GK0100 - Der See des Schreckens
sich von den Wangen bis zum Kinn hin.
Der Kaffee kurbelte die Lebensgeister an. Bill hatte in jede Tasse noch einen Schuß Cognac gegeben, was die Wirkung noch steigerte.
John Sinclair schlürfte schweigend das heiße Getränk. Er war mit seinen Gedanken schon ganz woanders. Er dachte an die Auseinandersetzung mit Doktor Tod.
Die Polizisten verabschiedeten sich nach zehn Minuten. Sie wurden woanders gebraucht, denn noch immer herrschte auf dem Zeltplatz ein Chaos.
»Und du?« sagte Bill. »Ich seh’ dir doch an, daß du etwas auf Lager hast.«
»Ja, Adlerauge«, erwiderte John grinsend. »Ich weiß mit großer Wahrscheinlichkeit, wo sich Doktor Tod versteckt hält.«
»Na, wenn das kein Ding ist.« Bill rieb sich die Hände. »Dann lerne ich ja diesen sauberen Gentleman auch mal kennen.«
John wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als Bill ihm gegen die Brust tippte. »Hör auf, ich weiß, was du sagen willst. Aber ich bleibe nicht hier. Ich stecke genauso in dem Fall drin wie du.«
»Ja, ist gut. Bei dir redet man ja sowieso gegen eine Wand. Dann wollen wir mal.«
»Jetzt schon?«
»Denkst du, ich warte, bis der Winter kommt?«
Der Reporter schüttelte noch schnell den Rest des Kaffees in die Kehle, verbrannte sich prompt den Gaumen und lief dann fluchend hinter John Sinclair her.
Diesmal sollte Doktor Tod nicht entkommen!
***
Der Rocker kauerte hinter einem Baum!
Er war einer der Vorposten, die Doktor Tod rings um das Haus verteilt hatte. Denn der Menschenhasser wußte, daß John Sinclair seine Spur finden würde. Und dann lief er in die Falle.
Die Teufelsfratze auf der Brust des Rockers glühte tiefrot. Unaufhörlich strömten die bösen Gedanken in das Gehirn des willfährigen Werkzeugs.
Der Rocker war kein Mensch mehr. Er war zu einer Kreatur der Hölle umfunktioniert worden.
Dicht vor ihm befand sich der schmale Weg, der zu dem alten Haus führte. Mit einem Wagen kam man nicht bis an das Haus heran. Der Inspektor mußte also zu Fuß gehen. Und darauf baute Doktor Tod seinen Plan auf.
Langsam stahl sich die Morgendämmerung in den Wald. Die ersten Vögel begannen zu zwitschern, und vereinzelte Sonnenstrahlen fielen wie glitzernde Speere durch das Blätterdach.
Der Rocker hockte völlig regungslos in seinem Versteck. Wenn es sein mußte, würde er bis zum anderen Tag warten.
Seine übrigen fünf Kumpane waren an anderen Stellen gut verteilt. Es würde schwer sein, überhaupt einen Zipfel von ihnen zu entdecken.
Die Zeit verstrich.
Mittlerweile war es hell geworden, und die Sonne hatte schon Kraft.
Der Rocker begann zu schwitzen, doch seiner Aufmerksamkeit tat das keinen Abbruch.
Plötzlich horchte er auf.
Schritte waren an sein Ohr gedrungen.
Der Rocker zog sich unhörbar ein Stück zurück, legte sich auf den Boden und peilte zwischen den Zweigen eines Strauches hindurch.
Die Schritte kamen näher. Kleinere Äste knackten unter den Sohlen der Person.
Und dann sah der Rocker den Mann auftauchen. Er hob ein wenig den Kopf, um ihn genau erkennen zu können.
Im gleichen Augenblick zuckte er zusammen.
Das war nicht John Sinclair, der dort kam. Es war ein Mann, den er nie gesehen hatte.
Der Rocker wurde nervös. Was sollte er machen? Doktor Tod hatte nur immer von John Sinclair gesprochen.
Trotzdem, er mußte diesen Ankömmling melden.
In der rechten Hand hielt der Rocker ein Sprechfunkgerät. Er wollte es gerade einschalten, als plötzlich etwas Kaltes gegen seinen Nacken drückte. Und eine leise, gefährlich klingende Stimme sagte: »Ich würde es lieber lassen, mein Freund…«
***
Der Rocker erstarrte. Unendlich langsam drehte er den Kopf. John Sinclair, dieser verhaßte Polizist, starrte ihn an.
Unhörbar hatte sich der Inspektor angeschlichen. Und er war durch den anderen abgelenkt worden.
Ein teuflisches Spiel.
»Steh vorsichtig auf«, sagte der Inspektor, »und laß dein Sprechgerät liegen!«
Der Rocker gehorchte. Er hatte höllische Angst vor der mit Silberkugeln geladenen Pistole. Zwei seiner Kumpane waren durch diese Waffe schon getötet worden.
Der Rocker trat hinter dem Baum hervor. Auf dem Weg wurde er von Bill Conolly in Empfang genommen. Der Reporter drehte dem Mann blitzschnell die Arme auf den Rücken und ließ Handschellen – John führte immer welche mit sich – um seine Handgelenke schnappen.
Der Geister-Jäger hatte das Sprechfunkgerät aufgenommen und trat ebenfalls auf den Weg. Mit einem Ruck zog er den Reißverschluß der Lederjacke ganz
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