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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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getragen habe, nicht alt nennen würde -, oder ich muß mir eins von Rafaella leihen - oder”, schloß sie lachend, „in meinen alten Hosen gehen. Eine andere Wahl gibt es nicht”
»Daran habe ich nicht gedacht. Ja, die Zeit ist wirklich knapp” Peter runzelte die Stirn. Dann leuchteten seine Augen auf. „Ich weiß! Wir gehen zur Kostümabteilung. Hier ist kein Feiertag. Gib mir das grüne Kleid - wir lassen es in einer anderen Farbe kopieren. Magst du Blau?”
Das nahm den Rest des Tages in Anspruch. Es blieb ihnen kaum ein Augenblick, eine Kleinigkeit zu essen, bevor sie sich umziehen mußten. Jaelle dachte bei sich, immer müsse sie hetzen, ob es ums Essen, um Guten-Tag-auf-Wiedersehen, eine Dusche, ein Blatt Papier mit einer wichtigen Nachricht, ein Kleidungsstück oder eine Minute für die Liebe ging. Allmählich bekam sie es herzlich satt, aber gerade heute durfte sie nicht zu spät kommen. Als ein Bote das Kleid, sorgfältig in Plastikfolie verpackt, ablieferte, ging es um Sekunden, und Jaelle bürstete gerade mit einem sehnsüchtigen Blick auf ihre lederne Reisekleidung ihre Locken aus. Meter um Meter Stoff quoll aus der Schachtel. Jaelle hielt den Atem an. Das Kleid war exquisit, tief ausgeschnitten, bestickt und mit Mari-Pelz besetzt. Dann sah sie es sich genauer an und erkannte, daß das keine Spinnenseide und kein Pelz war…nicht ein einziger ehrlicher Faden war daran. Nur synthetisches Material, alles künstlich, wie die ganze terranische Kleidung. Auf darkovanische Weise angefertigt, hätte das Kleid soviel gekostet, wie ein mittleres Gut im Jahr einbrachte. Aber es war eine Fälschung.
„Peter, das kann ich nicht anziehen!”
Er stand unter der Dusche und hörte sie nicht, und bis er soweit war, daß er das Wasser abdrehte, hatte sie eingesehen, daß sie sich nicht weigern konnte. Er hatte einen Wochenlohn dafür ausgegeben, daß das Kleid so schnell gemacht worden war. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn er es bei der Kostümabteilung auf dem Dienstweg angefordert hätte und morgen zum Recycling zurückgeben würde, aber er kannte ihre Aversion gegen das Auflösen von Dingen und hatte dafür bezahlt, damit sie es als Mittsommergeschenk behalten durfte.
Trotzdem war es schrecklich, daß sie in einem Kleid aus synthetischem Stoff zum Ball gehen sollte. Sie würde aussehen wie eine Terranerin, die sich als Darkovanerin maskiert hatte… Nun, was bin ich anderes? Mrs. Peter Haldane, Mitglied der terranischen Delegation. Mit den Haken kämpfend, rümpfte sie die Nase. Das Kleid roch terranisch. Sie kramte in der Schublade und brachte das seidene Beutelchen zum Vorschein, das Magda ihr geschenkt hatte. Es war ihre erste Näharbeit, hatte Magda ihr erzählt und sich für die krummen Stiche entschuldigt. Die Prudelei erinnerte Jaelle daran, wie Camilla in ihrem ersten Jahr im Gildenhaus eine kleine, verwirrte Trockenstädterin im Nähen unterrichtet hatte.
    Ich hatte immer geglaubt, ich würde in Ketten aufwachsen. Das hatte ich vergessen. In diesem ersten Jahr war ihr Körper zur Reife gelangt. Im Gildenhaus wurde ein Mädchen dann mit einer fröhlichen Feier in die Gesellschaft der Frauen aufgenommen, während es in Shainsa bedeutet hätte, daß man ihr zeremoniell Ketten anlegte. Und hier bin ich wieder in Ketten… Sie entsetzte sich über sich selbst. Kindra hatte so oft gesagt, es sei besser, in Wahrheit Ketten zu tragen, als sich selbst mit unsichtbaren Ketten zu beschweren und so zu tun, als sei man frei. Oh, Mutter, Mutter, wenn ich doch mit dir reden könnte…Ich kann mich nicht einmal mehr an das Gesicht meiner eigenen Mutter erinnern. Nur an Kindras Gesicht… „Was machst du da, chiya?” fragte Peter. Er kam nackt aus der Dusche und griff nach seiner Hose. Jaelle zeigte ihm den Beutel, und er nickte. „Das hat Magda auch immer getan. Sie kaufte ihre Kleider, wenn es irgend möglich war, in der Altstadt, denn sie meinte, das Zeug aus der Kostümabteilung habe nicht den richtigen Geruch. Auch zog sie nie ein Kleid aus, ohne die Nähte mit duftenden Gewürzen einzureihen, und sie lehrte mich, es ebenso zu machen.” Er warf sich den Mantel um die Schultern, und Jaelle stieg der vertraute Duft nach Weihrauch in die Nase. „Das ist es, was an Aleki nicht stimmt”, erklärte Jaelle plötzlich. „Seine Sachen kommen von der Kostümabteilung. Er riecht darin nicht richtig” „Du hast recht. Ich wußte doch, da war etwas, aber ich konnte den Finger nicht darauf legen”, antwortete Peter.

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