GK0120 - Die Geisterhöhle
verschwunden.
Die Monster-Rocker hatten ihre schweren Maschinen draußen abgestellt und waren fluchtbereit. Ihr Ziel, Bill Conolly zu kidnappen, hatten sie nicht erreicht, doch Sheila Conolly befand sich in ihren Klauen…
Ginny und Tom Tarras saßen im Fond des Bentley. Dave Lipton hockte auf dem Beifahrersitz, und John steuerte.
Der schwere Wagen schnurrte satt und sicher über die Straßen. Sie fuhren in den beginnenden Morgen hinein. Es war ein phantastischer Sonnenaufgang, doch die vier Menschen hatten keinen Blick dafür. Ihre Gedanken drehten sich um andere Probleme.
Wären sie fünf Minuten früher losgefahren, so hätte es noch zu einer Begegnung mit den drei Rockern kommen können. So aber waren die Rocker schon vorher nach Osten abgebogen, und John Sinclair näherte sich nichtsahnend mit seinen Begleitern dem Haus der Conollys.
Schon bald erreichten sie die schmale Zufahrtsstraße, die zum Grundstück hinaufführte.
John wunderte sich, als im Scheinwerferlicht das offenstehende schmiedeeiserne Tor auftauchte. Sollte Bill weggefahren sein? In John Sinclair machte sich ein ungutes Gefühl breit. So kannte er seinen Freund gar nicht.
Der Oberinspektor bog auf den gepflegten Kiesweg ein und fuhr geradewegs zum Haus hoch.
Und da sah er seinen Freund.
Mit beiden Armen rudernd kam er aus dem Haus gewankt.
Der Oberinspektor bremste. Ohne eine weitere Erklärung abzugeben, sprang er aus seinem Bentley.
»John«, krächzte Bill Conolly.
Der Geisterjäger faßte seinen Freund an beiden Schultern. Er sah Bills blutenden Hals, das schmerzverzerrte Gesicht und keuchte: »Was ist geschehen?«
»Sie – sie haben Sheila?«
»Wer hat Sheila?«
»Rocker.« Bill hustete. »Rocker mit Totenköpfen auf den Schultern. Gräßliche Monster, John!«
Der Oberinspektor hatte das Gefühl, von einem Hammerschlag getroffen zu werden. Bill sprach von Monster-Rockern. Und eben hinter diesen Rockern waren sie her.
»Komm erst mal ins Haus, Bill«, sagte John Sinclair und stützte seinen Freund. Den anderen bedeutete er durch Handzeichen, ihnen zu folgen.
Im Bungalow ließ Bill sich in einen Sessel fallen. John holte aus dem Bad die Hausapotheke und verband notdürftig die Wunden des Reporters. Dann goß er ihm einen dreifachen Whisky ein.
»Trink das.«
Bill schluckte dankbar. Langsam kehrte Farbe in sein blasses Gesicht zurück.
Ginny, Dave Lipton und Tom Tarras standen schweigend im Hintergrund. Sie ahnten wohl die Zusammenhänge, wußten jedoch nichts zu sagen.
Und dann berichtete Bill. Er machte immer wieder Pausen und verzog das Gesicht. Die Schmerzen an seinem Hals mußten doch stärker sein, als er zugeben wollte.
»Ich verstehe das einfach nicht«, meinte der Reporter zum Schluß. »Welches Motiv haben diese Monster-Rocker gehabt? Die kommen doch nicht ohne Grund her und greifen wildfremde Leute an. Was sagst du dazu, John?«
Auch der Geisterjäger zuckte die Achseln. »Ich tappe ebenfalls im Dunkeln.« Der Oberinspektor warf Dave Lipton einen fragenden Blick zu, doch der junge Polizeibeamte hob nur die Schultern. Auch ihm war das ganze ein Rätsel.
Dann erzählte John. Bill Conolly war überrascht, daß John an dem gleichen Fall arbeitete. Der Zufall hatte hier seine Fäden gesponnen. John Sinclair und Bill Conolly hatten sich in dem Netz verstrickt und mußten es nun entwirren. Eine weitere unbekannte Größe war Sheila. Was hatten die Monster-Rocker mit ihr vor? John hatte – bevor Bill seine Erlebnisse berichtet hatte – die zuständigen Stellen telefonisch mobil gemacht. Inzwischen war schon eine Großfahndung angelaufen. Ob sie Erfolg brachte, mußte sich erst noch zeigen. Auf jeden Fall war es für die Rocker gefährlich, sich am Tag irgendwo öffentlich zu zeigen. Sie mußten sich schon versteckt halten und konnten nur nachts operieren. Aber es gab Tausende von Verstecken in der Riesenstadt London, und die Jagd glich der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
John überlegte schon die ganze Zeit. Mit langen Schritten ging er in Bills Arbeitszimmer hin und her. Gedankenverloren drehte er das Whiskyglas in seiner Hand. »Irgendwie muß es eine Verbindung zwischen den Vorfällen in Scalford und hier geben, Bill. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß die Rocker aus purer Lust und Laune sich dieses Haus ausgesucht haben, um Sheila so mir nichts dir nichts mitzunehmen. Nein, Bill, es muß ein Motiv geben.«
»Aber welches?« rief der Reporter verzweifelt. »Was habe ich mit Scalford
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