GK0125 - Der Hexenclub
und uns dabei helfen?« fragte John.
»Ja, Sie können sich auf mich verlassen.«
»Fein. Wir werden uns jetzt gemeinsam die beiden Toten ansehen. Vielleicht kennen Sie die Männer.«
»Ich hatte mit Slickys Freunden kaum Kontakt.«
»Aber einen Versuch können wir machen.«
Blondie nickte schweigend.
John hätte der Blonden den Anblick liebend gern erspart, aber im Moment war es die einzige Chance in dem Fall, weiterzukommen.
Blondie starrte auf den ersten Toten, der neben dem Wagen saß. Die Frau hatte die Handknöchel gegen den Mund gepreßt und schluckte krampfhaft. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein«, preßte sie hervor, »ich kenne den Mann nicht.«
John Sinclair umfaßte Blondies Schulter. »Jetzt noch den zweiten«, sagte er und bemerkte, daß inzwischen mehrere Wagen mit Bereitschaftspolizei eingetroffen waren. Die Beamten räumten die Straße. Gleichzeitig hielten sie eventuelle Zeugen fest.
Auch den zweiten toten Killer kannte Blondie nicht.
»Es ist schon gut«, sagte John und gab die Frau in die Obhut einiger Polizisten.
Er selbst zündete sich eine Zigarette an. Sie tat ihm gut nach all der durchgestandenen Anstrengung. Dann sah sich John die Toten noch einmal ganz genau an.
Die Vermutung, die er schon vorher gehabt hatte, wurde zur Gewißheit. Die Killer waren Ausländer. John tippte auf einen vorderasiatischen Staat. Es schien tatsächlich der Fall zu sein, daß es sich hier um eine Spionageaffäre handelte.
John wußte von anderen Kollegen, daß dies immer ein verdammt heißes Eisen war. Meist liefen sogar die Fäden in irgendeiner Botschaft zusammen. Hier hockten dann die Drahtzieher, unterstanden der Immunität, und man kam an sie nicht heran.
Wenig später nahm die Mordkommission ihre Arbeit auf. Zum Glück fand man bei den Toten Papiere. Die Männer hießen Achmed Naida und Ben Sachat. Sie hatten die libanesische Staatsbürgerschaft und besaßen nur ein befristetes Aufenthaltsvisum für die Britischen Inseln.
Welche Verbindung hatte Slicky zu den beiden gehabt? John nahm an, daß der kleine Ganove nur als Bote fungiert hatte. Sein Anruf vorhin war ein höllischer Fehler gewesen. Die Killer brauchten nur zwei und zwei zu addieren, um herauszubekommen, daß Slicky einen Gefahrenpunkt darstellte.
Es war eine verteufelte Situation, in der John Sinclair steckte. Die Spur Slicky war vorerst abgerissen. Auch wenn Slicky durchkam, würde es Tage dauern, bis man ihn wieder vernehmen konnte. Aber da war noch die Spur Paul Robinson. John war sicher, daß der Mann Dreck am Stecken hatte. Er mußte ihn einfach sprechen.
John blickte auf seine Uhr. Die Nacht neigte sich schon dem Ende zu. Ein neuer Tag graute im Osten. John regelte noch alles Notwendige mit dem Leiter der Mordkommission. Dann rief er Superintendent Powell in dessen Privatwohnung an. Er brauchte jetzt Rückendeckung, wenn er mit Robinson ein ernstes Wort reden wollte.
Powells Stimme klang nicht einmal verschlafen. John erklärte mit einigen kurzen Sätzen die Sachlage und bekam von Powell schließlich die Vollmachten.
Zufrieden legte der Oberinspektor auf. Er hatte vom Wagen der Mordkommission aus angerufen. Die Beamten waren noch immer im Einsatz. Vor allen Dingen wurden die Zeugen vernommen. Wie John jedoch am Rande mitbekam, war es ein nutzloses Unterfangen. Niemand hatte oder wollte etwas gesehen haben.
»Es dauert natürlich noch einige Zeit, bis wir sämtliche Spuren ausgewertet haben«, sagte der Chef der Abteilung zu John. »Wir schicken Ihnen dann eine Kopie zu.«
»Machen Sie das.«
Der Inspektor stieß John Sinclair an. »Sagen Sie ehrlich, Kollege, da steckt doch mehr dahinter als nur ein normaler Bandenmord.«
Sinclair hob die Schultern. »Sie haben recht, aber leider darf ich Ihnen nichts sagen.«
»Na ja, schon gut. Ich wunderte mich nur, daß Sie auf einmal hier mitmischen. Geister und Dämonen scheinen doch nicht im Spiel zu sein.«
»Wie es aussieht nicht. Aber das kann noch kommen. Egal, Inspektor, es bleibt bei unserer Absprache.«
»Ja.«
John nickte zufrieden, ging dann zu seinem Bentley und fuhr los. Er wollte nach Hause, sich dort zwei Stunden hinlegen, um Paul Robinson am Vormittag doch in seinem Büro aufzusuchen. Denn mittlerweile hatten sich die Vorzeichen zu stark geändert.
***
Dean Jagger wußte, daß sich Ruth immer um die Mittagszeit in einem kleinen Studentencafe aufhielt. So war es auch heute.
Ruth saß inmitten einer Clique von jungen Leuten. Die Stimmung war großartig,
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