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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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ein kleines, mitgenommenes Goldmedaillon, das an einem Stück Band hing. Ich hantierte an dem Medaillon herum, um es zu öffnen. Innen drin befand sich eine einzelne Locke aus rotbraunen Haaren, so weich und schön wie die eines Kindes. Ein kleines Mädchen mit leuchtenden Locken, das auf den Stufen von Uppercliffe sitzt …
    »Es müssen ihre sein — die von Effie«, sagte ich erstaunt.
    »Martha muss sie in diesem Kästchen aufbewahrt haben, das sie dann an einem sicheren Ort unter den Dielen
versteckt hat«, sagte Helen. »Aber wieso ist es die ganze Zeit dageblieben?«
    »Vielleicht ist es in Vergessenheit geraten, als Martha gestorben ist«, erwiderte Sarah und musterte das Medaillon genauer. »Wir werden es wohl nie erfahren.«
    »Findest du es nicht eigenartig«, sagte ich eifrig, »dass wir hierhergekommen sind, um den einen Anhänger zu verstecken — und einen anderen finden? Ist das nur ein Zufall?«
    »Ich weiß nicht so recht, ob ich an Zufälle glaube«, sagte Sarah ruhig. »Vielleicht will Agnes, dass du ihn trägst. Warum hängst du ihn dir nicht um?«
    Ich nahm den Talisman ab und befestigte das Medaillon an seiner Stelle an der Kette. Einen Moment lang war ich vollkommen still. Ich wartete.
    Nichts geschah.
    Was hatte ich denn erwartet? Visionen? Omen von irgendwelchen Katastrophen? Eine Erscheinung von Agnes, die mir sagte, dass ich den Talisman nicht weggeben durfte, nicht einmal für eine Minute? Aber nichts geschah. Es würde nichts Schlimmes passieren.
    »Bist du so weit, Evie?«
    »Ja, ich bin so weit.«
    Ich ließ den Talisman in den Leinenbeutel gleiten und legte ihn auf die Rosenblüten aus Papier. Dann ließ ich das Kästchen wieder zuschnappen, schob es zurück in die Erde und bedeckte es mit schwarzem Grund. Sarah glättete die Stelle, wo wir die Erde aufgewühlt hatten, und legte die Steine wieder darauf.
    »So«, sagte sie. »Möge die Erde es gut verbergen.«
    »Möge der Talisman in Frieden ruhen«, sagte Helen
und machte mit ihren Händen ein Zeichen in der Luft. »Möge die Erde ihn bewahren und mögen unsere Erinnerungen ihn bewachen und die Winde leicht über ihn wehen. Möge er ruhig schlafen, bis er benötigt wird.«
    Ich sagte nichts. Schon bald, das schwor ich mir, würde ich zurückkommen, um ihn zu beanspruchen, wenn ich mächtig genug war, um den Talisman zu benutzen und ein Wunder zu wirken. Bis dahin war das mitgenommene kleine Medaillon, das jetzt um meinen Hals hing, eine Art Trost.
    Helen verließ uns auf die gleiche seltsame Weise, wie sie gekommen war. Sarah und ich ritten schweigend zurück zur Schule. Als wir schließlich den Stallhof erreichten und abstiegen, waren meine Beine steif vor Kälte. Ich brachte Bonny zurück in den Stall, während Sarah sich um Starlight kümmerte. Mein Körper schmerzte vom langen Ritt. Ich begann, den Dreck aus dem drahtigen Fell des Ponys zu striegeln.
    »Hallo«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah Josh. Er hatte ein Pferdegeschirr auf der Schulter, und in seinen Haaren steckte ein Strohhalm. »Ich dachte, ich erkundige mich mal, wie dein Ritt über die Moors war, da du ja meine offizielle Schülerin bist. Nicht zu sehr erschöpft?«
    »Ich werde es überleben.« Ich lächelte ihn an, fühlte mich aber eigenartig befangen. »Meine Muskeln beklagen sich ein bisschen.«
    Josh trat näher und ließ zu, dass Bonny ihre Nüstern an seiner Hand rieb, als er ihr ein Stück Karotte hinhielt. Er sah mich neugierig an. »Ich habe das Gefühl, dass du nicht sehr wild darauf bist, reiten zu lernen«,
sagte er. »Darf ich dich fragen, warum du Reitstunden nimmst?«
    »Die Idee stammt von meinem Vater«, sagte ich. »Ich glaube, er hatte das Gefühl, dass es zu Wyldcliffe dazugehört. «
    »Du kommst mir gar nicht so vor wie das typische Wyldcliffe-Mädchen.«
    »Das bin ich auch nicht«, sagte ich. »Ich bin aufgrund eines Stipendiums hier. Wenn es nach Celeste und ihren Freundinnen ginge, würde ich in der Küche arbeiten.«
    »Oh, Celeste.« Er zuckte mit den Schultern und lachte. »Aus der würde ich mir nicht allzu viel machen. Also, wo bist du heute Nachmittag gewesen?«
    »Über die Moors geritten«, sagte ich. Es widerstrebte mir, irgendwem zu erzählen, wo ich gewesen war, aber Josh schien sich nicht so leicht entmutigen zu lassen.
    »Bist du bis Uppercliffe gekommen? Da oben gibt es ein paar sehr schöne Stellen zum Reiten.«
    »Du kennst Uppercliffe?«, fragte ich überrascht.
    »Natürlich«, antwortete er.

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