtigen E-Mail-Account irgendein Bezahlvorgang existieren muss«, widersprach Angersbach. »Ich setze Herrn Berndt darauf an, es bringt ja nichts, wenn wir uns hier mit Halbwissen herumplagen. Er wird es uns genau sagen können.«
Halbwissen?
Doch bevor Sabine sich darüber ärgern konnte, dass ihr Kollege ihr dieselbe Computerunwissenheit unterstellte, wie sie offenbar bei ihm vorherrschte, schoss ihr ein Gedanke in den Sinn.
»Verflixt und zugenäht!«
Ralph, der längst die Nummer des Computerspezialisten gewählt hatte, blickte fragend auf.
»Ich kenne diesen Schriftzug.«
»Welchen davon?«
Sabine tippte auf die oberste Zeile.
1
000
000
EURO
.
Zahl und Buchstaben waren nicht miteinander verbunden, gehörten aber zur selben Schlagzeile. Ein kleines populistisches Magazin, welches in dem kleinen Laden am Heilsberg, in dem sie gelegentlich einkaufte, vertrieben wurde, hatte unlängst mit diesem Aufmacher die Blicke auf sich gezogen. Das
PAMPHL
€T.
Es wetterte gegen Europa, gegen die Globalisierung, gegen Armut, gegen Ausländer … Meckern um des Meckerns willen.
Gegen alles
und
für nichts.
»€ URO war T€ URO , das T und einige weitere Nullen wurden herausgeschnitten«, erklärte Sabine hastig. Angersbach gab Berndt, der das Gespräch angenommen hatte, zu verstehen, dass neue Arbeit auf ihn warte, und legte den Hörer eilig auf.
Aufmerksam sah er Sabine an.
»Zeigen Sie mal bitte das Originalbild«, forderte sie, »oder geht der Drucker wieder?«
»Themenwechsel.«
Sie grinste und umrundete den Schreibtisch.
Halbwissen.
Auf Ralphs Monitor flimmerte das Bild, das der E-Mail angehängt gewesen war. Die Überschrift prangte in grellem Pink.
»Bingo, Tatsache, das ist es!«, nickte die Kommissarin triumphierend. Sie nannte den Namen der Zeitschrift und das, was sie über den Artikel noch wusste. Ein feuriges Pamphlet gegen das bankrotte Griechenland, welches, wie exemplarisch errechnet wurde, bereits eine Skandalsumme von hundert Milliarden Euro verschlungen habe. Und ein Ende sei nicht in Sicht, hieß es weiter. Das sogenannte Lumpengeld mache dem Namen T€ URO mal wieder alle Ehre.
»Höchst interessant, was Sie so lesen«, feixte Angersbach.
»Ich habe mich darüber
gewundert,
das ist alles. Seien Sie doch froh. Dieses Käseblatt ist nicht besonders auflagenstark, also grenzt das den Täterkreis möglicherweise ein.«
»Hm.« Angersbach wirkte weitaus weniger zuversichtlich. »Ist das jetzt links, rechts, liberal, national …?«
Er versuchte, einen Personenkreis zu bestimmen.
»Schwierig zu sagen«, murmelte Sabine und befragte die Suchmaschine nach dem Titel des Magazins und dem herausgebenden Verlag. Die Suche ergab, dass es sich um eine Verlagsgruppe handelte, die in jüngerer Zeit durch einige Veröffentlichungen zum Thema Verschwörungstheorien, dem Imperialismus der USA sowie zum Untergang der christlichen Welt von sich reden gemacht hatte. Doch einer eindeutigen Couleur ließ sich das Ganze nicht zuordnen, denn die Palette umfasste auch Esoterik und Naturheilkunde. Und es gab einen namhaften Wissenschaftler, der die Erderwärmung nicht nur leugnete, sondern stattdessen behauptete, eine stetige Abkühlung nachweisen zu können. Sabine suchte, ob es eine