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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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erzählen.
    »Ich habe verschiedene Lebensmittelallergien, also achte ich sehr auf eine gesunde Ernährung. Es ist für mich zwar mit einer halben Odyssee verbunden, aber ich habe früher regelmäßig Einkäufe auf dem Weidenhof getätigt. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt als Übersetzerin, also kann ich mir diese Lebensmittel durchaus leisten. Ich brauche dafür keine Designerklamotten oder eine DVD -Sammlung.« Sie zwinkerte verstohlen, eine Mimik, die auf Sabine surreal wirkte. Und auf Ralph wohl noch mehr, wie sie aus seinem Gesichtsausdruck zu lesen meinte.
    »Malte und ich sind uns per Zufall begegnet, es war ein amüsantes Zusammentreffen, und das im wahrsten Sinne des Wortes«, fuhr die Frau fort und kicherte kurz. »Ich watschelte mit meiner
BIOgut
-Einkaufstasche über den Vorplatz, und er lief mir praktisch auf der Treppe in die Arme. Es klirrte, und meine Äpfel rollten über den Boden, er entschuldigte sich tausendfach, zumal er es auch noch eilig hatte, und versprach mir, die Waren zu ersetzen. Das ist der Vorteil, wenn man als Behinderte wahrgenommen wird«, lächelte sie. »Wir waren im Prinzip beide schuld, aber Malte bestand darauf und stand Knall auf Fall mit einer riesigen Ladung an Lebensmitteln vor meiner Tür. Seitdem ist er mein Lieferant, nun ja, er war es.« Ihr Gesichtsausdruck wurde traurig, und sie seufzte schwermütig. »Jedenfalls, um auf den Punkt zu kommen, Malte hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass nicht alle Produkte die angepriesene Qualität haben.«
    »Aha.«
So weit waren wir auch schon.
»Hat er das auch ein wenig präziser ausgedrückt?«
    »Ja und nein. Er riet mir von bestimmten Dingen ab.« Heike Wedmann überlegte kurz. »Da waren zum Beispiel bestimmte Gemüsesorten, also Tomaten, Paprika und Gurken. Bei Backwaren hingegen hatte er keine Einwände.«
    »Was war mit Milchprodukten?«, hakte Sabine nach.
    »Darüber musste ich mir keine Sorgen machen. Für mich kamen ja nur wenige Sachen in Frage, Butter und Käse zum Beispiel, aber die hat er mir direkt von seinem Arbeitsplatz mitgebracht. ›Bloß nicht selbst kaufen‹, sagte er stets. Das hing wohl mit seinem Mitarbeiterrabatt zusammen.«
    Sabine ließ diese Theorie unkommentiert im Raum stehen und ging in Gedanken zu den Gemüsesorten zurück. Doch Angersbach war schneller.
    »Was ist mit den anderen Sachen?«, fragte er zielgerichtet. »Dem Gemüse?«
    »Ich möchte niemanden in Schwierigkeiten bringen«, wehrte die Frau zögerlich ab. Dann wurde ihre Stimme energisch: »Und Malte hatte mit alldem nichts zu tun!«
    »Davon gehen wir aktuell auch nicht aus«, erwiderte Angersbach.
    »Wissen Sie, er wollte das alles nicht. Aber alleine konnte er es nicht aufhalten.«
    »Und deshalb achtete er darauf, dass wenigstens die Produkte, die er Ihnen mitbrachte, einwandfrei waren, richtig?«
    »Ja. Malte meinte, man würde dem Sortiment im Hofladen Gemüse aus Spanien beimischen. Und zwar solches, das nicht nach ökologischen Richtlinien produziert werde.«
    »Hat er auch gesagt, wer dafür verantwortlich ist?«
    »Ich hatte den Eindruck, dass er seinem Boss die Schuld gab – und einer Frau. Ich komme aber nicht auf ihren Namen. Glauben Sie etwa, das Ganze hat mit seinem Tod zu tun? Oh Gott!« Als würde sie erst jetzt das Naheliegende realisieren, wurde Frau Wedmann kreidebleich und legte sich die zitternde Hand auf den Mund. Und auch ohne das lebendige Funkeln wohnte ihrem Blick das Entsetzen inne.
    »War es vielleicht Claudia?«, fragte Sabine.
    »Wie? Nein.« Die Blinde schüttelte den Kopf. »Kürzer, aber hinten auch mit A. Warten Sie.« Sie murmelte einige Namen vor sich hin, doch noch bevor sie zu einer Erkenntnis gelangte, platzte es aus Angersbach heraus: »Vera?«
    Sofort hielt Heike inne und nickte schnell.
    Vera Finke.
    Sabine rief sich die Fakten in Erinnerung und versuchte, eine plausible Verbindung zu erkennen. Vera hatte eine diffizile persönliche Beziehung zu Ulf Reitmeyer. Und offenbar hatte es aufgrund der falsch etikettierten Lebensmittel einen Konflikt mit Malte Kötting gegeben.
     
    Auf Mirco Weitzel kam eine Menge Arbeit zu. Claudia Reitmeyer, Gunnar Volz – jede Person, mit der die Kommissare in den vergangenen Tagen zu tun gehabt hatten, schien weitaus verzweigtere Verknüpfungen zu haben als auf den ersten Blick erkennbar. Claudia war adoptiert. Warum hatte das bisher niemand herausgefunden oder ihnen gegenüber erwähnt? Vera Finke wusste doch bestimmt davon, wenn sie Reitmeyers

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