GK0125 - Der Hexenclub
John einen Platz an.
Sir Waynbright hielt es nicht für nötig, John die Hand zu geben. Er kam statt dessen sofort zur Sache.
»Wir haben bereits die Akten über die Vorgänge der vergangenen Nacht gelesen. Wir wissen demnach, wer die beiden Männer waren und für wen sie gearbeitet haben. Aber das braucht Sie nicht mehr weiter zu interessieren.«
»Moment mal«, sagte John ein wenig irritiert. »Heißt das, daß ich den Fall abgeben soll?«
»Sie können es so auffassen«, sagte Sir Waynbright.
John hob die Schultern und warf Superintendent Powell einen bezeichnenden Blick zu. Doch Johns Chef hatte sich abgewandt und sah aus dem Fenster. Wahrscheinlich paßte ihm das alles auch nicht.
»Darf man wenigstens den Grund erfahren?« erkundigte sich John und bemühte sich, seiner Stimme einen freundlichen Klang zu geben.
Waynbright zupfte an seinen Manschetten. »Das dürfen Sie nicht. Aber ich kann Ihnen soviel verraten – es geht um gewisse Ölinteressen, und da müssen wir schon mal zurückstecken.«
»Verstehe«, erwiderte John.
»So, Gentlemen«, sagte Waynbright und erhob sich. »Sie sind informiert. Der Fall liegt also jetzt klar.«
Grußlos verschwand der Geheimdienstmann aus dem Raum.
Superintendent Powell und John Sinclair blickten sich an. »Geheimdienst«, sagte John. »Wie konnte es auch anders sein. Erst wird einer ihrer Leute umgebracht, dann spielen sie verrückt, und jetzt müssen wir die Sache sausen lassen. Aber ich denke nicht daran, Sir.«
Powell fürchte die Brauen. »Wie soll ich das verstehen?«
»Erinnern Sie sich nicht an diesen Club, der da erwähnt wurde? Es ist doch klar. Wir brauchen nur drei Dinge miteinander zu verbinden. Diesen obskuren Club, einen gewissen Mister Robinson im Wirtschaftsministerium und die beiden Killer aus der vergangenen Nacht. Die Killer fallen weg. Bleiben Robinson und der geheimnisvolle Club. Hier werde ich den Hebel ansetzen. Und ich habe das Gefühl, als würden wir noch manche Überraschung erleben.«
Powell wiegte den Kopf. »Ich kann Ihnen natürlich keinen offiziellen Auftrag geben.«
»Das brauchen Sie auch nicht. Ich hatte mir sowieso vorgenommen, heute diesen Robinson zu interviewen. Ich werde das ohne große Anmeldung machen. Sollte der Mann wirklich mit drinhängen, bin ich gespannt, wie er auf meinen Besuch reagiert.«
Powells Blick war skeptisch. »Doktor Robinson ist ein einflußreicher Mann. Ich an Ihrer Stelle würde vorsichtig sein.«
»Keine Angst, Sir. Sie können sich da voll auf mich verlassen. Ich bin ja schließlich nicht von gestern. Sie hören wieder von mir, Sir.«
John verließ das Büro seines Vorgesetzten. Mittlerweile war es schon bald Mittag, und John verschob seinen Besuch im Ministerium bis nach der Tischzeit.
Erst wollte man ihn nicht vorlassen.
»Nein«, sagte Robinsons Sekretärin, »es ist unmöglich. Sie können den Doktor jetzt nicht sprechen.«
John präsentierte mal wieder seinen Ausweis, wie auch schon unten in der Halle. »Und dann noch von Scotland Yard«, sagte die Frau. »Aber ich kann ja mal fragen, ob…«
In diesem Augenblick öffnete sich die Doppeltür zu Robinsons Büro. Der Mann stutzte, als er John Sinclair sah, doch dann streifte ein verbindliches Lächeln seine Lippen. »Kann ich etwas für Sie tun, Mister…«
»Mein Name ist Sinclair. Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard.«
»Scotland Yard?« echote Robinson. »Aber was wollen Sie von mir? Habe ich vielleicht falsch geparkt?« Auch Robinson brachte nur diesen Verlegenheitssatz hervor.
John lachte. »Natürlich nicht, Sir. Aber können wir das nicht besser in Ihrem Büro besprechen.«
»Sicher, Herr Oberinspektor. Entschuldigen Sie. Bitte sehr!«
Paul Robinson machte eine einladende Handbewegung. John nickte dankend und ging an dem Beamten vorbei.
Doktor Robinson deutete auf eine kleine Sitzgruppe neben dem Fenster. »Aber nehmen Sie doch Platz, Herr Oberinspektor. Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen lassen?«
»Nein, danke. Es wird nicht lange dauern. Ich habe nur ein paar Fragen.«
»Na, dann schießen Sie mal los«, sagte Robinson, ließ sich in den John gegenüberstehenden Sessel fallen, schlug die Beine übereinander und setzte ein Zahnpastalächeln auf. Er bot John eine Zigarette an, die der Oberinspektor dankend annahm.
John spielte den verlegenen kleinen Beamten, der sich zum erstenmal einem hohen Tier von der Regierung gegenübersieht.
»Es ist eine dumme Sache, Sir, mit der ich Sie belästigen muß«, sagte John
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