Giselles Geheimnis
leisen Lauten, die sich aus ihren Kehlen lösten. Und endlich, endlich waren alle Barrieren gefallen, sie konnten sich dem gemeinsamen Vergnügen hingeben, konnten sich streicheln und liebkosen und einander genießen. Gemeinsam sanken sie auf das Bett.
Stefano zog Giselle auf sich, sie sollte ihre Lust nach eigenem Willen ausleben können. Die Erregung trieb sie an, den brennenden Hunger zu stillen, doch ein uralter Instinkt sagte ihr auch, dass das Vergnügen umso intensiver war, wenn es langsam und genüsslich ausgekostet wurde.
Und der Instinkt erwies sich als richtig. Stefano in die Augen zu schauen, seine Miene zu beobachten, wie er dem eigenen Verlangen ausgeliefert war, während sie ihn langsam in sich aufnahm, belohnte Giselle mit einem ekstatischen Schauer, so als hätte sie bereits den Gipfel erklommen.
Trotz ihrer Unerfahrenheit wusste sie, was sie tun musste, um die gemeinsame Sinnenfreude hinauszuzögern und zu verlängern. Stefano hielt sie fest umschlungen, folgte ihrem langsamen Rhythmus, bis sie es nicht mehr aushielt und ihn heiser anflehte, die süße Qual endlich zu beenden und doch nie aufzuhören.
Und Stefano tat ihr den Gefallen, trug sie höher und höher in ein schillerndes Feuerwerk hinein, in dem sie beide ihre Lust laut hinausstöhnten.
Erschöpft sank Giselle auf Stefano zusammen. Und während sie noch nach Atem rang, wusste sie plötzlich mit glasklarer Sicherheit: Sie liebte Stefano.
Nein. Das durfte nicht sein. Sie durfte ihn nicht lieben. Ein grausamer Schmerz erfasste sie, als das schützende Pflaster von einer Wunde gerissen wurde, die so tief saß, dass Giselle wusste, der echte Schmerz hatte noch nicht einmal angefangen.
Sie liebte Stefano. Und er begehrte sie. Begehren, das war alles. Die Intimität zwischen ihnen konnte und würde nicht von Dauer sein. Doch noch war er hier. Und solange er hier war, würde sie dem Schicksal dafür danken.
„Wenn das so weitergeht, werde ich noch dick und kugelrund“, beschwerte Giselle sich drei Stunden später.
Sie saßen im Bett und schlemmten geräucherten Lachs auf Bagels mit Frischkäse, die Stefano zubereitet hatte, nachdem ihnen aufgefallen war, dass sie das Abendessen verpasst hatten.
„Hm … dann muss ich mir wohl etwas ausdenken, wie du die Kalorien wieder abarbeiten kannst, oder?“, neckte er sie vielsagend.
Er hatte die ganze Zeit über, die sie während des Tages nicht zusammen gewesen waren, an Giselle denken müssen und ungeduldig dem Moment entgegengefiebert, da er sie in seine Arme ziehen konnte. Ein solches Gefühl hatte er noch nie gehabt, es hätte ihn eigentlich zutiefst beunruhigen müssen. Doch seltsamerweise konnte er auch nur an Giselle denken, wenn er mit ihr zusammen war. Nun, wenn sie erst wieder nach London zurückkehrten, würde genügend Zeit bleiben, um die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken und das zu beenden, was eigentlich niemals hätte beginnen dürfen.
Es hatte jedoch begonnen. War er wirklich so sicher, dass er es auch wieder beenden konnte? Natürlich war er das. Eine feste Beziehung stand nirgendwo auf seiner Agenda. Allerdings hatte Giselle ebenfalls nicht auf seiner Agenda gestanden, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Aber das ist auch etwas völlig anderes, dachte er unwirsch. Eine Beziehung und Giselle gehörten in zwei verschiedene Schubladen in seinem Leben.
Warum also sollte er diese beiden Dinge plötzlich im Zusammenhang sehen?
Stefano stellte den Teller mit den restlichen Bagels auf dem Nachttisch ab und zog Giselle in seine Arme.
11. KAPITEL
Heute Nachmittag würden sie nach London zurückfliegen. Stefano hatte den Besuch auf der Insel gestrichen, da er mehrere Meetings arrangieren musste, um eine Lösung für Aldos finanzielle Probleme zu finden.
Jetzt, am Vormittag, wanderte Giselle im warmen Sonnenschein durch die Gassen der Altstadt und versuchte sich davon zu überzeugen, dass sie die Kraft finden würde, ohne Stefano weiterzuleben. Sie wusste, ihr blieb nichts anderes übrig.
Sie hatte sich schon alles genau überlegt. Sobald Stefano ihr mitteilte, dass es vorbei sei, würde sie ihre Kündigung einreichen und ihr Apartment verkaufen. Mit dem Geld würde sie ein kleines Häuschen in Yorkshire kaufen und sich selbst um ihre Großtante kümmern. Weit weg von London und mit der Pflege der Tante beschäftigt, würde sie gar keine Gelegenheit haben, schwach zu werden und sich zur Idiotin zu machen, indem sie Stefano anflehte, sie wieder in sein Bett
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