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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Monster - irgendein Monster, das sich Hamilton und Linus ausgedacht haben. Ich bin ein Teenager, der im Körper einer alten Schachtel eingesperrt ist. Ich habe ja kaum gelebt. Was ist, wenn du irgendwann die Nase voll davon hast, dich ständig um mich zu kümmern?« Richard stellt den Stuhl fest, hebt Karen heraus und wiegt sie dann in seinem Schoß, während er auf den Canyon, den Fluß und die hohen Tannen hinunterschaut. Karen wird ruhiger und entschuldigt sich: »Vergiß es. Das war uncool.“
    »Cool? Bitte, Karen. Es geht doch nicht ums Coolsein. Coolness ist was für Achtzehnjährige.« Doch dann fällt ihm ihr geistiges Alter ein, und er drückt sie an sich. »Karen, wenn ich deine Stimme höre, kommt es mir vor, als würden Juwelen über meinem Herzen klirren.« Er tätschelt mit seinen Fingern ihre Brust; Karen liebt es, berührt zu werden, und sie liebt Richards Gefühlsduseleien. Karen lehnt ihren Kopf an Richards Schulter; ihn zu heben bedarf immer noch großer Anstrengung. »Jetzt wirst du sentimental«, sagt sie. Dieses innige Verhältnis zu einem älteren Mann kommt ihr merkwürdig vor. Eigentlich steht sie ja auf einen Typ, der dem Geschmack eines Teenagers entspricht: einen College-Anfänger; sie geht mit einem Jungen aus North Vancouver, der am Wochenende Hockey spielt. Sie mußte ihre Vorstellung von Sex völlig neu definieren. Und die von Richard, der jede Nacht daliegt, sie im Arm hält und sich von hinten an sie schmiegt. Sie hat ein paarmal gespürt, wie er eine Erektion bekam, und sich dann in stummer Verlegenheit von ihr löste und sich schlafend stellte. Doch wenn er im Tiefschlaf einen Steifen hat, preßt er sich an sie und zwischen ihre Beine. Sie stellt fest, daß sie das genießt - sich danach sehnt -, aber sie kann sich nicht vorstellen, wieder mit jemandem zu schlafen. Sie hat es noch nicht mal über sich gebracht, Wendy nach dem medizinischen Aspekt all dessen zu fragen, aber sie weiß, daß sie das bald tun wird. Richard ist in Karen verliebt und sie in ihn, doch ihre Beziehung muß sich entweder weiterentwickeln, oder sie wird scheitern. Es setzt ihr zu, daß sie vielleicht nie wieder so mit Richard Zusammensein wird wie damals auf dem Berg. Richard ertappt sich dabei, daß er Karen begehrt, und das kommt ihm pervers vor. Auch ihm ist es peinlich, jemanden um Rat zu fragen. Nur allzuoft hat Karen ihn nachts in Erregung versetzt. Lois und George haben Verständnis dafür, daß die beiden zusammen schlafen. Die heilende Wirkung des Hautkontakts leuchtet ihnen ein. Aber wie weit darf das gehen? Was würde Karen sagen, wenn er sie fragte? Was würde sie denken? Pervers.
    »Erinnerst du dich an jenen Abend auf dem Berg, Richard?“
    »Ja:«
    »Ich mich auch.« Karen legt den Finger hinters Ohr, um auf den Fluß zu lauschen. »Ich hab' dich überrumpelt. Ich hab's drauf angelegt.«
    »Das hat mir nichts ausgemacht.«
    »Ich dachte, vielleicht würdest du mich für eine Schlampe halten oder so was.“
    »Oh, das glaub' ich kaum.«
    »Nun ja, ich jedenfalls habe so darüber gedacht. Ich konnte dir hinterher nicht in die Augen sehen. Im Sessellift. Und bei der Party danach - oben im Wagen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Das habe ich immer noch.« Ein Reiher segelt vorbei, und Richard schickt sich an, Karen wieder in den Stuhl zu heben, doch sie sagt: »Nein. Noch nicht. Ich muß dich etwas fragen.« Richard sagt klar.
    »Ich muß wissen, ob ob ich -« Hier überschlägt sich Karens Stimme und wird dann zu einem Flüstern. »Ob ich gut war oder nicht.«
    »O Karen, Schatz!« Er beugt sich herunter, küßt ihre eingefallene Wange und massiert ihr den Nacken, immer noch dürr wie Knochen, die in einem Kessel ausgekocht werden. »Natürlich warst du das. Das ist eine meiner glücklichsten Erinnerungen.«
    Karen beginnt, abgehackt zu atmen. Richard redet mit beruhigend monotoner Stimme auf sie ein, damit sie sich wieder entspännt: »Siehst du die Wege da drüben?« fragt er und deutet auf Linien im Wald, wo die Bäume entlang schmaler Schneisen von Straßenbreite wachsen. »Das waren vor langer Zeit einmal Holzfällerstraßen. Linus hat mir erzählt, er habe sich alte Landkarten angesehen und herausgefunden, daß über die Grundstücke, auf denen jetzt unsere Häuser stehen, früher ein Zug gefahren ist. Manchmal denke ich an die Geister von Zügen, die jede Nacht durch meinen Kopf huschen. Ich meine, hier oben haben wir unsere Welt der Auffahrten und Rasen und Mikrowellen und Garagen. Dort

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