Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
Herzmonitors hallten immer noch in ihren Ohren wider.
Die Ärzte waren in Minutenschnelle herbeigeeilt, nachdem Sherilyn in den Kreißsaal geschoben worden war, um das Baby notfalls zu holen, bevor ihr Blutdruck unterhalb des kritischen Bereichs sank. In der einundzwanzigsten Woche hatte das Baby zwar die Chance, außerhalb des Mutterleibs zu überleben, aber nicht ohne ernsthafte Gesundheitsrisiken.
»Es ist alles gut. Es ist alles gut«, hatte sie ihrer Schwester immer wieder versichert, obwohl ganz eindeutig nichts gut war. Aber sie hatte nicht gewusst, was sie ihr sonst hätte sagen sollen. Was sie hätte tun sollen, außer dort zu stehen, zuzusehen und sich zusammenzureißen?
Die Tränen liefen ihr übers Gesicht, und sie schnappte schluchzend nach Luft. All die Angst, die Trauer und die Wut, die sie aus Rücksicht auf ihre Schwester unterdrückt hatte, brachen
aus ihr heraus, und sie weinte bitterlich. Die letzten zwei Stunden waren die schlimmsten ihres Lebens gewesen, und während sie hilflos dort gestanden und versucht hatte, für Sherilyn stark zu sein, hatte sie nicht anders gekonnt, als William Morgan noch mehr zu hassen als sowieso schon. Eigentlich hätte er hier sein sollen. Seiner Frau die Hand halten und um sein Baby kämpfen müssen. Stattdessen benahm er sich wie ein Vollidiot und vögelte seine junge Assistentin.
Adele atmete tief durch. Ihre Tränen versiegten, und sie wischte sich die nassen Wangen. Während sie in der Konsole zwischen den Sitzen nach einem Kleenex wühlte, griff sie nach ihrem Handy in ihrer Handtasche. Auf Sherilyn war wie immer Verlass. Sie bewahrte doch tatsächlich in dem Fach ein kleines Päckchen mit Taschentüchern auf, und Adele zog eines heraus, während sie ihr Telefon aufklappte.
Es war halb vier, und sie war ein bisschen spät dran, um Kendra von ihrer Tanzparty abzuholen. Sie trocknete sich die Augen und putzte sich die Nase, aber statt Kendra anzurufen, wählte Adele die alte Festnetznummer ihrer Schwester in Fort Worth, wo William immer noch wohnte. Nach dem fünften Klingeln sprang der Anrufbeantworter an.
»Hier ist Dr. William Morgan«, legte er los, und im Hintergrund kicherte eine Frau. »Mit Stormy Winter.« Miststück. »Ich bin im Moment unabkömmlich«, fuhr William blasiert fort. »Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht und eine Telefonnummer, unter der Sie zu erreichen sind.«
Es war so typisch William, eine wichtigtuerische Ansage mit seiner im Hintergrund kichernden Tussi aufzunehmen. A-Loch.
Piep.
»William, hier ist Adele. Ich rufe an, um dir zu sagen, dass...« Sie verstummte. Das Letzte, was Sherilyn brauchte, war, dass das A-Loch sie anrief und aufregte. Außerdem verdiente er es
nicht, es zu erfahren. »Ich rufe nur an, um dir zu sagen, leck mich am Arsch«, zischte sie und klappte ihr Handy zu. Okay, das war nicht besonders erwachsen. Aber Sherilyn hatte recht. Es fühlte sich super an.
Ein Blick in den Rückspiegel ließ sie laut aufstöhnen. Ihre Augen waren knallrot und die Haut darunter fleckig. Auf keinen Fall würde sie an Zachs Tür klopfen und dabei dermaßen scheiße aussehen. Wieder mal. Sie klappte ihr Telefon auf und versuchte es auf Kendras Handy. Wenn sie Kendra dazu bringen könnte, draußen auf sie zu warten... vielleicht ganz am Ende dieser langen Zufahrt... aber das Mädchen ging nicht ran.
Sherilyn hatte sogar ein Tütchen für Abfälle am Schaltknüppel hängen, und Adele warf das Kleenex hinein und löste die Handbremse. Während sie weiterfuhr, wühlte sie in ihrer Handtasche nach ihrer Sonnenbrille. Sie versuchte es noch dreimal auf Kendras Handy, bevor sie in die geschlossene Wohnanlage fuhr.
»Verdammt.« Sie seufzte und setzte ihre Sonnenbrille auf. Entnervt pfefferte sie das Handy auf den Beifahrersitz und kurvte um irgendein Schickimicki-Klubhaus herum, bevor sie in Zachs Kopfsteinpflaster-Einfahrt bog. Im Krankenhaus hatte sie noch überlegt, Kendra gleich von dort aus anzurufen und ihr Bescheid zu sagen, dass sie sich verspätete, aber sie hatte ihre Nichte nicht unnötig beunruhigen wollen. Rückblickend wäre es natürlich viel besser gewesen, weil Kendra sich eine Mitfahrgelegenheit hätte organisieren können.
Unter dem Portikus standen zwei Mercedes und ein Ford-Truck, und Adele parkte den Wagen ihrer Schwester neben dem Truck. Sie rief Kendra noch einmal auf dem Handy an, während sie sich ihre Hardtail-Kapuzenjacke schnappte, die zu ihrer Jogginghose passte, und hineinschlüpfte. Da Kendra nicht
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