GK0122 - Der Fluch aus dem Dschungel
seine Absätze in den Boden, doch Schläge und Tritte, die seinen Rücken trafen, trieben ihn wieder voran.
Josh van Haarem ging es nicht besser. Auch er versuchte sich zu wehren, doch seine Bemühungen wurden ebenfalls schon im Ansatz erstickt.
Gnadenlos zerrte man sie in die Nähe des Feuers.
Zu ihrer Hinrichtungsstätte.
Die anderen Krieger hatten eine Gasse gebildet, durch die Zombola wie ein König schritt. Die Federn bewegten sich im Wind und ließen den Zauberer aussehen wie einen übergroßen Vogel.
Bill stolperte mehr, als er ging. Die grellen Fratzen der Krieger zu beiden Seiten der Gasse wurden zu verschwommenen Flecken. Sogar der eintönige Singsang hatte wieder eingesetzt. Er brauste in Bills Ohren.
Und dann sah der Reporter den Henker!
Wie ein drohender, unheimlicher Scherenschnitt stand er vor den zuckenden Flammen. Die Klinge des Krummschwertes war noch blutbesudelt.
Bills Atem stockte. Mit diesem Schwert hatte der Henker Jason Lamont und Lern Dayton umgebracht.
Und jetzt waren sie an der Reihe!
Auch Josh van Haarem hatte den Henker gesehen. Plötzlich brüllte er los. Seine Nerven spielten nicht mehr mit. Es war zuviel gewesen.
»Ich will nicht sterben!« brüllte er. »Ich will nicht! Neiiinnn!«
Ein harter Faustschlag traf seinen Mund. Van Haarems Schrei erstickte.
Zombola hatte sich nicht ein einziges Mal umgedreht. Er war sich seiner Sache völlig sicher.
Dicht vor dem Feuer blieben Bill und Josh van Haarem stehen. Obwohl ihre Hände gefesselt waren, wurden sie immer noch von jeweils zwei Kriegern gehalten.
Jemand streute etwas in das Feuer. Augenblicklich schossen die Flammen hoch, und Bill zuckte mit dem Kopf zurück, als eine Hitzewelle ihn streifte. Der Zauberer wandte sich um. Er hob jetzt beide Arme, um zu seinem Volk zu sprechen.
Ob Bill wollte oder nicht, er mußte in dieses bemalte Gesicht des Dämons blicken.
Es war eine gräßliche Fratze, mit Zeichen und Symbolen überdeckt, die Bill noch nicht gesehen hatte. Der Reporter wußte nicht, daß sie gar nicht von dieser Welt stammten, daß sie Symbole der Hölle waren oder Überlieferungen eines Volkes, das vielleicht mal vor Tausenden von Jahren die Erde besucht hatte.
Seltsam, welche Gedanken mir im Augenblick des Todes kommen, dachte Bill.
Sein Schicksal stand für ihn fest. Die Angst, die Hoffnung, beides war verflogen wie ein Staubkorn im Wind. Zurückgeblieben war eine gewisse Gleichgültigkeit, eine Lethargie, die wohl irgendwann jeden Delinquenten erfaßte.
Bill hörte nicht auf die Worte des Magiers. Er dachte plötzlich an Sheila, seine Frau. In einer Vision tauchte ihr Gesicht auf. Sheilas Lippen schienen etwas zu sagen, schienen ihm Mut machen zu wollen, und Bill Conolly lächelte plötzlich, während er gleichzeitig mit den Tränen kämpfte.
»Sheila«, flüsterten seine Lippen. Es war ein letzter Gruß, den ein Mann seiner Frau über Zeit und Raum hinweg schicken wollte.
Das brutale Geschrei des Zauberers durchbrach Bills Gedanken. Die Krieger, – die ihn gehalten hatten, stießen ihn nach vorn, direkt auf Zombola zu.
Der Magier faßte in Bills Haar. Gnadenlos zog er ihm den Kopf nach unten, damit Bill den Oberkörper beugte.
Hinter sich hörte der Reporter Josh van Haarem schreien und toben.
Ein gräßliches Lachen drang plötzlich aus der Kehle des Magiers. Er gab seinem Henker ein Zeichen.
Der Krieger gehorchte. Fest packte er den Griff des Schwertes und hob es an, um zu einem präzisen Schlag ansetzen zu können…
***
Im ersten Moment dachte John Sinclair, ihn träfe der Schlag. Er sollte die Maske zerstören, das einzige Glied in der Verbindungskette zu Bill Conolly.
Unmöglich! schoß es dem Oberinspektor durch den Kopf.
»Was ist? Weshalb zögern Sie?« Professor Zamorras Stimme klang drängend und fragend zugleich.
»Ich…« John Sinclair hob die Schultern, wollte etwas erklären, schwieg aber dann, weil er zu der Überzeugung kam, daß es doch keinen Zweck hatte.
Wie unter einer schweren Last stehend holte der Oberinspektor seine Waffe aus der Halfter.
Oft genug hatte ihm diese Pistole schon das Leben gerettet, und jetzt konnte sie unter Umständen daran schuld sein, wenn sein bester Freund starb. Aber es gab einfach keine andere Möglichkeit mehr. John Sinclair mußte das Risiko eingehen.
John ließ das in der Waffe steckende Magazin herausgleiten. Es war noch mit normalen Bleikugeln gefüllt. John legte das Magazin auf den Tisch und zog ein neues aus der Hosentasche. Dieses war
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