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Giselles Geheimnis

Giselles Geheimnis

Titel: Giselles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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    Die Klingel erscholl ein zweites Mal, und Giselle eilte, um die Tür zu öffnen. Stefano stand vor der Schwelle, hinter ihm wartete eine dunkle elegante Limousine am Straßenrand.
    „Fertig?“, fragte er knapp.
    „Noch nicht ganz. Moira sagte halb vier“, rechtfertigte sie sich. Kaum hatte sie sich wieder in die Diele zurückgedreht, wünschte sie, sie hätte es nicht getan. Stefano folgte ihr wie selbstverständlich. „Aber ich brauche nicht mehr lange. Sie können im Wagen warten.“
    „Ich vertraue nie einer Frau, wenn sie sagt, sie braucht nicht mehr lange. Meiner Erfahrung nach haben Frauen einen sehr dehnbaren Zeitbegriff.“
    „Das könnte mehr mit dem Typ Frau zu tun haben, den Sie bevorzugen, als dass es allgemeingültig für das gesamte weibliche Geschlecht gilt“, konterte Giselle. Sie ging den Gang entlang und deutete einladend auf ihr Wohnzimmer. „Setzen Sie sich. Ich brauche wirklich nur fünf Minuten.“
    Stefano nickte. Er wollte sich nicht eingestehen, dass er tatsächlich neugierig gewesen war. Er hatte sehen wollen, wo und wie sie lebte. Doch jetzt, da er hier war, musste er feststellen, dass er durch die Einrichtung auch nicht mehr über Giselle erfuhr. Wo waren die Fotos, wo die in Ehren gehaltenen Andenken und all der übliche dekorative Krimskrams, den er von den Wohnungen anderer Frauen kannte? Hier in diesem Raum gab es nichts, was ihm mehr über die Frau erzählt hätte, die hier lebte.
    Er sah auf seine Uhr. Fünf Minuten, hatte sie gesagt. Eine Minute blieb ihr also noch. Stefano ging über den Korridor in die Richtung, wo er ihr Schlafzimmer vermutete. Das Surren eines Reißverschlusses, der zugezogen wurde, drang durch die offene Tür zu ihm. Im Türrahmen blieb er stehen und schaute in den Raum. Wie auch im Wohnzimmer fehlte hier jegliche Dekoration.
    „Ist das Ihr Schlafzimmer?“
    Abrupt drehte Giselle sich zu ihm um, sie hatte ihn nicht kommen hören. „Ja“, erwiderte sie knapp. Selbst dieses eine Wort auszusprechen fiel ihr schwer.
    „Sieht eher wie die Kammer einer Nonne aus. Gar nicht wie das Schlafzimmer einer modernen Frau“, lautete sein Urteil.
    Giselle stieß zischend die Luft aus, als hätte sie einen schmerzhaften Schlag erhalten, aber eine solche Bemerkung würde sie nicht unbeantwortet im Raum stehen lassen. „Im Vergleich zu den Schlafzimmern der Frauen, die sicherlich ein ganz anderer Typ sind als ich, muss es Ihnen so erscheinen.“
    Der Ton dieses „ein ganz anderer Typ als ich“ zeigte deutlich, dass dieser Typ Frau in ihren Augen eindeutig minderwertig war. Stefano dachte an die Frauen, die das Bett mit ihm geteilt hatten, an deren Selbstbewusstsein und hohe Ansprüche. Giselle hatte Courage, das musste er ihr zugestehen – auch wenn sie sich da auf eine Schlacht einließ, für die sie nur unzureichend ausgestattet war.
    „So anders dann wohl doch nicht“, meinte er honigsüß und hob das Spitzenhöschen auf, das beim Packen vom Bett gefallen sein musste.
    Irgendwie wirkte das cremefarbene Teil in seiner Hand noch sinnlicher als zu dem Zeitpunkt, da die Stilberaterin es ihr aufgeschwatzt hatte.
    „Es scheint also ein allgemeiner weiblicher Zug zu sein, Dessous zu tragen, die ein Mann gerne sieht und befühlt.“
    „Das war nicht meine Wahl“, fauchte sie und wollte es ihm aus der Hand reißen.
    Doch Stefano hielt es fest. „Dann das Geschenk eines Liebhabers?“
    „Nein!“ Giselle merkte, wie sie immer mehr die Beherrschung verlor. Dabei wusste sie doch, dass er sie nur absichtlich ködern wollte, und dennoch konnte sie nichts dagegen tun. Es war, als wäre sie in einem feinen Netz gefangen – je mehr sie sich wand und sich zu befreien versuchte, desto mehr verfing sie sich. Mit den Lügen war es ebenso.
    Wie leicht es den Lügen gelang, einem Menschen Sicherheit vorzugaukeln. Fiel man zum Beispiel auf einen Kredithai herein, glaubte man sich gerettet, aber ein Kredithai verlangte immer horrendere Zinsen, sodass die Schuld niemals abgetragen werden konnte. Aber wie sollte sie je die Wahrheit sagen können – die ganze Wahrheit –, ohne nicht verurteilt und verdammt zu werden? Sie hatte alle nötigen Schritte unternommen, um zu verhindern, dass die Geschichte sich wiederholte. Mehr musste sie doch nicht tun, das musste doch ausreichen, oder?
    Stefano konnte zusehen, wie ihre Angriffslust jäh blanker Angst wich. Der abrupte Wechsel von einem Gegner zu jemandem, der vor Panik nicht einmal mehr atmen konnte, brachte ihm jedoch

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