Girlfriend in a Coma
Daunenmäntel gehüllt.
»Hat Richard gesagt, daß er die Heizung und das Wasser bis zum Nachtmittag repariert kriegt?« fragt Pam, und Wendy verneint. »Puh. Meine Haare fühlen sich so speckig an wie ein Bündel Minisalamis. Ich hol' mir 'ne Club Soda. Willst du auch eine?«
Wendy lehnt ab und schlendert auf die Terrasse, wo Linus dick eingemummt sitzt wie in einem Schweizer Lungensanatorium. »He, Linus, bist du sicher, daß du genug weiße Bademäntel anhast? Du siehst aus wie Bugs Bunny in Palm Springs.«
»Sehr witzig.« Linus erholt sich immer noch von einer fiesen Erkältung, die er sich auf dem Dreitagemarsch nach Hause aufgesackt hat. Nachdem ich ihm auf dem Berg einen Blick in den Himmel gewährt hatte, mußte er den Heimweg blind finden.
»Brrr. Es ist kalt draußen«, sagt Wendy. »Aber der Himmel sieht schön aus.«
»Ich höre deiner Stimme an«, sagt Linus, »daß du mir etwas verschweigst. Moment - laß mich raten. Ja, du hast auf den Geigerzähler gesehen, nicht wahr?«
»Schuldig laut Anklage. Der klickert wie ein Paar Maracas.“
»Wen wundert's.« .
Sie sind einen Moment still, dann sagt Wendy: »Jane will nicht mehr richtig essen. Ich fühl' mich auch nicht besonders.“
»Du klingst aber okay«, sagt Linus. »Jared kommt heute zurück. Er wird uns sagen, was wir tun sollen.« Aus dem Wohnzimmer hören sie Hamilton, der gerade das Branchenbuch in den Kamin wirft, um wenigstens ein kleines bißchen Wärme zu erzeugen, über die Kälte fluchen. »Oh - sieh mal!« sagt Wendy. »Da oben - ein Kahlkopfadler - immer noch am Leben. Da fliegt er.“
»Das muß ich dir wohl glauben. Diese Blindheit geht mir auf die Nerven, weißt du.«
»Ich meine, er ist so riesig - der große weiße Kopf, der gelbe Schnabel. Er ist so groß, daß ich von hier aus die Farben erkennen kann.«
»Na ja, was soll's. Ich geh' jetzt rein.« Er hat Schwierigkeiten, den Riegel zu finden.
Im Wohnzimmer tastet sich Linus an Hamilton vorbei und fragt: »Was liest du da?«
»Ich gönne meinem minzfrischen neuen Gehirn gerade noch ein paar Testläufe. Industry and Empire von Eric Hobsbawm - über die industrielle Revolution in England. Außerdem One More Time von Carol Burnett. Die aus Film und Fernsehen bekannte Grande Dame der Comedy erinnert sich an ihre Anfänge. Der Bestseller, der von Küste zu Küste die Herzen von Millionen erwärmte.«
»Also, es ist kalt hier drin. Wir sollten uns ein kleineres Haus suchen, das leichter zu beheizen ist.«
»Nein. Vielleicht können wir einfach anfangen, Teile dieses Hauses ins Feuer zu werfen, und wenn es aufgebraucht ist, können wir uns ein anderes großes Haus suchen.« In diesem Moment schallt ein Top-Forty-Hit von 1997 aus Megans Zimmer. »Das ist ja die Hölle.« Hamilton setzt sich kerzengerade auf und stapft dann den Flur zu Megans Tür hinunter. »Mach den verdammten Gettoblaster leiser, Megan. Wir können hier draußen nicht denken.« Megan reagiert nicht, also stößt Hamilton die Tür auf und findet Megan und Jane auf dem Bett sitzend, wo sie sich seit zwei Wochen häuslich eingerichtet haben - eine Landschaft aus halbleeren Gläschen mit Babynahrung, Zigarettenkippen, CDs und Batterien. Hamilton stellt die Musik leise. Er wirft Jane einen finsteren Blick zu. Sie glotzt einfach zurück. Hamilton hat das unheimliche Gefühl, daß Jane sehr viel mehr von ihrer Umwelt mitbekommt als alle anderen. »Kommst du heute abend zum Essen raus?« fragt Hamilton. »Es gibt ein Sonntagsessen. Ein gutes.“
»Vielleicht. Woher weißt du, daß Sonntag ist?“
»Von Wendys Power-Book.«
»Ach ja.« Megan stellt die Musik aus und hebt Jane hoch. Die beiden schauen aus dem Fenster auf die Einfahrt, wo Richard den Wagen geparkt hat und Kisten voller Konservendosen ins Haus trägt. »Na toll«, sagte Megan, »wieder Dosenfutter. Nein, Entschuldigung - da sehe ich auch ein paar Schachteln. Was haben wir doch für ein Glück - solch eine Vielfalt.« Richard sieht Megan, und plötzlich hat Megan ein schlechtes Gewissen, denn er ist der einzige, der das ganze beschissene, verrückte Jahr lang verzweifelt versucht hat, Anstand und Komfort zu wahren. Sie ruft aus dem Fenster: »Dad, soll ich dir helfen?«
»Ist schon fast alles drinnen, Süße. Trotzdem danke.« Richard stellt die letzte Kiste auf den Garagenboden. Auf dem Weg ins Haus sieht er Karen bei dem kleinen Pool, der sich im Laufe eines Jahres in ein gigantisches wissenschaftliches Algenexperiment verwandelt hat. »Alles in
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