Girl
Graue-Maus-Mauerblümchen-Verschnitt… hier auf meiner Party? Na komm schon, Baby, zeig uns, was du drauf hast. Reiß dich zusammen und dann los. Die Jungs wollen was sehen für ihr Geld.«
Ich dachte nur, diesmal zeig ich’s dir, Miss Sexbombe, und wenn ich zu weit gehe, Pech gehabt. »Entschuldigen Sie, Carrie«, sagte ich. »Aber ich würde ganz gern noch einmal von vorn anfangen.«
Ich ging zurück zur Ausgangsposition und glitt aus meinem Sportwagen wie Kaffeesahne aus dem Milchkännchen. Dann lehnte ich mich zurück, schlenkerte Hüften schwingend wie ein Model auf dem Laufsteg ins Haus zu Melanies ›Party‹, wobei ich der unsichtbaren Gastgeberin einen Handkuss zuwarf und dem Gastgeber meine Wange hinhielt.
»Ooh, Mamma!« brüllte Melanie. »Du hast den heißesten Arsch, der mir je untergekommen ist!«
Solche pöbelhaften Bemerkungen mit einer kurzen Kopfbewegung beiseite wischend, nahm ich elegant ein nichtexistentes Glas Dom Perignon entgegen und ließ mich zurück auf meinen Stuhl sinken, den Rücken gerade, die Knie zusammen, die Waden in leichtem Winkel zum Boden und die Fußgelenke übereinandergeschlagen.
»Na bitte«, sagte ich zu Mel, nachdem die Vorführung beendet war. »Darf ich wiederkommen?«
»O Honey. Und ob du kommen darfst. Komm, sooft du willst! Komm, jaa, komm!«
18. Mai
Ich muss sagen, das Kleid von Gap ist wirklich sein Geld wert. Ich habe es gerade einmal eine Woche, und es war schon zweimal in der Wäsche. Außerdem habe ich mir endlich Ohrlöcher machen lassen, und zur Feier des Tages habe ich mir sogar eine kleine Perlenhalskette gekauft.
Sie hat mich sechshundert Pfund gekostet. Ich weiß, das ist echte Verschwendung, aber ich habe das Geld, und ich denke, es macht schon einen Unterschied, ob man bloß vernünftig oder knausrig ist. Obwohl ich zugeben muss, die Vernunft heute zu Hause gelassen zu haben.
Zuerst hatte ich einen Friseurtermin bei Harvey Nichols. Dann war ich mit Clive, meinem Agenten, einem Mann vom Verlag und dem Feature-Chef von der ›Daily Mail‹ zum Lunch bei Daphne’s verabredet. Wir wollten gemeinsam die Pläne für mein Buch besprechen. Bis dahin war es zwar noch ein weiter Weg, aber sie wollten sicherstellen, dass auch alles seinen korrekten Verlauf nahm.
Clive hatte gesagt, es würde sich zwar um ein Geschäftsessen handeln, aber in gelockerter Atmosphäre, so dass ich mir einfach mein Lieblingskleid übergezogen und nicht weiter darüber nachgedacht hatte. Als ich beim Friseur fertig war, zeigte die Uhr viertel vor eins. Ich trat aus dem Salon auf die Sloane Street und wollte gerade ein Taxi herbeiwinken, als ich plötzlich den dringenden Wunsch verspürte, mich völlig neu einzukleiden. Und zwar auf der Stelle.
Ich hastete zurück zu Harvey Nicks und schnappte mir Lorraine, die gerade Mittagspause hatte. »Du musst mir helfen«, sagte ich. »Ich bin in zehn Minuten zum Lunch verabredet, und bis dahin brauche ich ein neues Kleid, neue Schuhe und was sonst noch dazugehört. Du bist die einzige, die mir dabei helfen kann.«
»Da bist du hier genau an der richtigen Adresse«, sagte sie. »Komm mit.« Über die Rolltreppe ging’s runter in die Abteilung für Designer-Mode. Lorraine raste durch die Gänge wie eine Brieftaube auf dem Heimflug.
Sie hielt vor der Jasper-Conran-Theke und deutete auf einen Ständer, an dem eine Reihe blassrosa Kleider aus leichtem, fein gewebtem Material hingen. An einem Ständer daneben hingen die dazu passenden Jacketts. Lol nahm eins in Größe zwölf von der Stange. »Warum nicht«, sagte sie. »Du hast Diät gehalten. Seien wir optimistisch.« Dann schob sie mich vor sich her in die Umkleidekabine, half mir in das kurze, fließende Kleid und sagte: »Bingo!«
Es stand mir gut.
»Aber…«
»Na, los doch. Dalli-dalli. Keine Zeit für langes Gerede. Wir müssen uns ranhalten. Schieb Ella deine bezaubernde kleine Gold-Card rüber, und dann geht’s weiter.«
Während die Kreditkarte durch die Maschine gezogen wurde, wanderte mein praktisches blaues Leinenkleid, das mir vor zwei Tagen erst wie der große Durchbruch vorgekommen war, achtlos in eine Papiertüte. Ich unterschrieb auf dem Kassenzettel, steckte die Karte zurück ins Portemonnaie und ließ auf Lorraines Drängen meine Schultertasche – die Mum mir zu Weihnachten geschenkt hatte – gleichfalls in der Einkaufstüte verschwinden.
»Du kannst dir doch mit diesem alten Beutel unmöglich dein Image vermiesen«, sagte sie. »Und genauso wenig kannst du
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