Girlfriend in a Coma
machen?“
»In diesem Fall, regredieren.«
»Die Menschen sind regrediert. Hey, Jared - wieso kennst du jetzt so viele Fremdwörter?«
»Wie soll ich's dir erklären in einem gewissen Bereich des Lebens nach dem Tod geht es zu wie in der Schule, und da darf man nicht schwänzen. Egal, vergiß es. Du hast gerade von Regression gesprochen.«
»Ja. Megan - meine Tochter -, sie hat noch nicht mal, bevor die Welt zu Ende ging, an die Zukunft geglaubt. Sie dachte, die Zukunft sei Tod, Verbrechen und Gesetzlosigkeit. Und als die Zukunft dann tatsächlich zu Ende war, wurde sie mühelos damit fertig. Sie bekam eine Tochter, Jane, blind und mit einem Hirnschäden geboren - vermutlich durch all den Mist der heutzutage die Luft verschmutzt -, und sie ist einfach davon ausgegangen, daß das Leben eben so sein muß.
Eigentlich hat keiner an die Zukunft geglaubt: Richard, Wendy - es ist so, als hätten sie das Ende erwartet.“
»Wieso?« Mein Körper flammt vor Spannung einen Moment lang orangefarben auf.
»Drogen. Pam und Ham haben Heroin genommen. Das tun sie immer noch - Heroin oder was sie sonst noch finden können, das nach einem Jahr immer noch frisch ist. Die Vorstellung, daß alles noch vierzig Jahre oder länger weitergeht, ist nach wie vor zuviel für sie. Wendy hat sich in monotoner, kräftezehrender Arbeit aufgerieben. Linus ist offenbar jahrelang fortgewesen, um herauszufinden, was der Sinn des Lebens ist, doch es ist nichts dabei herausgekommen, und so hat er sich in sich selbst zusammengerollt und ist jetzt verstaubt und etwas verbittert. Megan hat ein Kind gekriegt, das blind und geistig behindert ist, und daraufhin ist sie ein bißchen autistisch geworden. Und Richard - Richard hat getrunken und all seine Hoffnung in mich gesetzt. Er glaubt, ich wüßte das nicht, aber er irrt. Du mußt bedenken, Jared, daß ich eigentlich nie hätte aufwachen sollen. Richard hätte sein ganzes Leben damit verbringen können, von mir zu träumen, ohne sich je mit der Realität auseinandersetzen zu müssen.“
»Alles schön und gut. Aber ein bißchen hart, findest du nicht?«
»Jared, denk doch mal nach - schau mich an. Ich bin ein Monster. Ich bin wie irgendeine UFO-Frau, die Linus oder Hamilton sich für einen Fernsehfilm ausgedacht haben. Ich habe meinen Körper aufgegeben, nur um herauszufinden, daß die moderne Welt irgendwie sinnlos und leer geworden ist? Ein beschissener Tausch.«
»Okay, aber beantworte mir folgendes: Hättest du an „die Leere der Welt geglaubt, wenn du langsam in die Welt hineingeglitten und dir ihre Gesetze häppchenweise angeeignet hättest, wie deine Freunde es getan haben?« Sie seufzt. »Nein. Vermutlich nicht. Bist du jetzt glücklich? Kann ich meinen Körper zurückhaben?« Karen schnappt sich Pams Zigaretten vom Armaturenbrett, zündet sich eine an und muß husten.
»Du rauchst?« frage ich.
»Ach; du Gesundheitsapostel. Ja, von jetzt an rauche ich wieder. Uuh. In meinem Kopf dreht sich alles. He - wie geht es eigentlich Gott?«
»Ach, Karen - jetzt werd bloß nicht frech. Das steht dir nicht. Wir sind hier nicht im Sozialkundeunterricht.“
» Ups - wie leichtfertig und dumm von mir. Aber wie geht es dir? Ich meine, du bist tot. Das ist nicht frech gemeint. Ich bin wirklich neugierig. Wer wäre das nicht?“
»Mach dir keine Sorgen um mich. Mir geht's super. Aber ich mache mir Sorgen um dich und den Rest der Clique.“
»Um uns? Vergiß es. Wir sind Versager. Wer macht sich um uns schon Sorgen? Geh und such dir ein paar Gewinnertypen. Um die kannst du dir Sorgen machen.“
»Sag das nicht, Karen. Das ist einfach nicht wahr. Ist es einfach nicht.« Karen starrt mich an, als hätte ich einen lahmen Witz gerissen. »Ich muß jetzt gehen - in den Save-On.“
»Also, ich gehe nirgendwohin mit meinen Spargelbeinen. Ich komme mir vor wie so ein Glasvogel, der seinen Schnabel in ein Glas Wasser taucht. Übrigens, falls du dort die anderen triffst - Hamilton und Pam werden dir ganz schön zu schaffen machen. Sie verbringen ihre Tage damit, zu fixen und sich auf Video Dokumentationen über die Duchess of Windsor, das Studio 54 und irgendwelche Hollywood-Stars anzusehen. Sie verlieren sich in der Vergangenheit. Sie reden nur dummes Zeug.“
»Damit komm' ich schon klar.«
»He, Jared, du hast viele meiner Fragen noch nicht beantwortet. Geh nicht. Schnell, sag mir, worum geht's hier? Was passiert als nächstes? Noch zehn solche Jahre? Zwanzig? Dreißig?«
»Das kann ich dir nicht
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