GK0125 - Der Hexenclub
trotz Orangenflips und Cola.
Dean Jagger blieb draußen vor der Scheibe stehen. Er beobachtete Ruth Foster einige Minuten und winkte dann ein paarmal mit der Hand.
Einer von Ruths Freunden hatte Dean gesehen und stieß das Girl an. Ruth sah in Richtung Scheibe, stutzte einen Moment, sprang dann auf und lief aus dem Lokal.
»Warum kommst du denn nicht rein?« sagte sie zur Begrüßung. »Die anderen werden dich schon nicht fressen. Es sind alles sehr nette Leute.«
»Das glaube ich dir«, erwiderte Dean und blickte Ruth an. Sie trug ein modisch langes Kleid mit roten Tupfen auf blauem Grund. Das Kleid war auf Figur gearbeitet worden, und Dean konnte erkennen, daß Ruth auf einen BH verzichtet hatte.
Sie hatte wohl Deans Blick bemerkt und fragte kokett: »Gefalle ich dir?«
»Und wie.«
Ruth lachte. Für einen winzigen Augenblick schienen leuchtende Funken in ihren Augen zu tanzen, doch dann wurde Ruth schlagartig wieder ernst.
»Wieso bist du hier?« fragte sie und schob Dean ein Stück zur Seite, weg von den Blicken ihrer Freunde.
»Ich habe mir freigenommen.«
Ruth war überrascht. »Das ist ja noch nie passiert. Hattest du einen Grund?«
»Ich wollte dich zum Essen einladen.«
»Prima Idee. Ich habe nämlich großen Hunger. Warte, ich hole nur eben meine Jacke.«
Ruth lief zurück in das Café, wechselte mit ihren Freunden noch ein paar Worte, zahlte und zog sich ihre Wildlederjacke über.
»Mein Wagen steht in einer Seitenstraße«, sagte Dean. »Dort ist auch gleich eine Pizzeria.«
»Du weißt, wie man mich herumkriegt, was?« Ruth hängte sieh lachend bei Dean ein.
Auf dem kurzen Wegstück erzählte sie von der Vorlesung, doch Dean hörte ihr gar nicht richtig zu.
Das Lokal war gut besucht’, und die beiden hatten Glück, daß sie noch einen freien Tisch fanden. Beide bestellten eine große Pizza und italienischen Salat dazu.
Das Essen kam nach zehn Minuten. Ruth hatte wirklich Hunger. Sie schaffte ihre Pizza, während Dean die Hälfte übrigließ.
»Hat es dir nicht geschmeckt?«
Dean lächelte verkrampft. »Schon.«
»Klang aber nicht gerade überzeugend.« Ruth legte beide Unterarme auf die Tischplatte. »Dean, irgend etwas stimmt mit dir nicht. Ich spüre das. So schlecht wie heute hast du noch nie ausgesehen.«
Dean wiegte den Kopf. »Ich habe eben nicht besonders gut geschlafen.«
»Das ist doch eine faule Ausrede. Denk nur mal an gestern abend. Glaubst du im Ernst, ich habe dir die Konferenz abgenommen? Wer weiß, wo du dich herumgetrieben hast. Dean, du verschweigst mir etwas, da bin ich mir vollkommen sicher.«
»Und was sollte ich dir verschweigen?«
»Das werde ich noch herausbekommen. Hast du Ärger? Sorgen? Du bist nicht der Typ, der sieh die Nächte um die Ohren schlägt. Etwas ist faul, und dabei bleibe ich.«
»Da kann ich dir auch nicht helfen«, sagte Dean.
Ruth trank ihr Glas leer und bestellte sich ein neues.
»Wenn der Ober kommt, können wir dann auch gleich zahlen«, meinte Dean.
»Meinetwegen. Aber hast du noch etwas Bestimmtes vor?«
»Eigentlich nicht. Wir könnten aber zu mir fahren.«
Ruth drohte mit dem rechten Zeigefinger. »Ah, so hast du dir das vorgestellt. Du bist ja ein ganz Schlimmer. Erst eine Frau zum Essen einladen und dann die Briefmarkensammlung zeigen.«
Dean grinste verschmitzt. »Ich sammle aber keine Marken.«
»Dann zeig’ mir eben was anderes«, meinte Ruth und stachelte Deans Hand.
Ehe Dean Jagger antworten konnte, kam der Ober mit der Rechnung. Der junge Mann bezahlte und verließ Arm in Arm mit Ruth Foster die Pizzeria.
Es war noch ein herrlicher Herbsttag geworden. Der Wind hatte die Wolken des Vormittags vertrieben, und am postkartenblauen Himmel lachte eine gelbweiße Sonne.
Ruth Foster setzte sich in den Morris und verschränkte beide Hände im Nacken. »Weißt du was, Dean, ich bin so richtig froh, daß du mich abgeholt hast. Diesen Tag werden wir nie vergessen.«
Das Girl hatte recht. Den Tag würde sie auch nicht vergessen…
Sie erreichten Dean Fosters Wohnung innerhalb von zwanzig Minuten. Als der Portier des Apartmenthauses die beiden durch die Halle gehen sah, lächelte er verständnisvoll und dachte an seine eigene Jugend, die auch ziemlich stürmisch gewesen war.
Im Fahrstuhl hauchte Ruth dem jungen Mann einen Kuß auf die Lippen. Wiegend bewegte sie ihren Oberkörper.
»Ich hätte mal richtig Lust, wieder tanzen zu gehen. Machst du mit?«
»Wenn du möchtest.«
»Bravo!« Ruth klatschte in die Hände.
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