Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
Haushaltsgeräte-Abteilung entrissen hatte. Sie zog sich den schwarzen Jerseystoff über den Kopf, der sich eng an ihren Körper schmiegte. Zufrieden betrachtete sie sich im bodenlangen Spiegel. Sie war wie immer perfekt und wunderschön.
Doch anders als sonst flackerte ihr Spiegelbild und löste sich vor ihren Augen auf. Die Kleiderständer schimmerten wie eine Fata Morgana und verschwanden. Sie fand sich in einem grauen Nebel wieder, und ihre Haut kribbelte. Als sie an sich hinabblickte, war das schwarze Metro7-Kleid verschwunden und sie trug ihr Chanel-Kostüm und ihre Mikimoto-Perlen.
»Hier bist du also. Du bist noch nie dort geblieben, wo du hingehörst.«
Sie blickte auf. »Mrs. Highbanger?«
»High barger «, korrigierte ihre Lehrerin aus der sechsten Klasse sie unbeirrt.
»Dein Platz ist in der Schuhabteilung. Nicht bei der Damenbekleidung.«
Devon zuckte gleichgültig mit den Achseln.
»Mitkommen.« Ohne jede Anstrengung glitt Devon durch Wolkenschwaden hinter ihrer alten Paukerin her. »Du hast dir eine neue Aufstiegschance verdient.«
»Wirklich?«
Mrs. Highbarger legte den Kopf schief. Sie trug immer noch das scheußliche violette Kostüm mit den Goldknöpfen, aber wahrscheinlich konnte sie nichts dafür, dass man sie in dieser Mode-Todsünde begraben hatte. Auch wenn das Teil zum Zeitpunkt ihres Ablebens bei ihr im Schrank gehangen haben musste.
»Komme ich jetzt in den Himmel?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Du hast die Wahl.« Als hätten sie eine unsichtbare Rolltreppe betreten, glitten sie durch die Wolken nach oben.
»Okay. Dann mal los.« Nach der Wal-Mart-Hölle war sie reif fürs Paradies.
»Nicht so hastig. Das Geschenk, das du der Frau gewährt hast, der du zu Lebzeiten Unrecht getan hast, hat den Schaden zum Teil wiedergutgemacht, den du während deiner Zeit auf Erden angerichtet hast.«
»Hä?«
Mrs. Highbarger warf Devon einen Blick über die Schulter zu. »Auf lange Sicht hat dein Geschenk sogar mehr geholfen als geschadet.«
»Wirklich?«
»Überrascht?«
Eher schockiert. Hatte sie Wie-hieß-sie-doch-gleich nicht mit
miesen Dates verflucht? Was die Tussi mehr als verdient hatte, weil sie ihr den Mann hatte ausspannen wollen. »Natürlich nicht.«
Gott weiß, wenn du lügst.
Ups. »Hat sie jemanden gefunden?«
Sie blieben stehen, und die Wolken zogen sich zusammen und bildeten einen hauchdünnen Fernsehbildschirm. Die bewegten Bilder eines Football-Spiels erschienen, und Devon erkannte am Spielfeldrand Zach, der noch genauso gut aussah wie in ihrer Erinnerung.
»Was macht er da?«
»Pass auf.«
Er sagte ein paar Spielzüge an, gab Handzeichen und bezog wieder Position am Spielfeldrand, als die Cedar Creek Cougars den Snap durchführten. »Ist er etwa Trainer an meiner alten Highschool?«
»Ja.«
»Ich dachte, er hätte den Job bei ESPN angenommen.«
»Er ist wegen deiner Tochter in Cedar Creek geblieben.«
»Oh.« Das freute Devon. Tiffany liebte ihre Heimat und ihre Freundinnen.
Das Bild löste sich auf, formte sich neu, und die Scheinwerfer eines silbernen Cadillac Escalade schnitten durch die tintenschwarze Nacht und brausten über den flachen texanischen Highway. Im Wagen saß Zach und klopfte mit den Daumen aufs Lenkrad. Sie kannte die ungeduldige Geste und lächelte. Auf ihre Art hatte sie Zach geliebt. Er hatte ihr gegeben, was sie wollte und was ihr am wichtigsten war. Geld und Ansehen. Ihr Kind.
»Wie geht’s Tiffany?«, fragte sie ihre alte Paukerin. Im Grunde machte sie sich um ihre Tochter keine Sorgen. Sie wusste, dass Zach auf sie aufpassen würde, doch trotzdem vermisste sie ihre Kleine. Der Tod veränderte vieles, aber das nicht.
»Der geht’s gut.«
Der Escalade hielt am Straßenrand, und Zach stieg aus und lief zu einer Haustür. Er klopfte, die Tür öffnete sich, und Wie-hieß-sie-noch-gleich stand auf der Schwelle und trug etwas, das aussah wie ein schwarzer Unterrock, der ihren Körper umschmeichelte. Devon schnappte entsetzt nach Luft, als Zach eintrat und die Frau in die Arme schloss.
»Oh, scheiße, nein! Das darf doch nicht wahr sein!« Der Tod veränderte vieles, aber starke Emotionen wie Hass nicht. Sie sah zu, wie Zach die Frau küsste. Im Laufe ihrer zehnjährigen Ehe hatte er durchaus Affären gehabt. Sie hatte es gewusst und toleriert. Seit dem Tag, an dem sie beschlossen hatte, zurück nach Cedar Creek zu ziehen, hatte sie gewusst, dass er seine Bedürfnisse bei anderen Frauen befriedigen würde. Sie hatte es sogar
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