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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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alles in Ordnung mit dir?« Ihre Augen öffnen sich. »Es wird hier passieren.“
    »Was denn? Was wird passieren, Liebes?« Plötzlich ist Karen wieder voll da. »Oh. Pam, was hab' ich ....? - Ich war wohl ein bißchen weggetreten.«
    »In kosmetischer Hinsicht warst du mehr als ein bißchen weggetreten, Kare.«
    Pam frischt Karens Gesicht auf, das von Schweiß und Make-up verschmiert ist. »Läßt sich das reparieren?“
    »Natürlich. Nur die Ruhe. Richard - holst du Karen bitte ein Glas Wasser?« Richard hastet in die Küche und kehrt mit einem Glas zurück. Als er es ihr reicht, bedankt sich Karen, vermeidet es aber, ihm in die Augen zu sehen. Kurz darauf schaut sie nach rechts, und ihr Blick fällt auf Richard und Wendy, die beide ein besorgtes Gesicht machen. Ein Techniker brüllt, ob alle bereit seien, und so beginnt die Aufnahme.
     
    Wir möchten Ihnen jetzt ein Mädchen vorstellen, oder vielmehr eine junge Frau, die die Welt in den letzten paar Monaten in Atem gehalten hat. An einem kalten Dezemberabend im Jahre 1979 ging Karen Ann. McNeil, ein hübscher und beliebter Teenager aus Vancouver, Kanada, auf eine Party. Dort trank sie zwei leichte Wodka-Cocktails und nahm dazu zwei Valium-Tabletten, um nach einer harten zweimonatigen Diät ihren Stoffwechsel zu verlangsamen. Welchen Preis sie für diesen jugendlichen Leichtsinn zahlte? Karen lag die nächsten siebzehn Jahre im Koma. Während der ganzen Zeit gab es weder Anzeichen für eine höhere Hirnfunktion noch sonstigen Anlaß zur Hoffnung. Dann, nach einer Bronchialinfektion Anfang Herbst, erwachte Karen wie durch ein Wunder am Morgen des ersten November. Ihre Hirnfunktionen sowie ihr Gedächtnis waren voll und ganz intakt. Sie erinnerte sich sogar noch an die Hausarbeiten, die sie in der Woche vor dem Koma schreiben mußte.
    Und in was für einer Welt ist Karen aufgewacht? In einer Welt, die sich drastisch von der alten unterscheidet einer Welt ohne die Berliner Mauer, einer Welt mit AIDS, Computern und Radicchio. Außerdem hat sie inzwischen eine Tochter, Megan, die neun Monate, nachdem Karen ins Koma fiel, geboren wurde.
    Kürzlich habe ich Karen in ihrem Haus in einem Vorort in den Bergen von Vancouver besucht. Ich konnte feststellen, daß sie eine brillante Erzählerin ist, doch wie ich zugeben muß, war ich ein wenig erschrocken über ihr Aussehen. Als Karen aus dem Koma erwachte, wog sie nur noch siebenunddreißig Kilo. Zum Zeitpunkt unseres Interviews hatte sie bereits fünf Kilo zugenommen, aber die siebzehn Jahre haben schreckliche Spuren hinterlassen. Sie leidet unter Muskelschwund. Zum Glück sind ihr Geist und ihre Mimik noch ebenso lebhaft geblieben wie in jener schicksalhaften Dezembernacht vor siebzehn Jahren.
     
    »Lassen Sie uns über Ihren Körper sprechen - wie fühlen Sie sich jetzt, da er« - Pause - »so anders ist als 1979?« Gloria hat nach Tränen gebohrt und ist nun verärgert, daß sie auf keinen Geysir gestoßen ist. Sie mißdeutet das ungläubige Schweigen, mit dem Karen auf ihre aufdringlichen Unverschämtheiten reagiert, als Bewegtheit. »Vermissen Sie Ihren Körper?«
    »Ich bin ganz zufrieden mit meinem Körper, Gloria. Er kehrt jeden Tag ein Stückchen mehr zur Normalität zurück. Es gibt Menschen, denen es viel schlechter geht als mir. Ich komme schon zurecht.«
    Das Interview läuft gar nicht gut. Karen wird klar, daß Gloria eine tapfere, von der Schwelle des Todes zurückgekehrte Frau präsentieren möchte, die es kaum erwarten kann, ein Loblied auf die neue, veränderte Welt zu singen. Karen jedoch wirkt weder besonders glücklich noch allzu begeistert vom modernen Leben. Und sie will einfach nicht weinen. »Was ist die tiefgreifendste Veränderung, die ihnen bisher an der Welt aufgefallen ist, Karen? Was hat Sie am stärksten beeindruckt?«
    Hinter Karen steht heiter glitzernd ein Weihnachtsbaum. Außer ihr sind nur noch die Fernsehcrew, Pam als Visagistin und Richard als seelischer Beistand im Zimmer. Die anderen hat sie hinausgeschickt, damit sie unbefangener antworten kann. Karen sagt: »Wissen Sie, was mir am meisten aufgefallen ist, Gloria? Wie zuversichtlich heutzutage alle wirken. Jeder macht den Eindruck, als stecke er voller Tatendrang. Sogar wenn sie Kaugummi kaufen oder den Hund ausführen, sehen die Menschen zuversichtlich aus. »Gefällt Ihnen das denn?«
    »Das ist noch nicht alles, Wenn Sie diesen zuversichtlich dreinschauenden Menschen ein paar Schlüsselfragen stellen, wird Ihnen plötzlich klar,

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