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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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auf die arme Harriet eifersüchtig sein?
    Langsam ging ich in meinen Schlafsaal zurück. Nicht
alles, was in Wyldcliffe geschah, hatte eine verborgene Bedeutung, ermahnte ich mich. Wahrscheinlich gab es eine einfache Erklärung. Harriet war schlafgewandelt; sie war gestürzt und hatte sich kräftig den Kopf angeschlagen, und jetzt war sie vollkommen durcheinander. Aber Harriets Probleme waren nicht meine Probleme. Ihre Welt war nicht meine Welt. Und in meiner Welt musste ich mich auf das konzentrieren, was ich zu tun hatte, und durfte mich nicht durch jedes Drama, das sich in diesem Internat hier ereignete, ablenken lassen. Ich lief jetzt den Korridor entlang. Ich musste Helen und Sarah finden und mich wieder an die Arbeit machen.

Dreiundzwanzig

    S eht mal!« Ich wedelte mit der Hand und füllte den Dachboden mit einer dicken Schneedecke. An den staubigen Regalen glitzerten Eiskristalle. Sarah tauschte den Schnee gegen einen Teppich aus Primeln aus. Danach ließ Helen eine Brise über die Eiskristalle hinwegwehen, so dass sie wie Silberglöckchen bimmelten. Wir lachten und brachten das Zimmer wieder in den alten Zustand zurück, dann sahen wir uns an. Schlagartig wurden wir wieder ernst.
    »Ich wünschte, es würde immer nur darum gehen, ein bisschen Spaß mit diesen Dingen zu haben«, seufzte Sarah.
    »Ich weiß, aber wir sind jetzt bereit, mehr als nur ein bisschen Spaß zu haben. Spürst du es nicht?«, fragte ich. »Findest du nicht auch, dass wir bereit sind, den Talisman noch einmal auszuprobieren? Bevor es zu spät ist?«
    »Ich glaube schon«, sagte Helen langsam. »Was ist mit dir, Sarah?«
    Sarah zögerte einen Moment, dann nickte sie. »Ja, wir sind bereit.«
    Endlich wurde es wieder Sonntag, der einzige Tag, an dem wir frei waren, zu tun, was wir wollten. Ich schickte Josh eine Nachricht, dass ich erkältet wäre und mich
nicht danach fühlte, Reitstunden zu nehmen, und traf mich anschließend mit Sarah und den Ponys am Schultor, damit wir uns auf den Weg nach Uppercliffe machen konnten.
    »Wird Josh sich nicht wundern, dass es dir nicht gut genug geht, um deine Reitstunde zu nehmen, du aber trotzdem ausreiten kannst?«
    »Vermutlich wird er gar nicht mitbekommen, dass wir weg sind«, sagte ich. »Ich bin mir sicher, es interessiert ihn herzlich wenig, was ich tue.« Aber das stimmte nicht. Ich wusste, dass mir der Blick seiner braunen Augen folgte, wann immer ich zufällig in den Ställen war, und ich wusste, dass ich ihm aus genau diesem Grund aus dem Weg ging. »Wie auch immer, Sarah, ich kann es mir nicht leisten, meine Zeit mit Reitstunden zu verplempern, wenn heute so viel zu tun ist. Helen ist bestimmt schon in Uppercliffe. Das ist das Einzige, was zählt.«
    Sarah wirkte irgendwie besorgt, aber ich wandte mich ab und trieb Bonny so schnell vorwärts, wie ich mich traute. Vielleicht machte meine Liebe zu Sebastian mich selbstsüchtig, indem ich Josh und Harriet und alles andere als unwichtig beiseiteschob. Ich wollte nicht, dass das so war; ich wollte niemandem weh tun, aber ich konnte Sebastian nicht im Stich lassen. Er war das Wichtigste. Um alles andere würde ich mich später kümmern. Das nahm ich mir fest vor; aber zuerst musste ich Sebastian finden.
    Als wir Uppercliffe erreichten, wartete Helen bereits auf uns. Sie hatte den Talisman ausgegraben und musterte ihn genau. Ich fragte mich unwillkürlich, ob Helen wohl längst herausgefunden hätte, wie der Talisman zu benutzen war, wenn er ihr übergeben worden wäre. Wieder
fühlte ich mich auf beunruhigende Weise ein bisschen eifersüchtig, als ich ihn ihr aus der Hand nahm.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie. »Wollen wir anfangen? «
    Es ist nicht nötig, sich ausführlich über das Scheitern unserer Bemühungen auszulassen. Darüber, wie frustriert wir waren, wie wir uns mehr und mehr ärgerten, wie schrecklich machtlos wir uns fühlten. Es reicht zu sagen, dass es nicht klappte. Der Talisman hing stolz und kalt und nutzlos an seiner silbernen Kette.
    »Was sollen wir bloß machen?« Ich war so wütend, dass ich ihn am liebsten weit weggeworfen hätte. Ja, ich kochte förmlich vor Wut, aber meine Wut galt nicht dem Talisman oder Agnes oder den anderen. Ich war wütend auf mich selbst. Wieso konnte ich Agnes’ Kräfte nicht erwecken? Was stimmte nicht mit mir? Alles, was ich versucht und gelernt hatte, wirkte jetzt kraftlos, schien weniger als nichts zu sein. Aber ich hatte so hart gearbeitet. Folge meinem Weg … Ich hatte es

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