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GK0061 - Der Gnom mit den Krallenhänden

GK0061 - Der Gnom mit den Krallenhänden

Titel: GK0061 - Der Gnom mit den Krallenhänden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kitty mit erstickter Stimme, »glauben Sie, daß Marion noch lebt?«
    »Ja. Solange wir uns nicht vom Gegenteil überzeugt haben, besteht immer noch Hoffnung.«
    ***
    Das europäische Festland empfing John Sinclair und Kitty Jones mit Nebel und Nieselregen. Sie hatten von Dover nach Calais mit der Fähre übergesetzt und fuhren nun mit dem Bentley weiter.
    Die Landstraßen in der Provinz Calvados waren schlecht. John mußte nicht nur wegen des Nebels langsam fahren, sondern er versuchte auch so gut wie möglich, den vielen Schlaglöchern auszuweichen.
    Kitty fühlte sich unbehaglich. Sie war sehr schweigsam. Hin und wieder rauchte sie eine Zigarette.
    Auch John Sinclair hatte nicht viel gesprochen. Er mußte sich zu sehr auf die Straße konzentrieren.
    »Ist es noch weit, Mr. Sinclair?« fragte Kitty plötzlich.
    »Zwei bis drei Meilen etwa.«
    »Danke.«
    Das Mädchen versank wieder in Schweigen. John sah es von der Seite an und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Mit Bravour nahm der Bentley alle Unebenheiten der Straße. Einmal mußten sie für ein paar Minuten stehenbleiben, da eine Schafherde ihren Weg kreuzte.
    Kitty ließ die Scheibe heruntersurren, steckte den Kopf aus dem Fenster und sah auf die Rücken der Schafe.
    »Was glauben Sie, erwartet uns, Mr. Sinclair?«
    John ging nicht direkt auf die Frage ein, sondern sagte: »Was auch immer geschieht, Kitty. Halten Sie sich heraus. Keine Extratouren und Alleingänge. Ich sage das in Ihrem eigenen Interesse.«
    »Sie werden mit mir zufrieden sein, Mr. Sinclair.«
    John lächelte und fuhr langsam an, da die Schafherde sich auf eine große Wiese verteilt hatte.
    Nach fünf Minuten Fahrt tauchten die ersten Häuser von Beaumont auf. Es waren einstöckige Steinbauten mit kleinen Fenstern und roten Ziegeldächern.
    John ließ den Bentley langsam durch das Dorf rollen. Er sah kaum einen Menschen. Bei diesem Wetter nicht verwunderlich.
    »Hoffentlich gibt es hier ein Hotel«, meinte Kitty.
    »Ein Hotel wohl kaum, aber ein Gasthaus werden wir bestimmt finden. Und die Wirte haben meistens auch Zimmer zu vermieten.«
    »Na, wer sagt’s denn«, sagte John, »da ist ja schon was.«
    John hatte den Bentley auf einen runden Marktplatz gelenkt, in dessen Mitte eine alte Ulme stand.
    Um den Marktplatz herum befanden sich alle wichtigen Gebäude des Dorfes. Bürgermeisteramt, Apotheke, zwei Lebensmittelläden und ein Gasthaus.
    John fand davor einen Parkplatz, schwang sich aus dem Bentley und half Kitty beim Aussteigen.
    Nachdenklich betrachtete er den Gasthof. Es war ein hier in der Gegend selten vorkommendes Fachwerkhaus und schien uralt zu sein. Es war etwas windschief gebaut worden, und über der stabilen Holztür hatte man eine Jahreszahl eingemeißelt. 1634.
    »Da kann man direkt Ehrfurcht bekommen«, meinte Kitty.
    Die Eingangstür besaß eine große gußeiserne Klinke. John drückte sie nach unten. Dann mußte er sich gegen die Tür stemmen, um sie überhaupt aufzubekommen.
    Kitty folgte ihm.
    Sie standen in einem winzigen Vorflur, von dem aber drei Türen abzweigten.
    Die linke führte in die Gaststube.
    Als John und Kitty eintraten, begann ein Glockenspiel zu läuten. Es war die Melodie eines alten französischen Volksliedes.
    Die Einrichtung der Gaststube war rustikal. Auf einem stabilen Eichentresen standen zwei große Weinfässer. Das Regal dahinter war gefüllt mit Schnapsflaschen. John fiel auf, daß sie alle kein Etikett besaßen.
    An den massiven Wänden der Gaststube hingen alte Schifferlampen, und der Boden bestand aus dicken Holzbohlen. An der etwas welligen weißgetünchten Decke zogen sich die Lichtleitungen hin.
    Man hatte sie nicht unter Putz gelegt. Insgesamt gesehen, machte diese Gaststube einen gemütlichen Eindruck.
    »Gefällt es Ihnen, Kitty?« fragte John leise.
    »Ja, es ist ganz nett.«
    Aus einer Seitentür kam der Wirt. Er sah aus wie ein typischer Franzose. Seine Oberlippe zierte ein dichter Schnurrbart, und auf dem Kopf trug er eine Baskenmütze.
    Sein faltiges sonnenbraunes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als er die beiden Neuankömmlinge sah.
    »Guten Tag, Madame, guten Tag, Monsieur«, sagte er freundlich und zog seine Mütze vom Kopf.
    John, der leidlich Französisch sprach, erwiderte den Gruß.
    »Womit kann ich den Herrschaften dienen?« fragte der Wirt.
    »Können wir bei Ihnen zwei Zimmer bekommen?«
    »Aber sicher, Monsieur. Entschuldigen Sie meine Neugierde, sind Sie nicht verheiratet?«
    »Nein«, antwortete John.

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