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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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daß sie an der Welt verzweifeln daß die Zuversicht eine Maske ist.“
    »Was für Fragen?«
    »Wie wird Ihrer Meinung nach das Leben in zehn Jahren sein? Versuchen Sie, irgendeinen Sinn im Leben zu finden? Haben Sie Angst, alt zu werden?«
    »Hmmm. Wir sind eine sinnsuchende Zivilisation. Ja.« Der Gesprächsverlauf mißfällt Gloria. Ihr Gesicht morpht sich zu einem neuen Ausdruck. Auf einmal lächelt sie. »Sie haben jetzt eine Tochter, Karen: Megan.« Verschwörerisches Grinsen. »Wir würden gern wissen - was ist es für ein Gefühl, aufzuwachen und festzustellen, daß man ein siebzehnjähriges Kind hat?«
    »Gefühl? Es ist eine Freude. Und eine Überraschung. Stellen sie sich vor, Sie wachen eines Morgens auf, und plötzlich steht da ein Teenager und sagt: ›Hi, Mom.‹ In gewisser Weise fühle ich mich wie ihre Schwester. Ich frage mich: Wenn ich noch zur High-School ginge, wäre Megan dann jemand, mit dem ich befreundet wäre?“
    »Und?«
    »Ich glaube nicht. Sie ist zu selbstbewußt, um sich an den Rockzipfel von anderen Leuten zu hängen. Sie ist eine Individualistin, und ich würde mir wünschen, ich könnte wenigstens mit ihr reden und herausfinden, was in ihrem Kopf vorgeht.«
    »Und Megans Vater - sehen Sie den noch?“
    »Allerdings. Wir sind verlobt.« Karen grinst Richard über Glorias Schulter hinweg zu. Gloria reagiert mit einem angemessenen Lächeln, dann sagt sie: »Schnitt!« Sie nimmt ihr Mikro ab und stürzt zur Tür, wo ihre Lakaien kauern. »Warum zum Teufel haben wir nichts davon gewußt? Wer hat das recherchiert - Anthea? Ruft sie sofort an. Nein - sie ist auf 213, nicht 310. Wir müssen das Intro noch mal neu drehen. Hält das Wetter sich so lange?« Die nächsten zehn Minuten ist Panik angesagt, und dann kehrt Gloria zurück. »MAZ ab -« Klack! »und bitte -« Sogleich verwandelt sich Gloria wieder in »Gloria«, wie ein Haushaltsgerät, das eingestöpselt wird. »Karen, Sie sind jetzt also verlobt?“
    »Allerdings.«
    »Dürfen wir ... ihn kennenlernen?«
    »Ich glaube nicht. Er scheut die Öffentlichkeit noch viel mehr als ich.“
    »Wie heißt er?“
    »Richard.«
    »Richard hat also all diese Jahre auf Sie gewartet? All diese Jahrzehnte hat Ihr Liebster auf Sie gewartet?« Karen hält inne. Ihre Augen beginnen feucht zu werden verdammt! Sie ist Glorias Tränenfalle gestolpert. »Ja« schnüff - »das hat er.« Jetzt beginnen die Tränen zu kullern. Gloria seufzt erleichtert auf. Sie weiß, daß dies der absolute Knaller wird.
    »Gloria«, ruft ein Techniker, »der Ton war eben ausgefallen. Wir müssen die Aufnahme wiederholen.« Gloria stößt einen halblauten Fluch aus, und das Ganze beginnt erschreckend mechanisch von vorn: »Karen, Sie sind jetzt also verlobt?« Gloria klappert mit den Lidern: zwinker zwinker zwinker. »Ja.«
    »Dürfen wir ... ihn kennenlernen?«
    »Nein.«
    »Wie heißt er?«
    »Das ist privat.«
    »Schön. Ihr Freund hat also all die Jahre auf Sie gewartet? All diese Jahrzehnte hat Ihr Liebster gewartet?« Karen zögert. »Ja. Das hat er.« Keine Tränen. Gloria platzt vor Wut.
     
    Wie viele von uns können auf eine Liebe bauen, die so wahr ist, daß sie die Ewigkeit überdauert? Eine Leidenschaft, die so rein und so klar ist, daß sie im Angesicht all dessen, was uns Schreckliches widerfährt, ihre Stärke bewahrt? Das ist Karen Ann McNeil, die Frau, die vom Himmel fiel, die Frau, auf die zu warten die Menschen, die ihr nahestanden, nie aufgegeben haben.
     
    »Was ist mit Ihren Freunden, Karen? Was empfinden Sie dabei, sie alle über Nacht um siebzehn Jahre gealtert zu sehen? Verbringen Sie immer noch viel Zeit mit ihnen?“
    »Sie sind sozusagen mein Leben. Sie und meine Eltern. Wenn sie nicht wären, würde ich mich vermutlich in dieser Welt nicht zurechtfinden.« Karen ist angewidert von den Platitüden, die sie hier von sich gibt. Sie findet, sie klingt wie eine Kandidatin bei der Wahl zur Miss America, die die schallisolierte Kabine verlassen durfte, um dreißig Sekunden lang Fragen zu beantworten, die großen Einfluß darauf haben werden, in welche Richtung ihr Leben sich in Zukunft entwickeln wird.
    Gloria sieht vergrätzt aus. Wir brauchen mehr Dramatik. Eine Frau namens Randy kommt herüber; sie und Gloria diskutieren halblaut die Notizen auf Glorias frischgestärktem roten Schoß. Pam pudert Karen das Gesicht. »Wie läuft's denn so, Kare?«
    »Ich glaube, ich bin die totale Niete. Und die sind stinksauer, daß ihnen die Heulszene durch die

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