GK0125 - Der Hexenclub
mußte laut sprechen, um die Musik zu übertönen.
Dean gab keine Antwort.
Ruth hob die Schultern. »Dann eben nicht«, murmelte sie, ließ sich nach hinten fallen und schwang die Beine hoch. Der Rock rutschte in die Höhe.
Ruth machte sich nichts daraus. Diese Pose war sogar beabsichtigt. Sie hatte sich vorgenommen, heute bei Dean Jagger zu bleiben. Und sie wollte ihm das auch deutlich genug zeigen, denn Dean gehörte leider zu den Typen, die von sich aus kaum den Anstoß gaben.
Immer noch schwang die süßliche, Geigenmusik durch das Zimmer. Mantovani zog wirklich alle Register seines Dirigentenkönnens.
Ruth schwang die Beine zur Seite und setzte sich auf. Sie hatte Durst und wollte sich einen Drink nehmen. Dean hatte immer einige Flaschen in einer kleinen Kommode stehen.
Auf Nylons ging Ruth Foster durch den Living-room. Zufällig fiel ihr Blick durch den Korridor auf die Badezimmertür.
Ruth stutzte.
Langsam, wie in Zeitlupe, bewegte sich die Türklinke nach unten.
»Willst du mich erschrecken, Dean?« rief Ruth Foster und machte ein paar Schritte auf die Badezimmertür zu.
Mit einem Ruck wurde sie aufgestoßen. Dean Jagger stand im Türrechteck. In der rechten Faust hielt er ein Rasiermesser.
Ruths Augen weiteten sich vor Schreck. Ihr Herzschlag drohte auszusetzen. Sie sah das mordgierige Funkeln in den Augen ihres Freundes und wußte, daß der Tod vor ihr stand.
Dean Jagger stieß einen unmenschlichen Laut aus. Dann sprang er auf die wehrlose Ruth Foster zu.
Ein gellender, mörderischer Schrei löste sich aus der Kehle des Girls…
***
Es war, als würde der gellende Schrei Dean Jagger aus seinem Mordrausch reißen. Für Augenblicke wurde sein Blick wieder normal. Er stoppte, starrte auf das Messer in seiner Hand, sah dann Ruth an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
Doch die Worte erstarben.
Plötzlich hörte Dean die Stimme der Hexe. Sie schien aus unendlicher Ferne zu kommen, verscheuchte seine eigenen Gedanken und lähmte den Widerstandswillen.
Der Trank fließt in deinen Adern, Dean Jagger! Du gehörst mir! Denk an deinen Auftrag!
Dean Jagger schüttelte den Kopf. Der junge Mann wurde hin- und hergerissen, versuchte gegen die Signale des Bösen anzukämpfen.
Ruth Fosters Schrei brach ab. Das Mädchen zitterte am gesamten Körper. Es hatte die Arme halb erhoben und die Hände zu Fäusten geballt. Sie begriff nicht, konnte nicht verstehen, was mit ihrem Freund vorgefallen war. Ruth Foster war ein aufgeschlossenes modernes Mädchen, das trotz allem Leid und Elend in der Welt immer noch an das Gute glaubte.
Und jetzt das!
Dean Jagger keuchte. In Strömen lief der Schweiß von seinem Gesicht. Er hatte Ruth den Weg zur Tür abgeschnitten. Breitbeinig stand er in dem kleinen Korridor, dem Verbindungsgang zwischen Living-room und Badezimmer.
»Ja«, keuchte Dean plötzlich. »Ich werde es tun. Ich gehöre dir, Lukretia! Nur dir!«
Lukretia? Ruth Foster schauderte. Wer war diese Person? Und was hatte sie mit Dean Jagger zu tun?
Ruth kam nicht mehr dazu, sich weitere Gedanken zu machen, denn Dean griff plötzlich an.
Das Rasiermesser beschrieb einen flirrenden Halbkreis, raste mit ungeheurer Geschwindigkeit auf das Mädchen zu.
Ruth sprang zurück. Sie stieß mit dem Rücken gegen die Türfüllung, strauchelte durch den Anprall und fiel hin.
»Aaaahhh!« Dean Jaggers Wutschrei gellte durch die Wohnung. Die Klinge des Messers hatte sich in das Holz der Füllung gebohrt. Tief steckte es darin.
Ruth sprang auf die Füße. Soeben sprang der Tonarm des Plattenspielers zurück und Stille kehrte ein.
Dean Jagger zerrte an seinem Messer. Mit einem singenden Geräusch brach die Klinge entzwei.
Jagger heulte vor Wut. Ehe er sich auf die neue Situation eingestellt hatte, war Ruth an ihm vorbeigehuscht und rannte auf die Flurtür zu.
Ihre Hand knallte auf die Klinke. Mit einem heftigen Ruck riß Ruth die Tür auf und warf sich nach draußen in den Flur.
Die Tür prallte innen gegen die Dielenwand, schwang wieder zurück und fiel ins Schloß.
Ruth Foster hatte Sekunden gewonnen.
Schreiend hetzte sie über den langen schmalen Flur. Türen wurden aufgerissen. Erstaunte und erschreckte Gesichter sahen das Mädchen an.
Doch auch Dean Jagger stand schon auf dem Flur. Er sah Ruth auf eine Wohnungstür zulaufen. Mit beiden Fäusten stieß das Mädchen die vor der Tür stehende Frau ins Innere der Wohnung. Dann warf sie sich selbst hinein, knallte die Tür zu und preßte sich mit dem Rücken
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