Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung
ich bin mit allen befreundet.« Janvier drückte Ashwini einen Kuss auf die Wange. »Aber diese Frau, sie mag mich nicht … Wie heißt sie noch gleich?«
»Simone.« Ashwini stopfte sich mehrere Kartoffeln in den Mund.
Perida biss an. »Wieso?«
»Hast du sie schon mal gesehen?«, schnaubte Ashwini. »Die denkt, die Sonne scheint ihr aus dem Hintern.«
Peridas misstrauischer Gesichtsausdruck verwandelte sich in offene Abneigung. »Sie ist ein richtiges Miststück! Dabei ist sie so schwach. Sie tut zwar so, als hätte sie Macht, aber das ist totaler Quatsch.«
Ashwini hob eine Augenbraue. »Ich dachte, sie ist schon drei-hundert Jahre alt. So schwach kann sie doch nicht sein!«
»Alter ist relativ«, konterte Perida kopfschüttelnd. »Dieses selbstgefällige Grinsen in ihrem Gesicht rührt doch nur daher, dass sie Antoine an der Kandare hat.«
»Antoine steht auf knallharte Frauen«, warf Janvier belustigt ein. »Kannst du dich noch an die Schlange erinnern, mit der er damals bei Hofe zusammen war, Cal?«
»Diese Gräfin mit ihren sechs toten Ehemännern?« Callan schüttelte den Kopf. »Alter schützt vor Torheit nicht.«
»Ganz im Gegenteil! Mon ami steckt in Schwierigkeiten, wie ich gehört habe.«
Callan stellte sein Glas ab. »Ach ja?«
»Spielchen, Cal?« Janvier verzog spöttisch das Gesicht. »Dir sind Antoines Probleme nicht neu. Es heißt, du hättest einen Kuss zusammengebracht.«
»Für jemanden, der zufällig hier vorbeikommt, weißt du aber eine Menge.« Kalte Worte und ein wachsamer Blick.
Gleichmütig zuckte Janvier mit den Achseln. »So bleibe ich am Leben. Von Antoine halte ich mich diesmal fern, möchte nicht Nazarachs Aufmerksamkeit auf mich lenken.«
Callan nahm sein Weinglas wieder in die Hand. »Wo seid ihr untergekommen?«
Ashwini sprach für beide. »Nirgendwo. Er hat mir versprochen, dass wir bis heute Abend hier weg sind.«
Janvier beugte sich zu ihr und raunte, so dass es die anderen gerade noch hören konnten: »Komm schon, Süße! Eine Nacht, okay? Ich mache es auch wieder gut, versprochen.«
Finster schmollte Ashwini vor sich hin und ließ Janvier noch zahllose Versprechungen machen, bis sie schließlich zögernd nickte. »Eine Nacht.«
Wieder wandte sich Janvier an Callan: »Können wir uns bei dir einquartieren, mon ami?«
»Freunde waren wir bislang nicht«, entgegnete Callan. »Aber…
wir könnten es werden.«
Callans Villa lag am Stadtrand von Atlanta und entpuppte sich als regelrechte Festung. Callan hatte sich mit Janvier auf eine
»Zigarre« zurückgezogen, und Ashwini befand sich ganz allein in einem der Gästezimmer. Sie wusste, dass man sie beobachtete. Sie schloss sich im Badezimmer ein, und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass dort keine Kameras versteckt waren, probierte sie, ob sie sich durch den altertümlichen Luftschacht quetschen könnte. Es würde zwar eng werden, aber irgendwie ginge es.
»Was du heute kannst besorgen, dass …« Sie zog sich bis aufs Trägerhemd und die Boxershorts aus, dann drehte sie die Dusche auf, um den Lärm, den es machte, die Verkleidung des Luftschachts abzuschrauben und hineinzuklettern, zu übertönen. Im Schacht hatte sie kaum Platz, sich zu bewegen. Zum Glück waren ihre Hüften so schmal.
Sie prägte sich die Ausrichtung der Räume gut ein, während sie durch Staub und kleine, runde Kötel kroch, über deren Her-kunft sie lieber nicht so genau nachdachte. Zum Glück war sie geimpft. Das erste Zimmer, an dem sie vorbeikann, war leer; im zweiten erklangen die Stimmen von Männern und Frauen beim Essen. Am dritten Zimmer wäre sie beinahe vorbeigekrabbelt, weil es so leise dort drinnen war, aber aus unerfindlichen Gründen hielt sie doch und schaute hinein.
Die Frau am Toilettentisch war atemberaubend schön. Ihr Haar sah aus, als sei es aus reinem Gold, die Augen leuchteten blau, die Lippen waren voll und die Haut so makellos, dass sie gegen das kurze, weiße Satingewand beinahe durchscheinend wirkte. Und dabei war sie erst vor einem Jahr geschaffen worden!
Wie würde Monique Beaumont wohl erst nach einem Jahrhundert aussehen?
Ashwinis Lippen stießen einen lautlosen Pfiff aus. Wenn man bedachte, dass die meisten Vampire Jahrzehnte brauchten, um so perfekt auszusehen wie Monique, dann konnte man sich gut vorstellen, dass ihre Schönheit selbst Engel in den Schatten stellte. Im Moment bürstete sie sich das Haar, und um ihre vollen roten Lippen spielte ein sehr menschliches Lächeln.
Nichts an ihr
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