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Giselles Geheimnis

Giselles Geheimnis

Titel: Giselles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Welch andere logische Erklärung konnte es sonst für diese unsinnige Anziehungskraft geben, wenn er sich genau die strengstens verboten hatte?
    In Gedanken ging Stefano die Liste der Frauen durch, mit denen er in den letzten fünf Jahren geschlafen hatte. Er hatte nie das Bedürfnis verspürt, sich durch Eroberungen als Mann zu beweisen, aber es war nicht zu bestreiten, dass seine Lust von einigen sehr schönen Frauen befriedigt worden war. Von erfahrenen Frauen, die wussten, wie sie einem Mann gefallen konnten. Frauen, die ihm nicht den Parkplatz stahlen oder ein unsinniges Schuldgefühl in ihm wachriefen, gemischt mit Mitleid und Ärger, weil sie billige Kleidung trugen, mit der sie sofort aus ihrer Umgebung herausstachen.
    Das muss es sein, dachte Stefano grimmig. Steckte man Giselle Freeman in die gleichen Kleider, die die weiblichen Mitarbeiter hier trugen, würde sie in der Menge untergehen, sozusagen zum Inventar werden. Und das Problem war gelöst!
    Über die Sprechanlage gab Stefano seiner Assistentin ungeduldig die entsprechenden Instruktionen. Er vernahm das schockierte Nach-Luft-Schnappen. „Wieso? Was ist?“ fragte er unwirsch.
    „Stefano, wenn ich anmerken darf … Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Instruktion, sich in der Abteilung für Damenbekleidung bei Harvey Nichols zu melden und sich eine komplette Garderobe zusammenstellen zu lassen, die mit der der anderen Kolleginnen mithalten kann, gut bei Giselle ankommen wird.“
    „Sagen Sie ihr, dass es eine Arbeitsanweisung ist“, meinte er nur ungerührt und beendete das Gespräch.
    Er war zufrieden mit sich. Hatte er doch nicht nur den Grund für sein Problem gefunden, sondern auch gleich die Lösung dafür. Giselle beschäftigte ihn nur, weil sie so auffällig anders als die anderen Frauen war. Wenn er sie erst nicht mehr wahrnahm, dann würde er auch aufhören, sie … zu begehren? Er begehrte sie nicht, verdammt noch mal!
    Eine Frau zu begehren, war der erste Schritt auf einem Weg, den er auf keinen Fall gehen wollte. Sein Vater hatte seine Mutter geradezu angebetet, und man musste sich nur ansehen, welches Ende das genommen hatte. Die beiden waren tot, nur weil seine Mutter die Arbeit für die Hilfsorganisation nicht aufgeben wollte und ihr Mann mitgefahren war, weil er nicht ohne sie sein konnte. Stefano würde es niemals riskieren, eine Frau so zu lieben.
    Am besten war es, überhaupt nicht zu lieben, und genau das hatte er auch vor. Weder würde er lieben noch ein Kind in die Welt setzen. Kinder waren hilflos dem Schicksal ausgeliefert. Waren so verletzlich, dass ein Elternteil ihnen mit der kleinsten Bemerkung, mit der nebensächlichsten Geste Narben fürs Leben zufügen konnte. Er hatte nicht vor, eine solche Verantwortung zu übernehmen.
    Vor allem seine Mutter hatte diese Verantwortung gespürt. Er konnte sich noch gut an den Sommer erinnern, in dem er nach einem wunderbaren Urlaub mit seinen Eltern ins Internat geschickt worden war. Er hatte seine Mutter angefleht, bei ihnen bleiben zu dürfen.
    „Ich kann doch aus den Büchern lernen“, hatte er gesagt. „Du kannst mich unterrichten, wie du auch die anderen Kinder unterrichtest. Du und Papa.“
    „Nein, Stefano“, hatte seine Mutter leise, aber bestimmt geantwortet. „Wenn dein Vater und ich unsere ganze Zeit mit dir verbringen, wer soll sich denn dann um die Tausende von anderen Kindern kümmern, die nicht so viel Glück haben wie du? Sie haben doch fast gar nichts, und sie brauchen so vieles.“
    Sie haben dich, hatte der achtjährige Stefano damals trotzig protestieren wollen. Aber natürlich hatte er es nicht getan. Eine solche Antwort hätte seiner Mutter nicht gefallen, hatte sie doch erwartet, dass er verstand, wie sehr die Kinder in den Katastrophengebieten der Welt die Hilfe seiner Mutter benötigten. Kinder, die ihre Zeit und ihre Liebe viel mehr verdient hatten als er.

5. KAPITEL
    „Stefano hat was?!“
    Moira seufzte still, als sie die Entrüstung in Giselles Stimme hörte. „Er hat mich angewiesen, einen Termin mit einer der persönlichen Stilberaterinnen bei Harvey Nichols für Sie zu machen, heute Nachmittag um vier. Er meinte …“ Sie brach ab, suchte nach den richtigen Worten. „Stefano hat erklärt, dass die Kosten für die Unterbringung Ihrer Großtante so hoch sind, dass …“
    „Was?“, fiel Giselle ihr ärgerlich ins Wort. „Dass ich es mir nicht leisten kann, mir anständige Kleidung zu kaufen?“
    „Er meinte nur, dass es Ihnen leichter

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