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Gilbert, Elizabeth

Gilbert, Elizabeth

Titel: Gilbert, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Love Pray Eat
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Kanalarbeiter, die Eisenbahner und das Personal der Alitalia haben alle am
gleichen Tag gestreikt. Kürzlich wurde eine Studie veröffentlicht, der zufolge
sechsunddreißig Prozent der italienischen Kinder eine Allergie gegen Gluten haben,
das unter anderem in Pasta, Pizza und Brot enthalten ist - und so geht sie
dahin, die italienische Kultur. Schlimmer noch: Vor kurzem las ich einen
Artikel mit der schockierenden Überschrift: »Insoddisfatte
6 donne su 10!« Sechs von zehn Italienerinnen sind sexuell unbefriedigt.
Zudem berichten fünfunddreißig Prozent der Italiener über Schwierigkeiten mit un'erezione, was die Forscher in der Tat sehr perplessi zurückließ.
Ich frage mich, ob nach alledem Sex noch als
das Wort für Rom gelten sollte.
    Doch es gibt noch schlechtere Nachrichten: Kürzlich wurden
neunzehn italienische Soldaten im Krieg der Amerikaner (wie er hier genannt
wird) im Irak getötet - die größte Anzahl von Opfern bei einem italienischen
Militäreinsatz seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Römer waren schockiert, und am
Tag der Beerdigung waren sämtliche Geschäfte geschlossen. Die große Mehrheit
der Italiener will mit George Bushs Krieg nichts zu tun haben. Die Beteiligung
daran war die Entscheidung Silvio Berlusconis, des italienischen
Ministerpräsidenten (der hier zu Lande gemeinhin als idiota bezeichnet
wird). Dieser gänzlich intellektfreie Medienzar, Großindustrielle und
Fußballklubbesitzer mit seinen Korruptionsaffären und Skandalgeschichten, der
die Kunst, aria fritta (»gebratene oder heiße Luft«) zu
reden, beherrscht, der geschickt die Medien manipuliert (was nicht schwer ist,
wenn sie einem gehören) und sich im Allgemeinen nicht wie ein vernünftiger
Staatsmann verhält, sondern eher wie ein Bürgermeister aus Waterbury (das ist
ein Insider-Witz für die Einwohner Connecticuts - sorry), hat die
Italiener nun in einen Krieg hineingezogen, der sie ihrer Meinung nach nicht
das Geringste angeht.
    »Sie sind für die Freiheit gestorben«, erklärt Berlusconi
beim Begräbnis der neunzehn italienischen Soldaten, doch die meisten Römer sind
anderer Meinung: Sie sind in George Bushs privatem Rachefeldzug
gestorben. Man könnte meinen, für einen zu Besuch weilenden
Amerikaner sei es in einem derartigen politischen Klima nicht leicht, und bei
meiner Ankunft in Italien machte ich mich daher auf Ressentiments gefasst.
Ich habe jedoch von Seiten der meisten Italiener nur herzliches Mitgefühl
erlebt. Sobald man auf George Bush zu sprechen kommt, deuten die Leute mit
einem Kopf nicken in Richtung Berlusconi und seufzen: »Wir kennen das - wir
haben ja auch so einen.« Wir waren schon dort.
    Angesichts dieser Umstände ist es daher schon verwunderlich,
dass Luca ausgerechnet an seinem Geburtstag ein amerikanisches Thanksgiving feiern will, aber mir gefällt die Idee. Thanksgiving ist ein schönes Fest, etwas, worauf Amerikaner uneingeschränkt stolz
sein können, unser einziger nationaler Feiertag, der einigermaßen vom Kommerz
verschont geblieben ist. Es ist ein Tag der Gnade, des Danks, der Geselligkeit
und - ja - auch des Vergnügens. Und genau das brauchen wir alle jetzt
vielleicht.
    Meine Freundin Deborah ist übers Wochenende aus Philadelphia
nach Rom gekommen, um den Tag mit mir zu feiern. Deborah ist eine
international anerkannte Psychologin, Schriftstellerin und Feministin, aber ich
betrachte sie noch immer als meine Lieblingsstammkundin - aus der Zeit, als ich
in Philly kellnerte und sie zum Lunch kam, Diätcola ohne Eis bestellte und mir
über die Theke hinweg allerlei kluge Dinge erzählte. Sie hat dem Laden wirklich
so was wie Klasse verliehen. Inzwischen sind wir seit über fünfzehn Jahren
befreundet. Auch Sofie kommt zu Lucas Party. An Thanksgiving ist jeder willkommen. Vor allem, wenn das Fest zufällig auf Luca Spaghettis
Geburtstag fällt.
    Spätabends verlassen wir Rom in Richtung Norden. Da Luca amerikanische
Musik liebt, drehen wir die Eagles voll auf
und singen »Take it ... to the limit... one more time!«, was unsere
Fahrt durch Olivenhaine und vorbei an antiken Aquädukten mit einem
kalifornischen Soundtrack unterlegt. Wir erreichen das Haus von Lucas Freunden
Mario und Simona, Eltern der beiden zwölfjährigen Zwillingsmädchen Julia und
Sara. Paolo, ein Freund Lucas, den ich beim Fußballspiel kennen gelernt habe,
ist ebenfalls gekommen und hat seine Freundin mitgebracht. Und natürlich ist
auch Lucas Freundin da, die hübsche Giuliana. Es ist ein wunderschönes

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