GK0122 - Der Fluch aus dem Dschungel
Mantels. Er war bereit, sofort zu ziehen, falls es die Situation erforderte.
Mit schnellen Schritten näherte sich John Sinclair der Eingangstür. Er wollte sie passieren, um unter das Fenster zu gelangen, durch das Sheila entkommen war.
Im gleichen Augenblick wurde die Tür aufgerissen.
John Sinclair kreiselte herum.
Er sah genau in die angstgeweiteten Augen eines Mannes.
***
Der Oberinspektor erkannte den Kerl sofort. Es war Achmed Radu. Sheila hatte alle drei Männer genau beschrieben.
Radu stand in dem Türrechteck und starrte John an wie einen Geist. Regenfäden klatschten dem Araber ins Gesicht, er schien sie kaum zu spüren.
John nahm seine Hand bewußt langsam aus dem Mantelausschnitt. Er wollte den Gangster jetzt nicht provozieren.
Radu bewegte die Lippen, und in seinen Augen leuchtete der blanke Irrsinn. Er mußte Schreckliches erlebt haben und noch jetzt unter einem Schock stehen.
»Gehen Sie ins Haus«, sagte John, vom Regen völlig durchnäßt.
Achmed schien ihn nicht gehört zu haben. Er brach urplötzlich in ein schrilles geiferndes Gelächter aus. »Der Teufel!« kreischte er, »es war der Teufel! Er ist unten im Keller. Ja, geh nur hinein, Mister.«
John machte kurzen Prozeß. Er schob Radu einfach über die Schwelle.
Der Gangster kreischte noch immer. Dieser Mann schien den Verstand verloren zu haben.
Die große Wohndiele nahm die beiden Männer auf. John überflog den Raum mit einem Blick. Er konnte nichts Verdächtiges entdecken. Niemand wartete, niemand hielt sich versteckt.
»Was ist geschehen?« fuhr John Achmed Radu an.
Noch immer gellte das Gelächter des Arabers durch das Haus. Es brach sich an den Wänden zu einem schaurigen Echo und steigerte sich von Sekunde zu Sekunde.
Johns flache Hand klatschte in Radus Gesicht. Das Gelächter endete wie abgeschnitten. Radu ließ die Arme sinken und starrte den Oberinspektor groß an. Mit einer schnellen Bewegung warf er seine tropfnasse Haarmähne aus der Stirn.
Dort wo John Sinclair stand, hatte sich eine Lache gebildet, die vom Rand des Teppichs langsam aufgesaugt wurde.
»Ich frage dich nochmal. Was ist geschehen? Wo sind deine Kumpane? Und wo sind Mister Conolly und Mister van Haarem.«
Radu fletschte die Zähne. »Der Teufel hat sie geholt!« zischte er bösartig. »Alle hat er geholt. Er hat sie in die Hölle gezogen, und nur ich – ich bin ihr entkommen.«
Der Oberinspektor ahnte, daß etwas Schreckliches, Unbegreifliches geschehen sein mußte.
»Rede«, sagte er. »Aber alles der Reihe nach!«
Wild schüttelte Radu den Kopf, daß seine nassen Haare gegen die Stirn klatschten. »Geh doch selbst. Geh in den Keller. Dort wirst du alles finden.«
»Was werde ich finden?«
»Den Teufel«, flüsterte Radu. »Ja, den Herrn der Hölle. Aber ich, ich werde gehen. Mich hat er nicht gewollt.« Achmed Radu orientierte sich in Richtung Tür.
»Stopp!« Johns Stimme hielt ihn auf.
Radu kannte solche Befehle und blieb auch prompt stehen. »Willst du Ärger machen?« fragte er flüsternd und mit heiser klingender Stimme.
»Ich kann Sie nicht laufen lassen«, antwortete John. »Ich bin Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard. Sie sind verhaftet, Achmed Radu.«
»Ich bin…« Radu war für einen Moment sprachlos. »Du willst mich verhaften, Bulle? Einsperren?«
»Genau das hatte ich vor«, erwiderte John kalt. »Und jetzt machen Sie keinen unnötigen Ärger, sonst muß ich von der Waffe Gebrauch machen.«
Wieder begann Radu zu lachen. Doch diesmal war es ein zynisches, gemeines Gelächter.
Und dann zauberte er plötzlich eines seiner Messer hervor.
Wie ein Blitz flirrte der Stahl durch die Luft. John hatte die Bewegung kaum sehen können, mit der Radu geworfen hatte. Er spürte nur plötzlich einen mörderischen Schlag an der linken oberen Brustseite und wurde zu Boden geschleudert.
Jetzt ist es aus! schrie es in John. Jetzt haben sie dich erwischt.
John hörte noch Radus Gelächter und sah, wie der Gangster durch die offenstehende Tür nach draußen lief. »So geht es allen Bullen!« brüllte Radu noch zum Abschied.
Im gleichen Augenblick wurde John bewußt, daß er gar nicht tödlich verletzt war. Er hatte zwar den Aufprall gespürt, aber keinen Schmerz. John Sinclair rollte sich zur Seite. Und da merkte er, was ihm das Leben gerettet hatte.
Seine Waffe!
Das Messer war an der Beretta in seiner Schulterhalfter abgeprallt und neben John zu Boden gefallen. Radu, der sich des Treffers völlig sicher gewesen war, war
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