Giselles Geheimnis
Ihres Cousins. Sie beide passen perfekt zusammen. Vermutlich wollen Sie ja mit ihr schlafen.“
Das also dachte Giselle von ihm? Dass er ein Mann war, der seinen nächsten Verwandten betrügen würde? Es schockierte Stefano, dass ihm ihre Meinung so viel ausmachte.
Er trat einen Schritt auf sie zu. Als sie zurückwich, blieb er stehen. „Teilweise haben Sie recht. Ich habe Sie mit hergebracht, damit Natasha endlich einsieht, dass ich nicht an ihr interessiert bin.“
„Nur teilweise?“, fragte sie herausfordernd. „Was sind dann die anderen Gründe?“
Verflucht, er begehrte Giselle. Er wollte sie, gleich hier, gleich jetzt. Wollte ihre Lippen auf seinem Mund spüren, ihren Körper an seinem und jeden Zentimeter an ihr erkunden. Wenn er nicht bald aus ihrer Nähe wegkam, würde er für nichts mehr garantieren können.
Und wenn er das wusste, warum brachte er sie dann nicht zu ihrem Zimmer, sondern trat näher und provozierte sie weiter? „Hoffen Sie etwa insgeheim darauf, einer der Gründe könnte sein, dass ich Sie in mein Bett holen will?“
„Nein!“
Sie sagte zwar Nein, aber ihre Augen und das jähe Heben und Senken ihrer Brust verrieten sie. Die Erkenntnis traf Stefano wie ein Schlag: Auch sie verspürte das irrsinnige, verrückte Verlangen in sich. Es konnte keine andere Erklärung für diesen gehetzten Ausdruck in ihrer Miene geben, diese Mischung aus hilfloser Wut und heißem Sehnen, das so genau dem entsprach, was er selbst verspürte.
Stefano hatte erraten, was sie fühlte, und jetzt würde er sie nur quälen und demütigen! Ein weiteres hitziges „Nein!“ entrang sich ihrer Kehle. „Sie sind der Allerletzte, den ich als Liebhaber will!“
Das war mehr als genug, um den Damm seiner Selbstbeherrschung brechen zu lassen. „Lügnerin“, knurrte er an ihren Lippen, während er sie in seine Arme riss. „Das ist es, was du willst. Was wir beide wollen … wollen und brauchen.“
Giselle war verloren, völlig machtlos, sich gegen ihn zu schützen oder sich gegen die Flutwelle des eigenen Verlangens zu wehren, die seine Worte auslösten. Sie schmolz in seinen Armen dahin, klammerte sich an ihn und presste sich an seinen Körper. Sie gehörte ihm, ergab sich ihm. Nichts mehr außer ihm zählte. Außer ihm und dem eigenen Verlangen, das sie verbrannte und anpeitschte.
Ein letztes Mal versuchte sie, sich zurückzuziehen, die Angst um die eigene Verletzlichkeit trieb sie dazu. Instinktiv erkannte sie die Gefahr, der sie sich aussetzte, doch gleichzeitig sehnte sie sich danach, den Kuss zu vertiefen, ihn andauern und sich von Stefano an den Ort bringen zu lassen, den ihr Körper so unbedingt erreichen wollte.
Stefano spürte ihr Zögern an seinen Lippen und sah ihr in die Augen, die sie wie er geöffnet hielt. In den grünen Tiefen erkannte er die Verwirrung über das, was hier geschah, die gleiche Verwirrung, die auch er in sich verspürte.
Er wollte sie in seinen Armen halten, sie an sich pressen und ihr gestehen, dass auch er konfus war, dass auch er nicht verstand, wie es hierzu gekommen war, dass auch er diese Gefühle unterdrücken wollte und es dennoch nicht konnte. Er wollte sie trösten und ihr Mut zusprechen, und gleichzeitig wollte er sie liebkosen und antreiben, bis sie sich ihm bedingungslos hingab.
Das war mehr als rein physisches Verlangen. Unbekannte Gefühle, die unerkannt tief in ihm geschlummert haben mussten, hatten sich in sein Herz geschlichen, und was sie dort freisetzten, war geradezu schmerzhaft.
Giselle erschauerte in seinen Armen, und automatisch hielt er sie fester. Er wollte ihr sagen, dass sie keine Angst zu haben brauchte, und dennoch wusste er, dass sie beide vor einer riesigen Bedrohung standen. Er wollte ihr sagen, dass sie ihm vertrauen konnte, dass er sie nicht im Stich lassen, sondern sie beschützen würde … Doch wie sollte er, wenn er sich selbst nicht vertrauen konnte?
„Nein!“
Giselles schwach ausgestoßene Weigerung stieß auf sein ebenso atemloses Beharren. „Doch!“
Ihre Stimmen vermischten sich. Stefano verschränkte seine Finger mit ihren. In seinem Kopf flammten Bilder auf, Bilder von verschlungenen Körpern, als er sich vorbeugte und den Mund auf die Haut an ihrem Hals presste.
Es war längst zu spät, um noch einen Rückzieher zu machen. Ihr Atem ging unregelmäßig, als er mit der Zungenspitze die Konturen ihrer Lippen nachzeichnete. War ihr leises Stöhnen das Zeichen von Verweigerung oder Zustimmung? Er wusste es nicht. Wusste
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