GK0100 - Der See des Schreckens
nach hatte Doktor Tod sie alle in seine Gewalt gebracht. Er bediente sich dazu eines einfachen Mittels.
Rauschgift!
Schon jetzt waren alle acht Rocker völlig abhängig von den harten Drogen.
Doktor Tod saß in einem kleinen Raum und beobachtete die Rocker durch ein verstecktes Guckloch. Noch waren sie nicht soweit. Noch hatte das Heroin nicht richtig gewirkt. Doch in spätestens einer halben Stunde würden sie bereit sein, daß Brandmal des Teufels zu empfangen.
Doktor Tod war ein Mann, vor dem man sich fürchten konnte. Seine bleiche dünne Haut spannte sich über dem blanken Schädel, und die tiefschwarzen, an Kohleschächte erinnernden Augen bildeten den starken Kontrast. Doktor Tod bevorzugte dunkle Kleidung, was zu seiner ganzen Art paßte.
Woher der Mann kam, wußte niemand. Er war plötzlich dagewesen. Wie er selbst sagte, von Asmodis geschickt, um den Weg für den obersten aller Dämonenherrscher vorzubereiten. Denn die Erde sollte wie vor Urzeiten ein Tummelplatz für Geister und Dämonen werden, die jetzt noch in einem Schattenreich lebten.
Doktor Tod hatte seine Aufgabe, und es gab nur wenige Menschen, die davon wußten.
Die Minuten verstrichen. Doktor Tod beobachtete, wie die Rocker immer mehr den Wirkungen des Rauschgifts verfielen, wie ihre Handlungen unkontrollierter wurden und sie mehr und mehr die Beherrschung verloren.
Dann war die Zeit reif. Endlich konnte er ihnen das Brandmal aufdrücken.
Tief im Keller des Hauses war Doktor Tods Reich. Hier hatte er seinen eigentlichen Wirkungskreis, denn von dieser Stelle aus setzte er sich mit den finsteren Mächten in Verbindung.
Dunkelrot glühte das Dämonenfeuer in einem offenen Kamin. Es entwickelte keinen Rauch, denn die Flammen kamen aus der Hölle und gehorchten den finsteren Beschwörungsformeln ihres Meisters.
Der Raum war erfüllt von einem flackernden Schein.
Doktor Tod holte den ersten Rocker. Mit glänzenden Augen und schweißnassem Gesicht trat der junge Mann über die Schwelle.
Doktor Tod griff nach einem Brandeisen.
»Entblöße deine Brust!« befahl er mit dumpfer Stimme.
Der Rocker riß sich die Lederjacke auf. Darunter trug er nichts.
Doktor Tod hob das Brandeisen, hielt es für einige Sekunden in die Flammen.
»Komm her!«
Der Rocker gehorchte. Schweiß trat plötzlich auf seine Stirn. Tief im Innern mußte er wohl spüren, daß hier etwas vor sich ging, das schrecklich und grausam war.
Das kunstvoll geschmiedete Ende des Eisens glühte. Es zeigte die Fratze des Teufels mit den beiden Hörnern.
»So werde denn einer von Asmodis Dienern!« flüsterte Doktor Tod. »Und nimm die Satans-Taufe entgegen!«
Der Rocker riß den Mund auf, wollte etwas sagen, doch im gleichen Augenblick drückte ihm Doktor Tod das Eisen auf die Brust.
Der Rocker war gebrandmarkt. Mit dem Zeichen des Satans…
***
Das Dröhnen des Motors, das plötzliche Rauschen des Wassers, der drohende Bug des Schiffes – all dies vereinigte sich bei Shirley Adams zu einem Kaleidoskop des Schreckens.
Ihre durchgestandene Angst entlud sich in einem markerschütternden Schrei, der über die Wasseroberfläche tanzte und im dichten Nebel zerflatterte.
Shirley streckte die Arme vor, spreizte in einer abwehrenden Geste die Hände, um das drohende Unglück aufzuhalten – und reagierte doch im allerletzten Augenblick instinktmäßig goldrichtig.
Sie hechtete seitlich ins Wasser. Die kalten Fluten schlugen über ihr zusammen.
Einen Herzschlag später jagte das Motorboot über das kleine Schlauchboot hinweg und zerfetzte es restlos.
Shirley Adams begann automatisch unter Wasser weiterzuschwimmen. Der reine Überlebenswille peitschte sie voran. Sie wußte, wenn sie auftauchte, lauerte bereits der Mörder auf sie. Shirley machte sich keine Gedanken, weshalb man sie umbringen wollte. Sie wollte nur ihr eigenes Leben retten.
Die Luft wurde knapp. Zu lange schon hatte Shirley sie angehalten.
Sie mußte auftauchen.
Wie ein Pfeil schoß sie an die Oberfläche.
Das Dröhnen des Motors schmerzte in ihren Ohren. Das Boot hatte eine Drehung gemacht und fuhr genau wieder auf Shirley zu.
Wie ein Ungeheuer schoß es aus der Nebelwand.
Shirley tauchte weg.
Wieder verfehlte sie der scharfe Rumpf des Bootes nur um einige Handspannen.
Diesmal hatte Shirley aufgepaßt und tiefer eingeatmet. Sie schwamm doppelt so lange unter Wasser, und als sie dann auftauchte, war das Killerboot zwar noch zu hören, aber nicht zu sehen.
Tief pumpte Shirley die Lungen voll Luft. Für
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