GK0038 - Die Tochter der Hölle
Mauerwände, traf die auf dem Boden hockende Gilda und schließlich die Gestalt selbst.
Gilda Moore dachte, sie würde den Verstand verlieren.
Ein gräßliches Monster starrte sie an.
Der Schädel gehörte zur Hälfte einer Toten, zur anderen Hälfte einer Frau.
Das gleiche war mit dem Körper geschehen. Halb Skelett, halb Frauenkörper.
In der linken Knochenhand hielt das Monster ein zweischneidiges Schwert.
Gildas Lippen bebten in stummer Erregung. Sie konnte ihren Blick nicht von diesem grauenhaften Untier abwenden, das jetzt langsam auf sie zukam.
In einem letzten verzweifelten Anfall riß Gilda die Hände von ihren Augen, in der Hoffnung, daß alles nur ein Traum sein würde.
Es war kein Traum.
Als Gilda die Augen öffnete, stand die Gestalt direkt neben ihr. Die Schneide des Schwertes blitzte in dem flackernden Lampenschein.
Gilda hob den Kopf.
Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie sah, wie die gräßliche Gestalt das Schwert hob und die Spitze genau auf ihren Hals zielte.
»Bitte, ich… Ahhh!«
Gildas Schrei erstickte in einem Blutstrom, als das Schwert ihre Kehle durchbohrte.
Die unheimliche Gestalt ließ das Mordinstrument sofort los, packte Gilda Moore an den Haaren und trank das aus der Wunde herausströmende Blut.
Gilda Moore wurde förmlich ausgesaugt.
Es dauerte eine Zeit, bis das Monster fertig war. Doch dann war es wie verwandelt. Eine ganz neue Person war entstanden.
Elizabeth Gräfin Barthony!
***
Lord Cheldham blickte auf seine Uhr und sah anschließend seine Frau an.
»Es müßte eigentlich bald soweit sein, Vivian.«
»Gedulde dich noch ein paar Minuten, Gerald.«
Lady Cheldham starrte an ihrem Mann vorbei in imaginäre Fernen. »Der Fluch hat sich erfüllt«, flüsterte sie, »so wie es geschrieben stand. Hier«, sie griff nach einem kleinen schwarz eingebundenem Buch, das in ihrem Schoß lag, »mit Blut hat Elizabeth Barthony selbst die Zukunft vorausbeschrieben, und heute ist die Nacht, in der dies alles eintreffen wird. Sie wird die Herrschaft über Cheldham Castle übernehmen.«
Lord Cheldham war während ihrer Worte unruhig im Zimmer auf und ab gewandert. Jetzt drehte er sich abrupt um.
»Die Herrschaft über Cheldham Castle? Du vergißt, daß ich hier zu bestimmen habe.«
Lady Cheldham lächelte wissend. »Aber nicht mehr lange. Es werden Dinge eintreten, denen du nicht gewachsen bist. Du…«
Leise, tappende Schritte unterbrachen die Ausführungen der Lady.
»Das ist sie«, flüsterte die Frau und stand langsam auf.
Die Schritte stoppten vor der Tür.
Gebannt starrten Lord und Lady Cheldham auf die verzierte Klinke, die sich unendlich langsam nach unten bewegte.
Leise knarrend öffnete sich die Tür.
Die beiden Menschen hielten den Atem an.
Ein nackter Arm wurde sichtbar.
Dann schwang die Tür ganz auf.
Über die Schwelle trat Elizabeth Barthony.
Sie war völlig nackt und hielt in ihrer rechten Hand ein blutbesudeltes Schwert.
»Die Hexe!« hauchte der Lord.
Um Lady Cheldhams Mundwinkel lag ein Lächeln. »Komm«, sagte sie leise. »Komm her, Elizabeth Barthony. Viele Jahre habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Du sollst hier die Herrin werden.«
Die Untote gehorchte. Schritt für Schritt drang sie in das Zimmer. Sie schien Lady Cheldham gar nicht zu sehen, sondern hatte nur Augen für Lord Cheldham.
Der Adelige wich zurück.
Mit brutaler Deutlichkeit wurde ihm plötzlich klar, was das Kommen der Hexe zu bedeuten hatte.
»Vivian«, sagte er. »Sie soll verschwinden. Los, sag ihr das. Sie will mich…«
»Ja«, unterbrach Vivian Cheldham ihren Mann. »Sie wird dich umbringen, und sie soll dich umbringen! Das alles gehört zu meinem Plan.«
Der Lord stieß gegen einen Stuhl. Dumpf fiel das Möbelstück auf den Teppich.
Lord Cheldham bückte sich blitzschnell, packte den Stuhl an der Lehne und schwang ihn über seinen Kopf.
»Du wirst ihr nichts anhaben können«, kreischte Lady Cheldham.
Der Lord schlug zu.
Mit ungeheurer Wucht krachte der Stuhl auf den Kopf der Elizabeth Barthony.
Doch er richtete keinen Schaden an. Nur der Stuhl selbst zerbrach.
Unbeirrt ging die Untote weiter.
Und plötzlich stieß sie zu.
Ehe Lord Cheldham noch eine Abwehrbewegung machen konnte, drang ihm die scharfe Schneide des Schwertes in den Leib.
Ein gräßlicher Schrei drang aus der Kehle des Mannes, als er blutüberströmt zusammenbrach.
Seine Frau stand daneben und lächelte.
***
John Sinclair hatte seinen Wagen vor dem Schloßgrundstück auf einem
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