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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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auf. Der Text war dennoch vollständig zu lesen.
    Das Sterben hat erst begonnen.
    Die Milch macht’s.
    Aber ist das schon die ganze Wahrheit?
    Paracelsus sagt:
    Allein die Dosis macht das Gift.
    Eine Millionen Euro und Ihr könnt wieder saufen
    und verkaufen.
    E-Mail für Dich!
    Was zum Teufel …
    Sie hob das Schreiben erneut an und hielt es gegen das Licht. Dann den Umschlag, auf dem sie nichts weiter vorfand als das Wort »Eilt!«. Handschriftlich, aber es sah aus, als sei es von einem Kind gekritzelt worden. Womöglich hatte er nicht seine Schreibhand benutzt, um einem Graphologen keine Rückschlüsse auf seine Person zu liefern. Fingerabdrücke gab es demnach mit Sicherheit ebenfalls nicht. Hatte sie eben »er« gedacht? Konnte es nicht auch eine
sie
sein?
    In Claudias Kopf schienen sämtliche Gehirnwindungen zu brennen, so sehr strengte sie sich an, aber sie fand keine Antworten. Das Konzentrieren fiel ihr zunehmend schwer, erneut presste sie die Augenlider aufeinander und wünschte sich, dass alles nur ein Alptraum sein, aus dem sie lediglich zu erwachen brauchte, und alles würde sich in Wohlgefallen aufgelöst haben.
    Sie hörte die Schritte nicht, die sich näherten, und erst als die so unangenehm vertraute Stimme zu sprechen begann, schreckte sie aus ihrer Trance auf, und ihr wurde bitter gewahr, dass sie sich nicht in einem Traum befand.
    »Was ist los?«
    Gunnar Volz lehnte in einigen Metern Entfernung an der Küchentheke, die fleckigen gelben Stiefel lugten unter seiner Arbeitshose hervor, und der geschlossene Kragen seines Strickpullovers war bis unters Kinn geklappt. Er suchte die Arbeitsplatte ab, so gut wusste Claudia seine Blicke bereits zu deuten.
    »Habe keinen Kaffee oder Tee gekocht«, brummte sie mürrisch, und Volz rang sich ein gepresstes Grinsen ab.
    »Dann nicht. Also, ich höre. Warum hast du mich herzitiert?«
    Der erste Impuls, nachdem Claudia den ominösen Brief aus dem Briefkasten gefischt und den ersten Schock überwunden hatte, war es, dem ungeliebten Knecht eine SMS zu senden. »Komm rüber. Schnell!«
    Natürlich hatte er sich Zeit gelassen, um ihr nicht das Gefühl zu geben, sie habe ihm gegenüber die Oberhand. Doch Claudia konnte sich keinen Machtkampf mit Volz leisten, sie war müde und ausgelaugt, und so ungern sie es sich auch eingestand, schien er derzeit die einzige Person zu sein, mit der sie sich verbünden konnte. Doch zuvor musste noch eine Sache geklärt werden.
    »Stammt das von dir?« Claudia Reitmeyer hielt Gunnar das Papier entgegen und musterte ihn scharf.
    »Was?« Er näherte sich und nahm das Schreiben an sich. Zeile für Zeile, Claudias Augen folgten den seinen, las er die bunte Buchstabencollage und lugte im Anschluss über den Rand.
    »Ernsthaft?« Er lachte verächtlich.
    »Sag es mir ins Gesicht, dass du nichts damit zu tun hast!«, forderte Claudia harsch.
    »Blödsinn. Warum sollte ich? An Geld liegt mir nichts, das weißt du auch«, erwiderte der Knecht vehement.
    »Das sieht man, stimmt«, brummelte Claudia mit einem Stirnrunzeln. Dann stand sie auf und reckte ihre Hand in Gunnars Richtung. »Gib ihn mir wieder, ich rufe die Bullen.«
    »Im Ernst?«
    »Natürlich. Es steht nirgendwo geschrieben, dass ich es nicht tun darf, und sie gehen doch ohnehin ein und aus hier.«
    »Hm.«
    »Ist der Laden immer noch gesperrt?«, erkundigte sie sich und deutete an Volz vorbei in Richtung Ausgang. Der Knecht nickte.
    »Polizeisiegel. Sie haben der Finke gestern gesagt, dass sie gar nicht erst zu kommen braucht.«
    »Das wird der Finke gerade recht sein«, ärgerte sich Claudia und überlegte insgeheim, ob sie die Gespielin ihres Vaters nicht herbeizitieren sollte. Der Hofladen war von Beamten der Spurensicherung versiegelt worden und würde so bald nicht wieder freigegeben werden. Nicht nach diesem Schreiben. Aber durfte Vera deshalb einfach zu Hause bleiben? Sie hätte sich wenigstens abmelden können oder höflichkeitshalber nachfragen, ob ihr Typ nicht andernorts verlangt wurde. Immerhin zahlte nun Claudia ihr Gehalt, und wenn der Laden von der Spurensicherung geschlossen blieb, um die Lebensmittel auf Gift zu untersuchen, konnte sie sich durchaus anderweitig verdingen.
    Das Haus putzen zum Beispiel.
Claudia musste unwillkürlich grinsen bei der Vorstellung, wie Vera auf allen vieren mit Gummihandschuhen zu Boden kroch.
    »Einen Tausender für deine Gedanken.«
    »Vergiss es. Du kannst wieder verschwinden, aber mach dich darauf gefasst, dass die Kaufmann dich

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