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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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Offensichtlich hatte Maria eine blühende Fantasie und bekam Ärger in Wyldcliffe, weil sie anderen Mädchen mit Schauergeschichten über Goblins, die in den Höhlen unter den Hügeln lebten, Angst machte. Und obwohl Maria »gut« heiratete (was Geld, Grundbesitz und alles andere anging), blieb sie stets in Kontakt mit den Roma und unterstützte sie, wo immer das möglich war. Allem Anschein nach pflegte sie eine innige Freundschaft mit einem Roma namens Zak. Als ich klein war, dachte ich immer, Maria und Zak wären heimlich ineinander verliebt gewesen, und malte mir romantische Geschichten aus. Granny war darüber immer sehr wütend, weil sie meinte, dadurch würde das Ansehen ihres Vaters beschmutzt. Aber soweit ich mich erinnere, war dein Urgroßvater ein langweiliger und verknöcherter Mann, ganz anders als Marias Roma-Freund!
    Ach, und noch etwas. Als Granny kurz vor ihrem Tod noch einmal ihre Kindheit durchlebte, erzählte sie von Maria und den Trommeln. Es war merkwürdig. Sie murmelte etwas wie: »Meine Mutter sagte immer, ich sollte mich von den Trommeln fernhalten.« Granny wiederholte diesen Satz immer und immer wieder. »Halte dich von den Trommeln in den Tiefen der Erde fern.« Natürlich war sie da schon sehr krank und verwirrt, die Arme. Es ist wirklich traurig, so auf die Familiengeschichte zurückzublicken, oder? All die geliebten Menschen, die vor uns gelebt haben und dann ins Tal des Todes gegangen sind und die irdische Welt hinter sich gelassen haben.
    Jetzt ist aber Schluss mit den finsteren Gedanken! Das soll ja ein heiterer Begleitbrief zu deinem schönen Kleid sein. Ich hoffe, du wirst eine geeignete Gelegenheit finden, es zu tragen. Wenn es nicht passt, bitte doch die Hausmutter, es zu ändern. Ich bin sicher, sie wird dir helfen, wenn du höflich fragst.
    Nun, das ist alles, mein Schatz. Ich hoffe, du genießt viele Ausritte auf Starlight. Und noch etwas: Dein Vater hat angedeutet, dass du eines der jungen Jagdpferde bekommen wirst, die er gerade trainiert, wenn du das Jahr erfolgreich abschließt.
    Der restliche Brief bestand aus Klatsch, Familienangelegenheiten und Freundlichkeiten. Die Stellen, die Maria betrafen, las ich noch einmal.
    Halte dich von den Trommeln fern.
    Das alles fügte sich zu einem Muster zusammen, aber ich erkannte keinen Sinn darin. Dann fiel mein Blick auf einen anderen Satz. Ich glaube, der Kopfschmuck mit den ineinandergeflochtenen Blättern … Diesen Kopfschmuck hatte ich noch nicht gefunden. Ich wühlte in dem Seidenpapierhaufen und ertastete schließlich etwas Hartes, Kaltes.
    So etwas Schönes hatte ich noch nie gesehen. Eine filigrane Krone aus polierten Bronzeblättern, die sich um einen Reif wanden. Das Kleid war schon prachtvoll, aber diese Krone war etwas ganz Besonderes, ein Meisterwerk der Handwerkskunst, auf dessen glatter Oberfläche sich das Kerzenlicht spiegelte. Schwer zu glauben, dass dieses Kleinod ursprünglich ein Klumpen Erz gewesen war, der von Menschenhand in etwas so Schönes verwandelt worden war.
    Mein Herz begann zu rasen. Ich hatte diese Krone schon einmal gesehen, damals bei meiner Vision am Steinkreis auf Marias dunklem Haarschopf. Die Krone musste sehr alt sein, viel älter als das Kleid, das Marias Mutter gehört hatte, bestimmt hunderte, vielleicht sogar tausende von Jahren. Wo hatte Maria sie gefunden? Was hatte das alles zu bedeuten? Und warum war die Krone jetzt zu mir gekommen?
    An einer Wand des Zimmers stand ein Schrank mit Glastüren, in dem Tiegel mit Salben und Fläschchen mit Essenzen aufbewahrt wurden. Ich stand genau davor, mein Gesicht spiegelte sich matt in den Scheiben. Fasziniert beobachtete ich, wie ich die Krone in die Hand nahm und auf den Kopf setzte. Ich sah aus wie eine Königin.
    Und dann veränderte sich auf einmal alles. Plötzlich sah ich mit anderen Augen. Ich war nicht mehr auf dem Dachboden, sondern auf einer Wiese voller Blumen. Ich trug eine Krone aus Kornähren und purpurroten Mohnblumen im Haar und hielt die Hand eines kleinen Kindes, das voller Vertrauen zu mir aufsah. Die Sonne ging auf, und der neue Tag breitete sich vor mir aus, eine Vision aus Gold durchfluteten Bildern. Zu meinen Füßen war ein Schwimmbecken mit kristallklarem Wasser, und als ich nach unten blickte, spiegelte ich mich darin. Ich war wunderschön, ich war eine andere. Ich lebte jetzt und in der Ewigkeit, weit entfernt von allem, was ich wusste, und die Trommeln setzten ein, drangen in mein Herz und in meine Seele und zogen

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