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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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häufig Umpolungen, die ganz plötzlich stoppten und wieder in stabile Verhältnisse übergingen. Wenn wir Glück haben, dann ist das jetzt auch der Fall. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, nur in der jetzigen Situation ist jede Entspannung der Lage herzlich willkommen“.
    Die beiden Männer sahen auf, als Henry Jones zu ihnen trat.
    „Mr. Steve Watson?“, wandte er sich an Steve.
    „Mr. Jones darf ich ihnen Hannes Molander vorstellen. Er ist Ornithologe. Wenn Sie einverstanden sind, wird er an unserem Gespräch teilnehmen. Er hat eine wichtige Neuigkeit zum Thema Erdmagnetfeld“.
    Henry Jones wirkte überrumpelt, doch er nickte.
    Als Steve seinen Block zur Hand nahm, fiel Henry Jones Blick auf den Umschlag. Steve hatte das Rosenkreuz zwar ausradiert, doch der Druck des Stiftes hatte ein deutlich sichtbares Relief hinterlassen. Henry Jones sah zu ihm auf.
    „Woher kennen Sie dieses Zeichen?“, fragte er in einem Ton, der mehr als beiläufig klang.
    „Es ist nur eine Kritzelei“, erwiderte Steve, doch dann wurde es ihm klar.
    „Es ist das Zeichen der Fraternitas Rosae , kennen Sie es?“
    „Sie sind Stephanus?“, fragte Mr. Jones ohne Umschweife.
    „Ich weiß es nicht“. Steves Stimme klang unsicher, doch dann sprudelte es aus ihm heraus. „Wurde Ihnen denn auch als Kind dieses Märchen erzählt?“
    Henry Jones nickte. „Die vier Ritter der Rose, die am letzten Tag des Äons das Rad der Zeit wieder in Gang setzen. Als Sie das Schwarze Loch entdeckt hatten, und man mir die Zeitanomalien erklärte, die dadurch ausgelöst werden könnten, musste ich sofort an die alte Geschichte denken, die ich als Kind so oft gehört habe“.
    „Dann, …dann gehören Sie auch zu uns?“, stammelte Hannes Molander.
    „Und Sie sind Johannes, der Ritter des Kompasses“, folgerte Henry Jones.
    „Das passt doch wunderbar zu einem Ornithologen“.
    „Sie glauben an die Prophezeiung, nicht wahr?“, fragte Steve ohne Spott.
    „Lassen Sie mich die Frage so beantworten: Es muss mehr als Zufall sein, wenn vier der größten Katastrophen, die wir uns ausmalen können, nahezu zeitgleich stattfinden sollen, und dass wir drei aus allen Teilen der Welt hier zusammenfinden, um über eine Geschichte zu sprechen, die unseren Ahnen so wichtig erschien, dass sie über viele Generationen weitererzählt wurde und jetzt einen Sinn ergibt. Ja, ich glaube an die Prophezeiung. Wissen Sie, ich bin ein gottesfürchtiger Mann. Ich bin mein Leben lang jeden Sonntag in die Kirche gegangen, so wie das in den Südstaaten üblich ist. Die Apokalypse, so gerne man sie aus dem bequemen Alltag, den wir leben, ausblenden möchte, ist ein Teil unserer Vergangenheit und ein fester Bestandteil unserer Religion. Genau genommen bekommt unser Leben durch den Tag des Gerichtes, den Tag der Wiederkunft des Herrn, erst einen Sinn. Es ist ein Schlussstrich, ein Zusammenzählen und vielleicht eine Abrechnung, die den einen in die Hölle, den anderen in den Himmel schickt. Die Maya und Tolteken hatten grausame Götter. Tausende von Menschen legten sich freiwillig oder weniger freiwillig auf einen Opferstein, auf dem ihnen ein Priester das schlagende Herz herausschnitt. Nur so konnte man Chaac oder Tlaloc besänftigen oder um Regen bitten. Auch die Bibel kennt die Geschichte vom Opferlamm. Es gibt Zeiten, da wird von uns die Bereitschaft gefordert, unser Leben einzusetzen, um ein neues Zeitalter dem Weltverschlinger zu entreißen und einem barmherzigen Gott zu übergeben, und so ein Zeitpunkt ist jetzt gekommen“.
    Henry Jones nickte ernst. Als er sah wie Hannes und Steve ihn mit offenem Mund ungläubig anstarrten, fügte er schmunzelnd hinzu:
    „Bitte erzählen sie nichts davon meinem Chef. Der hält mich sonst für verrückt. Aber ganz im Ernst. Ich bin der Letzte, der nicht für eine vernünftige Lösung all unserer Probleme wäre. Mit Vernunft kommen wir hier aber nicht weiter. Nach Analyse aller Fakten haben wir nicht die geringste Chance dem Chaos und der Vernichtung zu entgehen. Ist das nicht ein guter Zeitpunkt religiös zu werden und sich auf seine Wurzeln zu besinnen? Die Menschheit wurde viel länger von Priestern, Schamanen und Druiden unterrichtet, angeführt und beschützt als von uns Technokraten und Politikern, die in den vergangenen hundert Jahren von einer Katastrophe in die nächste stolperten“.
    Hannes hatte sich zuerst wieder gefasst.
    „Ich freue mich, dass wir bei ihnen offene Türen einrennen. Ganz ehrlich, wir hatten nicht damit

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