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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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ist das »verlorene Kind«, die »Leibesfrucht einer Leiche«. Besonders die amerikanischen Nachrichtensender haben furchterregend hohe Summen für Interviews geboten, die im ganzen Land ausgestrahlt werden sollen. »Später vielleicht, Richard, aber nicht jetzt.« Was Karen Richard jedoch verschweigt, ist, daß sie das Gefühl hat, irgendeine bisher unter Verschluß gehaltene Neuigkeit würde demnächst ans Licht kommen. Woher? Was? Eine Botschaft von der anderen Seite - von dem Ort, an dem sie all diese Jahre lang gewesen ist. Sie muß nur auf den richtigen Moment warten, um sie richtig zu nutzen.

  18
Extremes Körperversagen
    Keine zwei Wochen nach ihrem Erwachen wird Karen nach Hause in die Rabbit Lane gebracht. Sie hat noch einmal zwei Pfund zugenommen; Lois wechselt ihr die Windeln und inspiziert ihren Stuhl, als wäre Karen die Kaiserin von China, in deren Ausscheidungen man lesen kann wie in den Teeblättern auf einem Tassenboden. »Mom, bitte mach das woanders.«
    »Dr. Menger sagt, du kannst nächste Woche mit fester Nahrung anfangen.“
    »Na toll.«
    »Kein Grund, sarkastisch zu werden, mein Fräulein.« Wieder zu Hause, ist Karen sowohl erleichtert als auch verärgert darüber, daß es keine Anzeichen dafür gibt, wieviel Zeit verstrichen ist, daß das Haus immer noch mit denselben Eulen, denselben Möbelstücken, demselben Schnickschnack und denselben Teppichen ausgestattet ist. Nur in Megans Zimmer, das früher Karen gehörte, finden sich Indizien für den Fortgang der Zeit: Poster von seltsamen jungen Popstars, die aufgehängt wurden, um Eltern zu verstören, fremdartige und empörend provokante Kleidungsstücke, die hier und da verstreut sind, und an der Tür ein Schild aus der Tischlerei: MEGANS REICH.
    Richard verbringt ungeheuer viel Zeit in Karens neuem Zimmer, das vorher Georges nie benutztes Arbeitszimmer gewesen ist. Nachts schläft er auf dem Fußboden neben Karens Bett und manchmal auch bei ihr im Bett. Und so ist die Geographie ihres Lebens wieder die gleiche wie damals, als sie Teenager waren. Die beiden entwickeln untereinander bald Babytalk-Ausdrücke, und wenn sie nicht zusammen sind, beginnen sie einen süßen Schmerz zu verspüren. Sie kommunizieren mehr und mehr in einer Geheimsprache, und ihnen beiden ist auf wunderbare Weise bewußt, daß sie verliebt sind.
    »Ich sehe aus wie eine Frühgeburt«, sagt sie zu Richard. »Mein Körper mag für andere als wissenschaftliches Studienobjekt interessant sein, aber das ist auch alles. Ich bin nicht sexy.«
    »Also, ich bin bis über beide Ohren in dich verliebt«, sagt Richard.
    »Tuut tuut, Beb«, sagt Karen.
    »Irx«, sagt Megan, die ihr Gespräch mitanhört, denn sie wird langsam eifersüchtig. Sie darf sich nützlich machen, und das tut sie gern, aber zwischen Lois und Richard kommt sie sich vor, wie sich in ihrer Ansicht nach eine Schauspielerin fühlen muß, die ihren Oscar als beste Nebendarstellerin verliert. Megan und Karen plaudern viel miteinander, aber diese Plaudereien sind nicht so tiefschürfend oder intim wie ihre Gespräche mit Richard. Für ihn spart sich Karen all ihre Innigkeit auf. Wie kann sie sich nur den Weg in Karens Herz bahnen? Mit Mode? Wie erbärmlich. Karens Haare zu färben hat Spaß gemacht, und ihre neue Frisur ist zumindest praktisch. Aber das waren nur ein paar Stunden. Sie muß sich mehr anstrengen. Mit Essen? Lois hat sowohl Karens gesamte Ernährung als auch die Überwachung ihrer Körperfunktionen übernommen. Lois ist selig. Daß sich vor ein paar Tagen ein Coyote aus dem Canyon mit dem Bichon frise aus dem Staub gemacht hat, nahm sie sogar mit beinahe heiterem Gleichmut hin. »Das ist der Lauf der Natur. Seufz.
    Hier, Karen - frischgepreßter Orangensaft - sogar ohne Kerne.«
    Karen sagt im Scherz zu Richard, ihr Zimmer sei eine Gefängniszelle und Lois die Wärterin. »Davon hat sie immer geträumt, Richard. Ich bin ihre Diät-Laborratte. Und ich kann ihr nicht entkommen.« Sie beißt sich auf die Fingerknöchel. »Das muß irgendwas mit Karma zu tun haben. Ich könnte ebensogut ein Neugeborenes sein.“
    »Wir werden dich hier schon bald rauskriegen.“
    »Das möcht' ich sehen.“
    »Sei nicht so negativ.«
     
    Richard muß jetzt Karen und seinen Fernsehjob unter einen Hut bringen und ist dabei so glücklich wie nie zuvor. Auch Hamilton und Pam sind ganz zufrieden mit ihrem Leben zwischen der Arbeit, den Treffen der Drogenselbsthilfegruppe und regelmäßigen Klinikbesuchen. Wie in einem Kokon

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