GK0070 - Die Armee der Unsichtbaren
worden, daß sie den Bullen hier in den Wagen verfrachten sollten.
Als Jorge einstieg, saß einer der Unsichtbaren bereits auf dem Beifahrersitz.
Der andere wollte gerade in den Wagen klettern, da entdeckte er John Sinclair.
Der Mann wußte sofort, was er zu tun hatte.
Er hetzte durch die Garage und kümmerte sich nicht um den startenden Volvo.
Nie hätte John Sinclair damit gerechnet, daß man ihm hier auflauern würde.
Deshalb hatte der Hieb auch voll gesessen.
Der Unsichtbare lief wieder zurück. Wie durch Zauberei verschwand der Totschläger, den er noch von oben aus der Wohnung mitgenommen hatte.
Der Volvo wartete an der ersten Kurve mit laufendem Motor. Der Unsichtbare öffnete die rechte hintere Tür und ließ sich auf den Rücksitz fallen, direkt neben den bewußtlosen Bill Conolly.
»Hat alles geklappt?« fragte Jorge.
Der Unsichtbare lachte. »Und ob. Dieser Kerl wußte gar nicht, wie ihm geschah.«
»Warum hast du ihn nicht umgelegt?« knurrte Jorge und fädelte sich bereits auf der Straße in den fließenden Verkehr ein.
»Wir sollten doch keine Toten hinterlassen.«
»Quatsch. Der Inspektor dahinten sollte noch nicht krepieren. Bei anderen ist das doch egal«, erwiderte Jorge gefühllos. Dann meinte er: »Ich möchte nur mal wissen, wer dieser Kerl war. Kämpfen konnte er. Hätte mir fast den Arm abgeschlagen.«
»Vielleicht war’s ein Kollege von Sinclair«, vermutete der auf dem Beifahrersitz hockende Unsichtbare.
»Möglich«, gab Jorge zu. »Aber das soll uns nicht weiter aufregen.«
Auf das Naheliegendste kamen die Verbrecher nicht.
Der Volvo rumpelte mit abgeblendeten Scheinwerfern über den mit Schlaglöchern übersäten Weg. Jorge war zufrieden. Er hatte den verhaßten Bullen geschafft.
Jetzt würde sich Dr. Moron mit dem Kerl beschäftigen, und anschließend hatte er dann freie Bahn. Jorge grinste in sadistischer Vorfreude.
Bill Conolly war noch immer bewußtlos. Er lag auf dem Rücksitz und atmete ab und zu schwer auf.
Die Nacht war ziemlich hell. Ein blasser Halbmond und unzählige Sterne glitzerten am Himmel.
Wie eine schwarze Wand ragte das Fabrikgebäude aus der Dunkelheit. Der Wagen fuhr auf ein großes Eisentor zu, das sich durch einen fotoelektrischen Kontakt lautlos zur Seite bewegte.
Jorge steuerte den Volvo in eine Halle, drehte ihn wieder der Ausfahrt zu und stieg dann aus.
Die beiden Unsichtbaren folgten. Einer beugte sich noch mal in den Wagen, packte Bill Conollys Beine und zog den Reporter nach draußen.
Bevor Bill mit dem Hinterkopf aufschlagen konnte, fing der andere ihn auf.
»Schafft ihn in die Halle!« befahl Jorge. Durch eine schmale Tür gelangten sie in den großen Raum. Dr. Moron saß noch immer hinter seinem Pult. Mit zusammengekniffenen Augen sah er auf den in der Luft schwebenden Bill Conolly.
Die anderen, noch sichtbaren Männer bildeten eine Gasse, durch die der Bewußtlose getragen wurde.
Dr. Moron stand auf. Durch eine versteckt angebrachte Tür betrat er den größeren Teil der Halle.
Die Männer hatten Bill inzwischen auf den Boden gelegt. Einer hatte einen Eimer Wasser geholt, den er soeben über dem Reporter auskippte.
Der Schwall klatschte Bill ins Gesicht.
Ein Teil des Wassers spritzte zur Seite und benetzte die Unsichtbaren.
Etwas Seltsames geschah. Die Körperteile, die mit dem Wasser in Berührung gekommen waren, wurden auf einmal sichtbar. Man sah den rechten Fuß eines Mannes und ein Stück Oberschenkel. Bei dem anderen war nur eine Hand zu erkennen. Es war ein makabres Bild.
Unwillkürlich wichen die sichtbaren Männer zurück, bis sie Dr. Morons Lachen einhalten ließ.
»Seid ihr denn Memmen? Ich habe euch doch ge…« Dr. Moron verstummte wie abgeschnitten. Seine Augen weiteten sich ungläubig. Fassungslos sah er auf den am Boden liegenden Bill Conolly. Erst jetzt konnte Dr. Moron den Mann richtig erkennen. Das Gesicht des verbrecherischen Wissenschaftlers lief blaurot an, wurde zur Grimasse.
»Ihr verdammten Idioten!« keifte er mit sich überschlagender Stimme. »Seid ihr denn des Teufels? Wißt ihr, wen ihr da mitgebracht habt?«
Dr. Moron ging langsam auf den zurückweichenden Jorge zu, in dessen Augen sich die nackte Angst stahl. »Wir haben – wir…«
»Ihr habt den Falschen erwischt!« brüllte Dr. Moron. »Das ist nicht Inspektor Sinclair.«
Die Männer erschraken. Sie wußten, was das bedeutete. Der Inspektor war jetzt gewarnt.
»Ich verlange eine Erklärung«, sagte Dr. Moron, der sich wieder
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