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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Hamilton. Nur mein Kopf befindet sich noch oberhalb der Bodens: »Uff! - Das solltet ihr auch mal irgendwann probieren. Dieser Fußboden schlägt Cheryl Anderson um Längen.“
    »Jared!« Karens Aufschrei klingt entnervt. »Ihr alle«, sage ich, »- ihr seid Vögel, die ohne Flügel geboren wurden; ihr, seid Bienen, die Schnittblumen bestäuben. Macht euch nicht in die Hose. Ich komm' wieder, und dann wird's richtig lustig!«
     
    Es ist der nächste Tag, und Richard verliert langsam die Geduld, weil Hamilton und Pam, beide albern und wacklig auf den Beinen, beim Aussteigen aus dem Minivan herumtrödeln.
    »Du zuerst, Barbara Hutton.“
    »Niemaaaals, Mr. Hefner. Du zuerst.“
    »Meine Freunde nennen mich Hef.«
    »Hört mal, ihr beiden Freaks, können wir mal in die Puschen kommen?«
    Vor ihnen erstreckt sich eine verrottete große, geteerte Piazza, übersät mit Skeletten, in seltsamen Winkeln geparkten Autos und verrosteten Einkaufswagen. Dahinter liegt der Save-On-Supermarkt, der verblichen und heruntergekommen aussieht. Seine Glastüren sind wie Zahnfleisch ohne Gebiß.
    »Uuh. Fräulein Dings braucht einen kleinen Drink.“
    »Hamilton – ich meine Hef -, laß uns jetzt reingehen und die Sache so schnell wie möglich hinter uns bringen.“
    »Okay, okay, Richard. Scheiß dir bloß nicht in die Windeln.“
    »Richard«, sagt Karen, »ich bleibe hier, draußen im Wagen. Geht ihr nur reih. Ich brauche etwas Sonne.«
    »Hast du irgendwelche besonderen Wünsche, Kare?«
    »Ja, Wattebäusche... eine Haarkur... Lakritze, wenn sie noch gut sind.«
    »Verstanden.«
    Karen sitzt allein auf dem Beifahrersitz des Minivan, wühlt in den CDs und genießt eine jahreszeituntypische Hitzewelle, die die Überreste der Stadt wärmt. Ich, Jared, nehme Gestalt an. »Hi, Karen.“
    »Jared! Wo bist du?“
    »Hier draußen.«
    Sie fährt herum und sieht mich vor der Tür auf einem umgekippten, verrosteten Einkaufswagen stehen. Tagsüber bin ich schwer zu erkennen - wie eine Gasflamme vor blauem Himmel.
    »Jared, was soll das alles? Ich habe tausend Fragen an dich.“
    »Nur zu, Karen. Du siehst gut aus. Wie fühlst du dich?“
    »Beschissen. Aber meine Arme sind ziemlich kräftig geworden. Meine Beine - mit denen geht's jetzt irgendwie bergab. Sie verkümmern immer mehr. Ich kann kaum noch im Haus herumlaufen und so. Was ist mit dir - haben Geister Schmerzen? Ich meine, tut dir manchmal was weh?“
    » Nicht so wie dir.«
    »Nein. Kann ich mir auch nicht vorstellen.« Sie wechselt den Tonfall: »Also raus mit der Sprache, Jared, ich bin wirklich sauer auf dich oder wer immer mir das angetan hat. Ihr habt mich siebzehn Jahre lang tiefgefroren, und am Ende blieb mir nur der Körper einer Marionette. Und wer hat letztes Jahr die Terrassentür eingeschlagen, als alles anfing, sich aufzulösen?«
    »Also, das mit der Tür war ich.«
    »Du?«
    »Tut mir leid, Kare. Ich hab's vermasselt - es war das erste Mal, daß ich wieder hier war. Ich wollte dir einen Vortrag halten. Hab ich dann doch lieber gelassen - es war mir zu peinlich, daß ich die Tür kaputtgemacht hatte. Das war genau wie damals in der zehnten Klasse, als ich nachts bei Brian Alwins Eltern in die Terrassentür gelaufen bin. Umpf. Ich bin dann lieber losgezogen und hab' Wendy geholfen. Sie hatte sich auf dem Weg vom Damm nach Hause im Wald verirrt.«
    »Du hast mich zu Tode geängstigt.«
    »Hey - kommt nicht wieder vor. Ich hab' es jetzt gut unter Kontrolle - meinen Astralleib, meine ich.« An dieser Stelle mache ich einen doppelten Flip und lande auf dem verrosteten Einkaufswagen. »Na, ist das nicht sexy?«
    »Ooh Baby Baby. Verdammt, Jared, sag mir, welchen Sinn sollen all diese Ereignisse haben? Und warum bin ich ins Koma gefallen? Mir ist das alles ein Rätsel. Vielleicht hast du ja eine Erklärung. Alle behandeln mich, als würde ich die Antworten kennen und sie ihnen aus reiner Boshaftigkeit nicht sagen. Ich hasse das.«
    »Also, Karen, du - wie soll ich sagen - du hast aus Versehen gewisse Türen geöffnet. Du hast all diese Diätpillen genommen und gehungert. Daraufhin hat dein Gehirn Saltos geschlagen; du hast Dinge gesehen; du hast einen Blick auf die Zukunft erhascht.«
    »Dafür habe ich meine Jugend verloren? Und wo wir grad dabei sind, wieso war ich diejenige, die ins Koma geschickt wurde? Hm? Hab' ich etwa darum gebeten? Auf wessen Mist ist das gewachsen?«
    »Beruhig dich, Kare - ich meine, erinnere dich doch mal an den Brief, den du Richard gegeben hast.

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