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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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sich gefühlt haben, als würden sie direkt in die Ewigkeit spazieren. Sie konnten es kaum erwarten, es zu fällen wie einen Baum, es zurechtzuschnitzen und vom Himmel zur Erde zu machen. Glaubst du nicht?«
    »Ja. Die Pioniere - die haben an etwas geglaubt. Sie wußten, daß das Land heilig war. Die Neue Welt war das letzte auf der Erde, was der Menschheit geschenkt werden konnte: zwei Kontinente, die von einem Pol bis zum anderen reichen - Kontinente so rein und grün und milchigblau wie der allererste Tag. Die Neue Welt wurde errichtet, um die Menschheit Demut zu lehren.“
    »Aber das hat nichts gefruchtet«, sagt Linus. »Nein.«
    »Und die Zeit, Jared - ist sie vorbei? Dazu hast du immer noch nichts gesagt.«
    Linus weiß, daß er irgendeiner Sache auf der Spur ist, aber es steht nicht in meiner Macht, ihm eine Antwort zu geben. »Noch nicht ganz.«
    »Wieder weiß keiner die ganze Antwort. Wo sind die anderen jetzt alle - die Menschen, die eingeschlafen sind? Was sollen wir denn jetzt tun?«
    »Linus - Kumpel -, ich versuche nicht, dich zu verarschen. Es gibt für alles einen Grund.«
    »Immer diese ewigen Geheimnisse«, sagt Linus. »Ich glaube nicht, daß die Menschen dazu bestimmt waren, so viel über die Welt zu wissen. In all dieser Zeit, in der wir jedem erdenklichen Aspekt des Lebens ausgesetzt sind, spielen nur äußerst selten echte Erkenntnisse eine Rolle. Wir haben kaum genug Zeit, herauszufinden, wer wir sind, und je älter wir werden, desto verbitterter und isolierter werden wir.“
    »Warte mal, Linus.« Ich nähere mich ihm und lege meine Hände auf seinen Kopf. Sein Körper wird durchgerüttelt wie ein Motelbett. Ich sage: »Da.« Linus erstarrt, erschlafft wieder, und dann sinkt er aufs Pflaster, ich habe ihm einen kurzen Blick in den Himmel gewährt. »Du wirst jetzt eine Weile blind sein«, sage ich ihm. »Etwa eine Woche.« Linus schweigt, dann murmelt er: »Ich habe alles gesehen, was ich je sehen wollte.«
    »Auf Wiedersehen, Linus.« Mit diesen Worten ziehe ich mich zurück, hinauf in den Himmel, werde immer kleiner, immer kleiner, zu einem blinkenden Licht, wie ein Stern, der am Tag scheint.
     
    »Also, Hef, ich muß einräumen, daß diese Sitze bequem sind, aber nicht annähernd so bequem, wie es ist, sich auf einer Sänfte von vier von Doris Dukes zwei Meter großen Nubiern durch die Grotten von Fez tragen zu lassen.“
    »Babs, du scharfes Teil - mach mich nur eifersüchtig.“
    »Psst, Hef - ich führe gerade ein Ferngespräch mit der Peppermint Lounge. «Pardonnez-moi- est-ce que je peux parier avec Monsieur Halston?»
    »Klar - ruf ruhig Halston an. Letzte Woche habe ich mit Prinzessin Eugenie, Joe Namath und Oleg Cassini zu Mittag gegessen. Hummer Thermidor, Eis mit flambierten Kirschen und Crepes Suzettes. Ha!“
    »Du langweilst mich, Hef. Bitte geh.«
    Hamilton und Pam flezen sich auf der Vorderbank eines nicht verkauften Mercedes 450 SE in dem verstaubten Auto-Showroom am Marine Drive. Die Autotüren sind zu, die Reifen platt, und zwischen den beiden auf dem Sitz befindet sich eine Schatztruhe voller Krimskrams, den sie für ihren Drogenkonsum brauchen, sowie Zigarettenstangen und ein paar ungeöffnete Tequila-Flaschen. Ich erscheine draußen vor dem Schaufenster und schwebe mitten vor der Scheibe. Ich leuchte. Pam erschauert. »Ähmm - Schatz -, ich glaube, du solltest vielleicht mal aus dem Fenster sehen.«
    Hamilton wiegt gerade diverse Tütchen mit Pulver ab und sagt: »Ich bin beschäftigt, Babs. Ich verstecke gerade meinen Vorrat an zahnarztreinem Kokain in Gianni Agnellis Lederskistiefeln.«
    »He, Blödmann - guck mal her!« brülle ich. Hamilton dreht sich um, und ich zertrümmere das Schaufenster und schwebe über die Scherben hinweg durchs jetzt Freie auf ihren Wagen zu.
    »Ach du Scheiße«, sagt Pam. »O Mann, das ist Jared.«
    Ich lande auf dem Fußboden des Geschäfts, durchquere dann den Showroom und dringe in den Motor ein, so daß mein Körper zur Hälfte im Wagen steckt. »Hi, Pam. Hi, Hamilton.“
    » Ahm -hi, Jared«, sagt Pam. Die beiden kommen sich, von so vielen illegalen Gütern umgeben, etwas albern vor. Pam kichert.
    »Jared - Kumpel. Das ist ja wie in Bewitched. «
    »Nein, Hamilton, das ist das wahre Leben. Was macht ihr denn hier im Wagen?«
    »Wir wollten mal die Innenausstattung riechen. Wir vermissen den Geruch von neuen Sachen«, sagt Pam unter neuerlichem Gekicher. »Es gibt nichts Neues mehr. Alles wird einfach immer älter und schäbiger.

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