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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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leben sie in ihrem Schlafzimmer voller nicht zurückgespulter Videotapes, übelriechender Joghurtbecher, leerer Medizinfläschchen, durch Farbcodes unterscheidbarer Vitaminpillenbehälter, halb aufgegessener Mahlzeiten, lippenstiftverschmierter Servietten, fleckiger Bettwäsche und halbgelesener Zeitschriften und Bücher. Wendy überwacht ihre Genesung.
    Wenn Richard ihrer aller Leben aus einer gewissen Distanz betrachtet, fällt ihm das sich stets wiederholende Muster auf, über das sie schon vor Monaten in einer verregneten Pokernacht gesprochen haben - ein Muster, demzufolge seine fünf Freunde offenbar dazu bestimmt sind, immer wieder in ihr ruhiges kleines Viertel zurückzukehren. Auch Karen entgeht das nicht. Was sie Richard jedoch verschweigt, ist, daß ihre alten Freunde auf seltsame Weise gar keine richtigen Erwachsenen sind - sie sehen aus wie Erwachsene, aber innerlich sind sie eigentlich keine. Sie sind verkümmert; ihnen fehlt etwas. Und sie alle scheinen zu hart zu arbeiten. Die ganze Welt scheint zu hart zu arbeiten. Karen glaubt sich zu erinnern, daß Freizeit früher ein wichtiger Lebensaspekt war, doch an dieser Qualität scheint es der Welt, mit der sie jetzt sowohl in der Realität als auch im Fernsehen konfrontiert wird, immens zu mangeln. Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit Arbeit.
    Guck mal hier! Guck mal da! Ständig werden Karen neue elektronische Gimmicks vorgeführt. Die Menschen sprechen von ihren Geräten, als besäßen sie etwas Verzaubertes, etwas Religiöses - als ob diese Geräte die psychischen Mankos ihrer Besitzer kompensieren sollten. Zugegeben, diese neuen Dinge sind wahre Wunder - E-Mail, Faxe und schnurlose Telefone -, aber dennoch übertreiben die nicht alle ein bißchen?
    »Aber Hamilton, was ist mit dir bist du auch neu und perfektioniert, schneller und besser? Ich meine, nur weil du ein Faxgerät hast?«
    »Schwimmen oder ertrinken lautet die Devise, Kare. Du wirst dich an sie gewöhnen.«»Ach, tatsächlich?«
    »Keine Frage. Wir haben verloren. Die Maschinen haben gewonnen.«
     
    Nachdem das Leben sich wieder etwas beruhigt hat, nachdem die Wellen, die das Wunder anfangs geschlagen hat, sich wieder gelegt haben, wartet Richard, bis er und Karen das Haus für sich haben - ein kalter, grauer, bedeckter Nachmittag, der Schnee verheißt, ohne sein Versprechen einzulösen. »Karen«, fragt er sanft, »erinnerst du dich an den Brief, den du mir gegeben hast?«
    »Brief?«
    »Ja. Den Umschlag. An jenem Abend auf dem Grouse Mountain. Ich sollte ihn dir am nächsten Tag zurückgeben, falls nicht irgend etwas passiert - was es dann ja wohl tat.“
    »Ja.« Sie denkt kurz nach. »Ich erinnere mich. Du hast ihn nie erwähnt. Ich habe geglaubt, du hättest ihn gar nicht geöffnet und er sei vergessen.«
    Richard zieht Karens Brief aus seinem Umschlag, in dem er beinahe zwanzig Jahre lang gesteckt und aus dem er ihn immer wieder herausgeholt hat, um sich zu vergewissern, daß er wirklich existiert. »Hier.« Er reicht ihn Karen.
     
    15. Dezember... noch 6 Tage bis Hawaii!!!
     
    Merken: Pammie anrufen wegen Perlen zum Zöpfchenflechten. Außerdem Termin für Strähnchen.
     
    Hi Beb, Karen hier.
    Wenn Du das hier liest, bist du entweder a) der größte Drecksack der Welt, und ich hasse Dich dafür, daß Du so neugierig bist, oder b) es ist etwas sehr Schlimmes passiert, und jetzt ist der Tag danach. Ich hoffe, daß nichts davon stimmt! Warum ich das hier schreibe? Das frage ich mich auch. Ich komme mir vor, als würde ich eine Versicherung abschließen, bevor ich in ein Flugzeug steige.
    Ich habe diese Woche so seltsame Visionen gehabt. Womöglich habe ich Dir sogar davon erzählt. Wie auch immer. Normalerweise drehen sich meine Träume um Sachen, die nicht aufregender sind als, sagen wir, Reiten oder Schwimmen oder mit Mom streiten (wobei ich gewinne!!), aber diese neuen Dinge, die ich gesehen habe - das sind keine Träume. Wenn im Fernsehen jemand das Gesicht des Bankräubers zu sehen bekommt, wird er erschossen oder als Geisel genommen, stimmt's? Ich habe so ein Gefühl, als würde man mich als Geisel nehmen - ich habe mehr gesehen, als ich sollte. Ich weiß nicht, wie es passieren wird. Diese Stimmen - sie streiten miteinander - eine klingt sogar wie Jared - und diese Stimmen streiten miteinander, während ich Teile der (klingt das blöd!) Zukunft zu sehen bekomme!! Dunkel ist es dort - in der Zukunft, meine ich. Es ist kein guter Ort. Alle Leute wirken so alt, und unser

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