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Giselles Geheimnis

Giselles Geheimnis

Titel: Giselles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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wenn sie für immer allein und ledig blieb? Und warum reagierte sie ausgerechnet auf Stefano so stark?
    Was geschah nur mit ihr? Ihr war doch immer bewusst gewesen, dass sie die Last, die sie trug, niemals würde abschütteln können. Sie hatte es gewusst und akzeptiert und war immer dankbar gewesen, dass niemand außer ihrer Tante etwas von dem schrecklichen Geheimnis ahnte. Quälte die eigene Schuld sie nicht schon genug? Sie brauchte nicht auch noch die grausame Qual dessen, was sie gestern empfunden hatte, eng an Stefanos Brust gepresst.
    Es gab keinen Raum in ihrem Leben für die uralte weibliche Sehnsucht nach einem Mann, der sie unterstützen würde, wenn die Last zu schwer wurde, um sie allein zu tragen. Genauso wenig wie es Raum gab für den Speer heißer Lust, der sie so scharf und mächtig durchfahren hatte, dass sie auch heute noch das Pochen des schmerzhaften Verlangens spüren konnte.
    Das Problem war einfach, dass sie sich schon so lange von allem abgekapselt hatte, was andere Frauen als „normale“ Reaktion auf das männliche Geschlecht bezeichnen würden, dass sie nachlässig geworden war. Stefano Parenti besaß keine magischen Kräfte, die sie ihm gegenüber empfänglicher als anderen gegenüber Männern machte. Sie hatte nur einfach ihre Wachsamkeit schleifen lassen, mehr nicht.
    Das Geräusch von rollenden Rädern alarmierte sie, dass die Stilberaterin mit dem Kleidergestell zurückkam. Giselle leerte ihre Kaffeetasse, strich sich den Rock glatt und versuchte, ihre Verlegenheit zu kaschieren, dass sie überhaupt hier saß.
    „Uns fällt oft auf, dass es Kundinnen, die abgenommen haben, schwerfällt zu beurteilen, was ihnen steht und was die richtige Größe für sie ist“, erklärte die Stilberaterin Giselle mit einem aufmunternden Lächeln, nachdem sie sie dazu überredet hatte, das schwarze Kostüm eines renommierten Designers anzuprobieren.
    Giselle erwiderte nichts. Sie war zu beschäftigt damit, ihr Bild in dem mannshohen Spiegel anzustarren. Es war doch unmöglich, dass sie eine solche Figur hatte, oder? Eine so schmale Taille und so perfekt gerundete Hüften? Und dann ihr Hinterteil, das der enge schwarze Rock derart vorteilhaft betonte. Das musste an dem Spiegel liegen. Hatte sie nicht irgendwo gelesen, dass Spiegel in Umkleidekabinen die Frauen immer schlanker aussehen ließen, als sie in Wirklichkeit waren?
    „Ziehen Sie noch den Blazer dazu an“, ermunterte die Beraterin sie jetzt. „Der Rock ist Größe 36, der Blazer 38, weil Sie ja eine etwas fülligere Oberweite haben.“
    Eine fülligere Oberweite? Was sollte das denn heißen?
    Die Frage wurde in dem Moment beantwortet, in dem Giselle die Jacke überzog und entdeckte, wie die leicht gefüllten Schultern und der enge Taillenschnitt ihren Busen hervorhoben. Fast in Panik zog sie die Jacke sofort wieder aus und schüttelte heftig den Kopf. „Nein, so etwas kann ich unmöglich tragen!“
    „Aber Sie sehen absolut hinreißend darin aus. Es passt perfekt.“
    „Nein, es ist … viel zu auffällig. Ich brauche vernünftige Sachen für die Arbeit im Büro, keine, die … die die Aufmerksamkeit auf meinen Körper ziehen.“
    Die Beraterin lachte leise. „Ich könnte Sie ja verstehen, wenn ich Ihnen die figurbetonenden und etwas freizügigeren Kleider gebracht hätte. Ich muss sagen, ich war wirklich versucht, denn Sie haben die perfekte Figur, um so etwas zu tragen. Glauben Sie mir“, versicherte sie Giselle, „diese Teile hier sind genau richtig für Sie.“
    Bevor Giselle erneut protestieren konnte, hatte die Beraterin schon Blusen, T-Shirts mit rundem Ausschnitt und noch ein paar Röcke von der Stange genommen. „Das sollte die Grundausstattung fürs Büro sein. Da wir bereits April haben und es demnächst wärmer wird, wurden ein paar leichtere Röcke mit eingeschlossen, die Sie dann auch mit der Jacke kombinieren können. Mir persönlich gefällt ja dieser hier ganz besonders …“
    Mit wachsendem Argwohn betrachtete Giselle den Kleiderstapel, der langsam immer größer wurde. Es waren wunderschöne und elegante Sachen, Kleidung für jemanden, dessen Leben all das enthielt, was in ihrem Leben fehlte. Doch konnte sie nichts unternehmen, es gab nichts, was sie sagen konnte. Stefano hatte Anweisung gegeben, sie mit einer Garderobe auszustatten, die von seinen Angestellten erwartet wurde, und Moira hatte sie schließlich davor gewarnt, ihm zu widersprechen.
    Weil er sie sonst bestrafen würde? Wie? Indem er sie erneut

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